Gedenkstein gegen Missbrauch und Gewalt Opfer-Initiative legt Mühlstein vors Münster

Bonn · Als Monika Osterheld am Mittwochmorgen am Fuße des Münsters über mögliche Missbrauchsfälle am Godesberger Ako-pro-Seminar sprach, stockte so manchem Zuhörer der Atem.

 Der "Mahnende Mühlstein" auf dem Münsterplatz erinnert an minderjährige Opfer sexuellen Missbrauchs.

Der "Mahnende Mühlstein" auf dem Münsterplatz erinnert an minderjährige Opfer sexuellen Missbrauchs.

Foto: Volker Lannert

Sie vertrat diejenigen, von denen die Vorwürfe kommen, und prangerte "massive Verbrechen an wehrlosen Schutzbefohlenen" an, begangen durch den Ex-Leiter des Vereins, der dem Aloisiuskolleg (Ako) nahe steht - sowie durch inzwischen verstorbene Ako-Jesuitenpatres.

Sie appellierte an die Verantwortlichen, die Behörden und Gerichte, weiter aufzuklären, Gerechtigkeit walten zu lassen und Konsequenzen zu ziehen. Vorher hatte Johannes Heibel von der Siershahner Initiative gegen Gewalt und sexuellen Missbrauch vor dem Münster seinen "Mahnenden Mühlstein" aufgestellt, der seit 2008 in deutschen Städten gezeigt wird und nach dem 6. Juni vor dem Kölner Dom liegen wird.

Bildhauer Bruno Harich erläuterte das eingemeißelte Bibelwort: "Wer aber einem von diesen Kleinen, die an mich glauben, Ärgernis gibt, dem wäre es besser, wenn ihm ein Mühlstein an den Hals gehängt und er in die Tiefe des Meeres versenkt würde" - das erinnere Erwachsene an ihre Verantwortung.

Die Stadt danke der Initiative für das 1,4 Tonnen schwere Mahnmal, erklärte Jugendamtsleiter Udo Stein im Beisein der Schulausschuss-Vorsitzenden Dorothee Paß-Weingartz. "Uns bedrückt der Missbrauch in unseren Institutionen sehr", sagte Stein. "Die Dunkelziffer der Taten liegt sicher noch viel höher."

Was der Vater eines mutmaßlichen Ako-pro-Betroffenen dem GA bestätigte: Die Opfer hätten große Angst vor Stigmatisierung und juristischen Gegenmaßnahmen. "Wir haben ohnmächtige Wut und wollen alles aufgeklärt wissen." Die Staatsanwaltschaft ermittelt noch in einem Fall gegen den früheren Ako-pro-Leiter; in weiteren zwei Fällen sind die Verfahren wegen Verjährung eingestellt worden.

Die Opfergruppe hatte zunächst das Ako-Gelände als Standort für den "Mahnenden Mühlstein" angefragt. Rektor Pater Johannes Siebner hielt das auf dem eigenen Gelände aber für verfrüht: "Wir sind ja noch mittendrin im Verstehen und in der Aufklärung", sagte er dem GA.

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