Deutsche Aids-Stiftung in Bonn Rote Schleife als Symbol der Solidarität

BONN · Von Bonn aus setzt sich die Deutsche Aids-Stiftung für Betroffene in Deutschland, aber auch in Afrika ein.

 Vorstand Ulrich Heide und die Deutsche Aids-Stiftung wollen in Bonn bleiben - darum haben sie eine Etage der Cassius-Bastei an der Münsterstraße 18 gekauft und aufwendig saniert.

Vorstand Ulrich Heide und die Deutsche Aids-Stiftung wollen in Bonn bleiben - darum haben sie eine Etage der Cassius-Bastei an der Münsterstraße 18 gekauft und aufwendig saniert.

Foto: Horst Müller

Seit 1987, als sich der Vorgänger der heutigen Deutschen Aids-Stiftung gründete, hat das Immunschwäche-Virus an Schrecken verloren. HIV-positiv zu sein, ist in Deutschland kein Todesurteil mehr, seit in den 90er Jahren die Kombinationstherapie entwickelt und stetig verbessert wurde. Doch dass das Thema weiterhin aktuell bleibt, zeigen allein die Zahlen. Rund 3200 Menschen haben sich laut Schätzungen des Robert-Koch-Instituts (RKI) im Jahr 2013 hierzulande mit HIV infiziert. Weil die Zahl der Infizierten, die pro Jahr in Deutschland sterben, auf 500 gesunken ist, nimmt deren Gesamtzahl stetig zu - rund 80 000 sind es nach Schätzungen des RKI aktuell. Von Bonn aus setzt sich die Stiftung seit ihrer Gründung für Menschen ein, die sich mit dem Virus infiziert haben oder bereits an Aids erkrankt sind und Hilfe benötigen. Symbol dieser Arbeit ist die rote Schleife, die Solidarität mit HIV-positiven und aidskranken Menschen symbolisiert. Seit 1995 ist sie als Marke für die Aids-Stiftung geschützt.

Was sind die Hauptaufgaben?

Drei Aufgaben widmet sich die Stiftung seit ihrer Gründung 1987. Zum einem unterstützt sie Menschen finanziell, die sich mit HIV infiziert haben oder an Aids leiden und Hilfe benötigen. Neben diesen Einzelhilfen unterstützt die Stiftung von Beginn an auch Projekte, seien es Selbsthilfegruppen oder Projekte, die den betroffenen Menschen Arbeit oder Weiterqualifizierungsmaßnahmen bieten, so zum Beispiel das Regenbogencafé "HIVissimo" in der Kölner Aidshilfe.

Dort arbeiten Menschen mit HIV, die längere Krankheitsphasen hinter sich haben, in Küche und Service und werden so wieder an das Berufsleben herangeführt. "Die dritte Zielsetzung war von Anfang an, sich für einen Klimawandel in der Wahrnehmung des Themas einzusetzen, für Aufklärung und gegen Ausgrenzung", sagt Ulrich Heide, geschäftsführender Vorstand der Stiftung. Eine vierte Aufgabe ist erst zur Jahrtausendwende hinzugekommen. Seitdem unterstützt die Aids-Stiftung nicht nur Menschen und Projekte in Deutschland, sondern auch im südlichen Afrika.

Warum und für wen ist diese Arbeit wichtig?

Rund 2000 Anträge von Einzelpersonen gehen pro Jahr bei der Bonner Stiftung ein. Menschen mit HIV, die in Not geraten, werden unterstützt - beispielsweise, wenn sie eine neue Waschmaschine brauchen, aber auch medizinische Hilfsmittel wie Zahnersatz oder Brillen, die nicht von den Krankenkassen übernommen werden. Die Hilfe komme dabei oft der ganzen Familie zugute. Denn auch wenn sich die Lebensdauer deutlich verlängert hat: Nebenwirkungen und Krankheiten, die im Zusammenhang mit dem Virus stehen, sorgen oft dafür, dass Betroffene nicht voll belastbar und leistungsfähig sind. Und soziale Ausgrenzung sei auch heute noch ein großes Problem, sagt Heide. Aidskranke Menschen im fortgeschrittenen Stadium seien häufig von sozialen Kontakten und damit auch von Hilfe abgeschnitten.

Wo liegt der Schwerpunkt im Moment?

"Während früher vor allem junge Betroffene unsere Hilfe benötigten, sind es inzwischen auch viele ältere Menschen", sagt Heide. "Älterwerden mit HIV und Aids" ist also ein Thema, das die Aidsstiftung derzeit beschäftigt.

So unterstützt die Aids-Stiftung betreute Wohnprojekte unterschiedlicher Träger und hat auch eigene Häuser in Berlin, Essen und Köln erworben oder gebaut. Ein weiteres stiftungseigenes Wohnprojekt in Hannover wird zurzeit geplant.

Wer finanziert die Arbeit?

Neben dem Stiftungskapital von 23 Millionen Euro, an dem auch Bund und Länder mit rund 15 Prozent beteiligt sind, finanziert sich die Deutsche Aids-Stiftung zu 99 Prozent aus privaten Spenden. "HIV ist kein leichtgängiges Spendenthema", sagt Heide. Schon von Beginn an haben aber viele Künstler die Stiftung unterstützt und sich mit den Betroffenen solidarisch gezeigt. Darum setzt die Stiftung vor allem auf große Benefizveranstaltungen, wie die berühmten Operngalas, die inzwischen jährlich in Berlin, Bonn und Düsseldorf über die Bühne gehen, um auf die Arbeit der Stiftung aufmerksam zu machen und Spenden einzuwerben. Die vierte festliche Operngala wird am Samstag, 9. Mai, ab 19 Uhr, im Opernhaus stattfinden. Karten gibt es unter www.bonnticket.de und in den Bonnticket-Shops der GA-Zweigstellen. Seit 2011 werden unter dem Motto "Artists against Aids" außerdem Arbeiten zeitgenössischer Kunst, gespendet von Künstlern oder von Galerien, erst in der Bundeskunsthalle ausgestellt und dann zu Gunsten der Stiftung versteigert.

Warum sitzt die Deutsche Aids-Stiftung in Bonn?

Bei der Fusion der zwei Vorgängerorganisationen 1996 entschied sich die Stiftung, in Bonn zu bleiben. "Die Gründer und wichtige Spender waren in der Region verankert", sagt Heide. Zwar sei er auch öfter in Berlin unterwegs, wo die Stiftung eine politische Repräsentanz unterhält. Für die Kulturevents spiele das Rheinland aber immer noch eine große Rolle und wichtige Ministerien seien hier zu erreichen. Beweis dafür, dass die Stiftung sich in Bonn wohlfühlt, ist nicht zuletzt, dass sie im 2013 eine Etage in der Cassius-Bastei an der Münsterstraße gekauft und aufwendig saniert hat.

Steckbrief

Adresse: Münsterstraße 18

Seit wann in Bonn: 1996

Mitarbeiter: 15

Vorstand: Elisabeth Pott (Vorsitzende), Ulrich Heide und Christoph Uleer

Jahresbudget: Rund vier Millionen Euro

Finanziert durch: Spenden und Sponsoren

Kontakt: www.aids-stiftung.de

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