Mundartband Kribbelköpp hat sich nach 14 Jahren aufgelöst

"Nach 5 019 Tagen Kribbelköpp ist Schluss", meldet die Band auf ihrer Internetseite. Die Nachricht kommt in den Sommerferien, fernab vom Karneval, der die Musiker bekannt gemacht hat.

Bonn/Siegburg. "Nach 5 019 Tagen Kribbelköpp ist Schluss", meldet die Band auf ihrer Internetseite. Die Nachricht kommt in den Sommerferien, fernab vom Karneval, der die Musiker bekannt gemacht hat.

Kölsche Mundart, handgemachte Musik und Hosen aus rot-goldenem Vorhangstoff waren Markenzeichen der Kribbelköpp, die zum Teil schon seit ihrer Schulzeit im Siegburger Anno-Gymnasium auf der Bühne stehen. 14 Jahre, vier Alben und gut 2 100 Auftritte später haben sich die Kribbelköpp aufgelöst. "Mangelnde Perspektive" geben sie als Grund an.

Ihre Heimat haben die Kribbelköpp im Rhein-Sieg-Kreis. Trotzdem fühlen sie sich auch als Bonner Band, denn die großen Gänsehaut-Momente hatten sie dort: vor 130 000 Zuschauern beim Weltjugendtag, beim Weihnachtskonzert im Münster oder gemeinsam mit dem Beethovenorchester beim Karnevalskonzert in der Beethovenhalle. Dort bewiesen sie auch, dass jeder einzelne von ihnen ein guter Musiker ist. "He in Bonn" ließ den Saal schunkeln.

Trotzdem: Der ganz große Erfolg blieb aus, der Hit, der bei allen Karnevalspartys rauf- und runterläuft. Die Kribbelköpp waren immer authentisch, das kam beim Publikum an, egal ob auf einem eisigen Marktplatz in Bergisch Gladbach oder beim Federnrupfen in der Bonner Harmonie. Dort sind sie immer besonders auf das Prinzenpaar eingegangen und haben dafür gesorgt, dass am Ende der Session noch mehr Tränen flossen.

"Für den Bonner Karneval ist es ein Verlust", sagt Festausschuss-Präsidentin Marlies Stockhorst zur Trennung der Band. "Ich hoffe, dass es ein Wiedersehen gibt, Torben Palm hat ja gesagt, ohne Musik könne er nicht leben." Palm, der Sänger der Kribbelköpp, steht noch länger als seine Bandkollegen auf der Bühne, er tourte schon als Kind mit Rolf Zuckowski.

Die Kribbelköpp, das waren außerdem Björn Dittrich (Gitarre), Christian Post (Schlagzeug), Christoph Janas (Bass) und Roman Gawellek (Keyboard, Saxofon). Bedauern über den Abschied der Musiker äußerte am Dienstag auch Günter Krengel, Präsident des Siegburger Karnevalskomitees: "Es ist schade, nicht nur weil sie immer wieder umsonst für uns gespielt haben."

Bei Auftritten, die ihnen Spaß machten, zum Beispiel in Schulen und Kindergärten, haben die Kribbelköpp ohnehin nie aufs Geld geguckt. Ihren größten wirtschaftlichen Erfolg hatte die Band von 2004 bis 2006: 220 Quadratmeter Probenraum, ein eigenes Tonstudio, zwei Platten im deutschlandweiten Vertrieb, Konzerte auf Sardinien und Zusammenarbeit mit Musikern wie Henning Schmitz (Kraftwerk) und Ralf Rudnik (ehemals bei den Höhnern).

"Es war eine unvergessliche Zeit, wir haben auf allen großen Bühnen gestanden", sagt Torben Palm. Ein Rückschlag war, als die Plattenfirma Coconut Records pleite ging. Da war die CD Tiritomba gerade im Presswerk. "Das ist sicher einer der Knackpunkte gewesen, ein komplettes Album ist nicht rausgegangen, weil wir plötzlich keinen Vertrieb mehr hatten", sagt Christian Post rückblickend. Außerdem sei die Konkurrenz im Karneval von Jahr zu Jahr größer geworden.

"Als wir anfingen, gab es vielleicht 15 Bands, inzwischen 150, darunter ein paar schlechte, aber auch sehr viele gute", sagt Post. Außerdem sind mit den Jahren Beruf und Familie wichtiger geworden. "Wir waren stets Freunde, und unsere Trennung beruht keineswegs auf internen Differenzen", teilt die Band mit.

Wer die Kribbelköpp kennengelernt hat, glaubt das sofort. Sie haben den selben Humor, reden viel über alte Zeiten. Doch das reicht nicht mehr. Deshalb der Schlussstrich. Die Instrumente werden nicht verstauben, ist Christian Post sicher. Sänger Torben Palm will am 11.11. ganz weit weg im Urlaub sein - oder wieder auf einer Bühne stehen. Denn wie heißt es bei Trude Herr: "Niemals geht man so ganz."

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