Nur ein Hauch von Weihnachtsstimmung in Bad Godesberg

Händler und Besucher waren in den vergangenen vier Wochen vom Nikolausmarkt in der City nur wenig begeistert

Nur ein Hauch von Weihnachtsstimmung in Bad Godesberg
Foto: Ronald Friese

Bad Godesberg. Die berühmte Weihnachtsatmosphäre ist ein scheues Wesen, von dem kaum einer weiß, wie es sich locken lässt. Es bevorzugt das Halbdunkel, durchdrungen von Kerzenlicht. Farblich scheint die Weihnachtszeit in Bratapfelrot und Tannengrün.

Wenn es nach Nelken, Zimt und anderen Spezereien duftet, ist die Weihnachtsatmosphäre in der Regel nicht weit. Bis in die Godesberger Innenstadt hat sie es in diesem Jahr nicht geschafft.

"Irgendwie war es im letzten Jahr besser", sagt ein Händler auf dem Nikolausmarkt.

Vielleicht hat es am Wetter gelegen, dass viele Besucher über den Markt gingen, ohne an einem der Stände stehen zu bleiben, meint er. Erst war es zu warm, dann zu kalt und dazwischen hat es geregnet. "Mit hohen Erwartungen" ist die Dame am Stand nebenan in Bad Godesberg angetreten. Sie wurden nicht erfüllt.

"Es fehlt der Weihnachtsmarkttourismus", versucht ein Dritter die für ihn unbefriedigende Situation zu erklären. Er hätte mehr Besucher aus dem Umland erwartet. In der Tat sehen Godesberger vornehmlich bekannte Gesichter an den Glühweinständen auf dem Fronhof und dem Theaterplatz. An dieser Stelle von Schöntrinken zu sprechen, wäre dann aber doch zu weit gegriffen.

Im zehnten Jahr wird der Nikolausmarkt in Bad Godesberg privat organisiert. 1999 hatte sich der damalige Bezirksvorsteher Christoph Brüse geweigert, den auf eine Handvoll Buden heruntergekommenen Markt zu eröffnen. In Folge zog sich die Stadt aus der Organisation zurück und Mitglieder Bad Godesberger Werbegemeinschaft und von City-Marketing sprangen in die Bresche. Mittlerweile sind beide Organisationen und ihre Aufgaben im Verein Bad Godesberg Stadtmarketing aufgegangen.

Für die Verantwortlichen ging es in den ersten Jahren vor allem darum, den Ruf des Godesberger Marktes wieder aufzupolieren, der in den späten 90er Jahren stark gelitten hatte. Langsam aber sicher fassten Händler wieder Vertrauen in den Standort. Zeitgleich lernten die Veranstalter, was es heißt, einen Weihnachtsmarkt auf die Beine zu stellen.

Ein geschlossener Verbund eng beieinander stehender Häuschen wie auf dem Bonner Münsterplatz lässt sich unter den gegebenen Platzverhältnissen in Bad Godesberg nicht realisieren.

Dafür sind nicht nur die Dimensionen des Theaterplatzes verantwortlich, sondern auch praktische Zwänge: Die Metzgerei Voigt zum Beispiel wird täglich mit Waren beliefert. Entsprechend großzügig müssen die Wege angelegt werden, damit der Lieferverkehr sein Ziel erreichen kann. Solange der Nikolausmarkt wie zurzeit rund 50 Buden zählt, zieht er sich zwangsläufig wie ein Schlauch vom Theaterplatz zum Fronhof.

Die städtebaulichen Voraussetzungen machen Vergleiche mit Weihnachtsmärkten in Ahrweiler oder anderorts schwer. Dort tragen auch die Fassaden in der historischen Altstadt zur Atmosphäre bei.

Wichtig für die Attraktivität eines Weihnachtsmarkts ist auch das Sortiment. Dass es keine Kerzen außer solchen aus Bienenwachs gibt, liegt an der kurzfristigen Absage eines Händlers. Andere Waren wie Kräuterbonbons oder Weihnachtsbaumkugeln suchen Godesberger auf dem Nikolausmarkt vergeblich, weil sie sich in den zurückliegenden Jahren schlecht verkauft haben.

Einen richtigen Fehlgriff hat sich Stadtmarketing nach eigenen Angaben nur bei einem Händler mit fernöstlicher Kunst getan.

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