Gesundheitswesen in der Region Neue Impulse für eine bessere Personalsituation

BONN/REGION · Der Mensch sollte immer im Mittelpunkt stehen, gerade im Gesundheitswesen - darüber sind sich alle einig. Die Frage ist nur: Wie wird dieser Grundsatz in der Praxis umgesetzt, die in Krankenhäusern auch in Bonn und der Region immer mehr von ökonomischen Faktoren diktiert wird?

Dieser Problemstellung hat sich der 2012 gegründete Arbeitskreis "Gesunde Führung" der Kommunalen Gesundheitskonferenz gewidmet. Ihm gehören Chef- und Oberärzte sowie Direktoren aller großen Bonner Krankenhäuser und die Leiterin des Bonner Gesundheitsamtes, Inge Heyer, an. Der Arbeitskreis hat jetzt erste Ergebnisse vorgestellt, die nun in die Einrichtungen transportiert werden sollen.

Es geht vor allem darum, die teilweise problematische Situation des Personals - vom Arzt über den Labormitarbeiter bis hin zum Pfleger - individuell zu verbessern, um somit letztendlich zur Patientensicherheit beizutragen. "Denn die liegt allen Beteiligten am Herzen", sagte Inge Heyer. In Bonn werde zwar sehr viel gutes Personal ausgebildet, allerdings werde es immer schwerer, dieses auch in den Berufen zu halten.

Es ist ein offenes Geheimnis, dass viele Menschen im Gesundheitswesen im Privatleben Abstriche machen müssen, da die Dienstpläne und viele Überstunden etwas anderes kaum noch zulassen. Daher sieht Peter Walger, Chefarzt am Johanniter-Krankenhaus, es auch als eine Aufgabe an, auf die Bedürfnisse von jungen Mitarbeitern einzugehen.

"Junge Ärzte hinterfragen den von ihren älteren Vorgesetzten heroisierten Arbeitsalltag zunehmend. Sie möchten nicht immer zwölf Stunden arbeiten und kaum noch Zeit für ihr Privatleben haben." Die Balance zwischen Arbeits- und Freizeit ist folglich einer von drei großen Themenkomplexen, die die Arbeitsgruppe nennt. "Wir müssen Arbeitsprozesse schaffen, die der jungen Generation und deren Lebensformen gerecht wird", sagt Alexander Pröbstl, Pflegedirektor am Uniklinikum.

Ein weiterer Punkt für die Initiatoren ist es zu verstehen, was die individuellen Wünsche der Mitarbeiter sind. "Heute heißt führen auch dienen. Wie bedienen wir die Wünsche der Mitarbeiter?", meint Pröbstl. Dazu gehört als dritter Komplex auch das lebensphasengerechte Arbeiten, sprich: Zu welcher Altersgruppe passt welche Art der Arbeit am besten?

Weitere Themen der acht Thesen sind unter anderem Investitionen in ein besseres Fehler-, Beschwerde- und Risikomanagement, ein gesundes und sicheres Arbeitsumfeld und die interdisziplinäre Team- und Personalentwicklung. Übergeordnetes Ziel der Initiative ist es, neben der Verbesserung der Arbeitsbedingungen des bereits beschäftigten Personals, Bonn und die Region attraktiv für Fachkräfte und Spezialisten zu machen, die in Bereichen wie der intensivmedizinischen Betreuung dringend gebraucht werden.

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