Rückkehr in ein geregeltes Leben

Notschlafstelle Maxi 42 nimmt obdachlose Minderjährige auf - Zwei Drittel der Bewohner sind Jungen

Bonn. Ein Doppelbett, ein paar Regale, keine Bilder: Fast erscheint der kleine Raum wie das Zweibettzimmer eines Landschulheims. Und tatsächlich stammen die Betten aus einer Jugendherberge.

Nur dass die Minderjährigen, die in der Notschlafstelle in der Maximilianstraße 42, kurz Maxi 42, unterkommen, nicht zum Spaß dort sind. Nachdem sie entweder von Zuhause fortgelaufen oder aber mit den Regeln im Heim nicht klar gekommen sind, ist die Einrichtung der evangelischen Jugendhilfe Godesheim für sie oft die letzte Chance, ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen.

Justin ist 17. Der Bonner war schon in diversen Heimen untergebracht, füllt beim Jugendamt ganze Akten. In seiner Clique machen Drogen die Runde. Schon bald schmeißt der Jugendliche die Schule, gerät mit den Heim-Betreuern in Konflikt. Zwar kann Justin bei Freunden unterkommen. Aber auch denen wird er bald lästig: Er besitzt keinen Cent, liegt ihnen auf der Tasche. So ähnlich sieht die Biografie vieler Bewohner der Notschlafstelle aus.

"Drogen führen im Jugendalter sehr schnell dazu, das man hier landet", sagt Gregor Winand, Teamleiter des Maxi 42. Junge Menschen würden jedoch häufig nicht erkennen, dass sie ein Drogen-Problem haben. Über zwei Etagen stehen elf Betten sowie diverse Not-Matratzen für die 14- bis 18-Jährigen bereit. Trotz fester Öffnungszeiten würden auch noch mitten in der Nacht Neuankömmlinge im Maxi 42 aufgenommen. "Draußen bleiben muss keiner", so der Sozialarbeiter. Weswegen stets einer der sechs Mitarbeiter, Sozial-Pädagogen und Sozialarbeiter, im Büro übernachtet.

"Es geht wirklich um Basisversorgung", sagt Winand. Die Jugendlichen erhalten ein warmes Abendessen sowie Frühstück, können duschen und ihre Kleidung waschen. Tagsüber ist die Notschlafstelle jedoch geschlossen. Denn das Maxi 42 ist nur eine vorübergehende Unterbringung infolge einer Inobhutnahme.

Diese erfolgt auf Wunsch des Minderjährigen oder des Jugendamtes. Gemeinsam mit den Eltern und dem Jugendlichen suche das Amt nach einer Lösung, so der 33-Jährige. Das könne die Rückkehr nach Hause sein, die Unterbringung in einem Heim oder betreutes Wohnen. "Gemeinsam erarbeiten wir realistische Zukunftsperspektiven", sagt Winand, der bereits seit der Eröffnung der Notschlafstelle vor neun Jahren mit dabei ist. Ziel sei die Strukturierung des Alltags durch Schule oder Praktikum.

Rund Zwei Drittel der Bewohner sind Jungs, darunter einige mit Gewalterfahrung: die einen als Täter, andere als Opfer. "Die Bewohner dürfen auch mal Wut haben, und sie dürfen auch mal gegen eine Tür ballern", so Winand, der lieber Deeskalations-Techniken anwendet, als einen Jugendlichen festzuhalten. Kaputt gegangen sei dabei noch keine Tür. Kein Wunder: schließlich sind die ja aus Stahl. Und zur Sicherheit sind abends immer zwei Mitarbeiter anwesend.

Einige ehemalige Bewohner des Maxi 42 schaffen nicht den Sprung in ein geregeltes Leben. Andere trifft Winand etwa als Kassiererin an einer Supermarkt-Kasse wieder: "Dann weiß ich, meine Arbeit hat sich gelohnt."

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