Kommentar Nur noch Kreisklasse

Bis Ende der 80er Jahre war für die CDU in Bonn die Welt in Ordnung. Das Bundestagsmandat, die Landtagswahlkreise, der Oberbürgermeisterposten und die absolute Mehrheit im Stadtrat: Alles fest in CDU-Hand. Bonn war schwarz wie die Nacht.

Doch dann bekam diese Welt von Wahl zu Wahl Sprünge. Seit Sonntagabend steht die CDU vor einem Scherbenhaufen. Bis auf den Europa-Abgeordneten Axel Voss sind alle hauptamtlichen Direktmandate in SPD-Hand. Und ohne die Grünen geht im Rathaus nichts. Die Bonner CDU ist in der Kreisklasse angekommen, würde der Fußballer jetzt sagen.

Wenn ein Fußballspiel verloren geht, ist oft der Trainer schuld, heißt es. Weil er zum Beispiel keine glückliche Hand bei der Spielerauswahl bewiesen hatte.

Die hatte in der Vergangenheit offensichtlich auch die hiesige CDU nicht. Allein in der jüngeren Vergangenheit präsentierte die Parteispitze mit dem Meckenheimer Christian Dürig und Bundesminister Norbert Röttgen gleich zwei Kandidaten, die an der Basis nicht den vorbehaltlosen Rückhalt fanden. Das hat sich bitter gerächt.

Doch die Personalpolitik der CDU ist nicht allein der Grund für ihren allgemeinen Abwärtstrend. Von dem übrigens auch die SPD nicht gefeit ist. Die Welt in Bonn ist seit dem Regierungsumzug bunter geworden. Die eher konservativ geprägte Wählerklientel vor allem bei den Beamten schrumpft. Aufgrund des soziologischen Wandels in Bonn steigt dafür die Zahl der Wechselwähler. Und die Konkurrenz auf dem politischen Markt ist deutlich größer als damals.

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