Polizei untersucht jetzt sechs Brände

Nach den Bränden in der Bonner Innenstadt, in Endenich und Lohmar prüft die Ermittlungskommission der Polizei auch einen Zusammenhang mit einem Feuer in einem Kaufhaus in der Siegburger Fußgängerzone.

Polizei untersucht jetzt sechs Brände
Foto: privat

Bonn/Region. Nach den Bränden in der Bonner Innenstadt, in Endenich und Lohmar prüft die Ermittlungskommission der Polizei auch einen Zusammenhang mit einem Feuer in einem Kaufhaus in der Siegburger Fußgängerzone.

Im Dezember 2009 hatte ein Unbekannter bei "Strauss Innovation" an der Holzgasse Handtücher in Brand gesteckt. Obwohl die Flammen auf andere Textilien übergriffen, gelang es den Wehrleuten schnell, das Feuer zu löschen. Die Ermittlungen der Siegburger Polizei liefen ins Leere. Als "ungeklärt" gab sie den Fall an die Staatsanwaltschaft ab.

Nun ist er bei den Brandexperten des Kommissariats 11 der Bonner Kripo gelandet. Entsprechende GA-Informationen bestätigte die Behörde. Die Ermittlungen konzentrieren sich damit nun auf sechs Brände: bei "Kaiser's" in Endenich, bei "Aldi" und in einer Tiefgarage von "Edeka" in Lohmar, am Donnerstag bei "Strauss" in der Sürst und im "New Yorker" an der Remigiusstraße. Die Beamten vermuten, dass alle Brände gelegt worden sein könnten.

Dafür suchen sie ebenso nach Hinweisen wie auf die Frage, ob der am späten Donnerstagabend festgenommene 43-jährige Lohmarer als Täter infrage kommt - und wenn ja, für wie viele Brände. Der Verdächtige, der wegen Eigentumsdelikten und Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz polizeibekannt ist, hat in seiner Vernehmung bisher kein Geständnis abgelegt, teilte die Staatsanwaltschaft mit.

Zum möglichen Motiv gebe es keine Erkenntnisse. "Es gibt kaum eine andere Straftat, bei der so viele Motive infrage kommen", sagt Brandschutzexperte Frank D. Stolt aus Mannheim, der unter anderem als Sachverständiger tätig ist und an polizeilichen Aus- und Weiterbildungseinrichtungen sowie am Institut der Feuerwehr in Münster lehrt.

Generell bestünden in der praktischen Aufklärungsarbeit von Polizei und Justiz bei der Erkundung eines Tatmotivs "erhebliche Erklärungsnöte". Ein Großteil der Serienbrandstifter sei im klinischen Sinne nicht psychisch krank. Trotzdem wiesen 90 Prozent der Feuerteufel eine psychische beziehungsweise geistige Störung auf.

Profile von Feuerteufeln zeigen laut Stolt, dass vier von zehn Tätern vorbestraft sind, fast die Hälfte in Familien lebt und die meisten unverheiratet sind. Die Mehrheit der Brandstifter komme vom Land, drei Viertel legten nachts Feuer, ein Viertel bei Tag. Zwei Drittel der Brandobjekte seien fremde Häuser.

Stolt unterscheidet zwischen zwei Typen von Brandstiftern: Die einen wollten zündeln, die anderen müssten es. Bei Ersteren seien die häufigsten Ursachen im privaten, zwischenmenschlichen Bereich zu finden. Rache, Neid und Enttäuschung spielten eine große Rolle. Der Feuerteufel der zweiten Kategorie handele irrational.

Er erfreue sich am Feuer wie an einem Kunstwerk, so Stolt. "Ihn treibt ein unbestimmtes Lustgefühl. Es geht um die Macht des Feuers, das Knistern, Zündeln, Peitschen der Flammen", so Stolt. Der Brandstifter erlebe ein Gefühl von eigener Größe, sobald sich die kleine Flamme, die er entfacht habe, in ein eindrucksvolles Feuer verwandele.

Laut Statistik wurden von 870 Bränden 740 mit einfachsten Mitteln gelegt - Streichholz oder Feuerzeug. Die vom Feuer in Bonn betroffenen Geschäfte bleiben weiterhin geschlossen, Strauss möglicherweise sogar bis Dezember. Die Höhe des Schadens liegt dort bei mindestens einer halben Million Euro, so eine Sprecherin.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort