Abrechnung mit der Ökumene Professor Paul Zulehner kritisiert Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen

BONN · Da sind der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Bonn aber einmal kräftig die Leviten gelesen worden. Zu ihrem ökumenischen Pfarrkonvent hatten die 14 christlichen Mitglieder den Wiener Theologen Professor Paul Zulehner geladen.

 "Nur in Ökumene zu denken und zu handeln, ist total altmodisch", meint Paul Zulehner in seinem Vortrag.

"Nur in Ökumene zu denken und zu handeln, ist total altmodisch", meint Paul Zulehner in seinem Vortrag.

Foto: Barbara Frommann

Und der bürstete die Gemeinschaft all derer, die sich als Vertreter ihrer Gemeinschaften im Christi Namen um ein gemeinsames Zeugnis und einen gemeinsamen Dienst bemühen, mit österreichischem Schmäh völlig gegen den Strich.

Die Kirchen seien doch spirituell erschöpft, ja regelrecht ausgebrannt, warf Zulehner, selbst katholischer Priester, sich und seinen Schwestern und Brüdern vor. Da möge man nun nicht über wachsende Austritte wehklagen, sondern selbst Initiative ergreifen. Er stehle hiermit den Geistlichen ihre "heilspessimistische Theologie". Aber die Kirchen müssten sich endlich universalisieren und auf andere Religionen sowie die Atheisten zugehen. "Nur in Ökumene zu denken und zu handeln, ist total altmodisch", betonte Zulehner.

Was natürlich bei den Bonner ACK-Mitgliedern Spuren hinterließ. Im eigenen Saft zu schmoren, sei sicher nicht zukunftsweisend, bestätigte der evangelische Pfarrer im Ruhestand, Ernst Jochum, der als neuer ACK-Vorsitzender den streitbaren Wiener Professors eingeladen hatte. In Bonn sei man mit dem konsequenten Aufeinanderzugehen der Religionen leider noch nicht sehr weit gediehen.

Er hoffe, dass man im neu gebildeten Rat der Religionen Akzente setzen könne. Als ACK mache man sich mit seinen Projekten aber immer deutlicher nicht nur kirchlich zueinander, sondern überkirchlich zu den Menschen auf, erklärte Jochum als Devise. "Wir bringen das Evangelium unter die Menschen. Wir Kirchen gehen dabei bewusst auch raus aus unseren Gotteshäusern."

Der große ökumenische Gottesdienst im Telekom Dome, bei dem die ACK viele auch Kirchenferne erreichte, sei ebenso als Erfolg zu werten wie kürzlich der Gottesdienst für Unbedachte in der "fantastisch zentral gelegenen" Namen-Jesu-Kirche. Da habe ebenfalls ein sehr weites Spektrum an Trauernden teilgenommen.

Nun gehe man erstmals im Frühjahr die Bonner Kirchennacht an: Für den 25. Mai lade man zu diesem Höhepunkt der ACK-Projekte ein. An 40 Veranstaltungsorten im Stadtgebiet werde man mit einem bunten und vielfach ökumenisch aufbereiteten Programm bei weitem nicht nur christliche Teilnehmer erreichen. "Und wir wollen an dem Abend alle gemeinsam eine Pfingstbotschaft an die Stadt aussenden", kündigte Jochum an.

Unter den 14 Mitgliedskirchen klappe die Verständigung übrigens immer besser, merkt der Protestant an. Die Ökumene an der jeweiligen Basis funktioniere ja ohnehin über Streitigkeiten auf Leitungsebene hinweg. "Aber in der ACK bauen wir auch weiter neue Brücken." So habe man kürzlich von den Griechisch-Orthodoxen deren Tradition gerne angenommen, das im Gottesdienst geweihte Brot gemeinschaftlich zu essen. "Es gibt also auch unter uns noch jede Menge Schätze zu heben und von unserer Vielfalt zu profitieren", so Jochum.

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