Neue Idee für Bonn: Verkehr ohne Schilder

Wenn Plätze zum "Raum für alle" umgebaut werden, reichen wenige Regeln für Sicherheit

Neue Idee für Bonn: Verkehr ohne Schilder
Foto: Barbara Frommann

Bonn. Bohmte macht es vor: Die Gemeinde im Landkreis Osnabrück verzichtet auf einem belebten Straßenabschnitt auf Schilder, Parkplätze und Markierungen. Es entsteht ein "Raum für alle", den sich Fußgänger, Radfahrer, Autos, Busse und Lastwagen teilen.

Jörn Janssen vom Büro SHP Ingenieure aus Hannover informierte am Donnerstagabend den Planungsausschuss über das neue Konzept, das die Experten "Shared Space" nennen.

Plätze, die von allen Verkehrsteilnehmern genutzt werden, müssen sich selbst erklären. "Unsicher ist sicher" laute das Prinzip, so Janssen. Das bedeutet: Jeder muss aufpassen, es gibt weder Ampeln noch Geschwindigkeitsbeschränkungen oder Radwege.

Für einen Verkehrsknotenpunkt wie den Bertha-von-Suttner-Platz wäre solch ein Umbau sicher nicht geeignet, wohl aber für kleinere Plätze in Ortsteilen wie Mehlem, Friesdorf oder Oberkassel. Konkrete Pläne gibt es für Bonn noch nicht. Der Hauptausschuss hat die Verwaltung jedoch beauftragt, Bereiche für die Einrichtung als "Shared Space" vorzuschlagen.

"Der Raum für alle braucht nur noch wenige Regeln", sagte Janssen. Es gilt Rechtsverkehr, rechts vor links als Vorfahrtsregel und Paragraf 1 der Straßenverkehrsordnung, der ständige Vorsicht und gegenseitige Rücksicht vorschreibt.

"Lange Straßen kommen nicht als Shared Space infrage, es sind in der Regel Plätze kombiniert mit kurzen Straßenabschnitten", sagte Janssen. Bohmte sei da kein sehr gutes Beispiel, zumal die Verkehrsteilnehmer hier ihre neuen Freiheiten nicht nutzten.

Die Mitglieder des Planungsausschusses fragten kritisch nach, vor allem wegen der Sicherheit für Kinder. Die sei jedoch ohne Schilder durchweg besser geworden, so Janssen: "Die Verkehrsteilnehmer kommunizieren viel mehr miteinander." Probleme seien eher die schwierige Akzeptanz, die mangelnde Orientierung für Sehbehinderte und der Verlust von Parkplätzen.

Die Resonanz im Ausschuss war geteilt. Während Werner Esser (SPD) bei richtiger Anwendung eine "Attraktivitäts-Steigerung für die Nebenzentren" sieht, kann sich Georg Fenninger (CDU) Straßen ohne Schilder wegen der hohen Verkehrsdichte in Bonn nur für ganz wenige Orte vorstellen.

Laut Janssen ist Shared Space kein "Anti-Auto-Konzept", es schaffe vielmehr "interessanten Lebensraum in der Stadt".

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