Motten lassen Kastanien alt aussehen

Die Idylle der Kastanienbäume ist getrübt. Seit mehr als einem Jahrzehnt ist ein aggressiver, winzig kleiner Schädling nach Mitteleuropa eingewandert: die Kastanienminiermotte. Ohne einen natürlichen Gegenspieler verbreitet sie sich immer stärker - auch in der Region.

 Typische Anzeichen für den Befall einer Kastanie mit Miniermotten sind die ersten braunen Flecken auf den Blattoberflächen. Später wird das Blatt welk.

Typische Anzeichen für den Befall einer Kastanie mit Miniermotten sind die ersten braunen Flecken auf den Blattoberflächen. Später wird das Blatt welk.

Foto: Schutzgemeinschaft Deutscher Wald

Kottenforst. Die Idylle der Kastanienbäume ist getrübt. Seit mehr als einem Jahrzehnt ist ein aggressiver, winzig kleiner Schädling nach Mitteleuropa eingewandert: die Kastanienminiermotte. Ohne einen natürlichen Gegenspieler verbreitet sie sich immer stärker. Bereits kurz nach der herrlichen Blüte sieht man die ersten braunen Flecken auf den Blättern.

Die Raupen beginnen ihr zerstörerisches Fressgelage in sogenannten Gangminen. Die Blätter vertrocknen, wie zurzeit in ganz Bonn zu sehen.

Bei stark befallenen Kastanien erfolgt der Blattabwurf bereits oft im Juli. Ohne Blätter verlieren die Bäume an Kraft und Vitalität. Manchmal treiben Kastanien dann nochmal aus. Die Zeit bis zum natürlichen Blattabfall ist allerdings zu gering, um die Nährstoffreserven wieder aufzufüllen. Sie gehen geschwächt in die Winterruhe und sind gegen Infektionen anfälliger.

Zwar sammeln und entsorgen die meisten Kommunen das Laub, aber eine sorgfältige, vollständige Entsorgung kann aus Personalgründen nicht erfolgen. Auch Kastanien, die in privaten Gärten und Anlagen stehen, bedürfen der Hilfe der Besitzer. Die in Bonn ansässige Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) ruft deshalb zur Mithilfe auf. Sich daran zu beteiligen, ist gar nicht so schwer: Es müssen nur die herabgefallenen Blätter aufgesammelt und professionell verbrannt, in Biogasanlagen vergoren oder sachgerecht kompostiert werden.

Die SDW appelliert unter dem Motto "Ran an die Motten!" an alle Bürger, Kindergärten, Schulen, Vereine und andere Institutionen, sich am bundesweiten Aktionstag am Samstag, 12. November, zu beteiligen. "Schließen sie sich den Vor-Ort-Initiativen der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald an, nehmen sie sich einen Müllsack und sammeln mit Kindern, Freunden und Bekannten", ruft Sabine Krömer-Butz, Pressereferentin der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, zur Teilnahme auf.

Weblink Weitere Infos findet man im Internet unter www.sdw.deDas gesammelte Laub wird - je nach Vereinbarung mit der Kommune - extra entsorgt (Beschriftung nicht vergessen) oder selbst direkt bei der Kommune abgeliefert.

Seit neuestem ist die Wissenschaft sich einig, woher der Schädling stammt. Die Miniermotte, die nur die weißblühenden Kastanien in Europa befällt, stammt tatsächlich vom Balkan und nicht, wie oft vermutet, aus Südostasien. Durch die Auswertung von Herbarien (Sammlung getrockneter Pflanzen) konnte nun die invasive Miniermotte auf Kastanienblättern aus Griechenland bis zum Jahr 1879 zurückverfolgt werden.

Ursprünglich gab es die Kastanien, aber auch die Motten, in isolierten Populationen in sehr unzugänglichen Schluchtwäldern des Balkans. Durch Straßenbau gelangten die Motten als blinde Passagiere an Fahrzeugen vom natürlichen Standort zu kultivierten Standorten der Rosskastanie und führten bereits in den 1960er Jahren zu den ersten Massenvermehrungen. Die Wissenschaftler hoffen, durch diese Erkenntnis Mittel zur Eindämmung des Schädlings zu finden.

Erstmals wurde Kastanienminiermotte 1984 an kultivierten Rosskastanien um den Ohridsee in Mazedonien entdeckt. Daraus leitete sich der wissenschaftliche Name Cameraria ohridella ab. 1986 wurde die Art in einer für Europa neuen Gattung wissenschaftlich beschrieben. Seit 1989 eroberte die Miniermotte einer Invasion gleich fast ganz Europa. Ihre Raupen entwickeln sich in den Blättern der weißblühenden Rosskastanie und verursachen auffällige Blattschäden.

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