Mitfiebern und auf Montag warten

Trotz strömenden Regens gucken viele Bonner die 1:2-Niederlage Deutschlands gegen Kroatien im Freien vor den Kneipen - Bunte Verkleidungen hellen Spiel und Laune auf

Mitfiebern und auf Montag warten
Foto: Lannert

Bonn. "Nein, nein, nein!" Dieser Satz war in Bonn am Donnerstagabend häufig zu hören, denn die Fans mussten am zweiten deutschen Spieltag der Europameisterschaft ganz schön viel ertragen. Bei Fritz-Walter-Wetter, also strömenden Regen, fieberten und bibberten die Schlachtenbummler in der Stadt nicht nur in den Kneipen, sondern auch draußen mit.

Dabei lag eine neue Sportart im Trend, das "Fernseh-Hopping". So verpasste man kaum eine Szene des Spieles Deutschland gegen Kroatien. Vom Kaiserplatz, über Blumenmarkt, zur inoffiziellen Fanmeile rund um das "Bönnsch". Fast überall stehen während des Turniers TV-Geräte, so dass man auf dem Weg vom Hauptbahnhof bis etwa in die Altstadt kaum eine Szene verpasst.

Gegen das Wetter versuchten die Bonner mit bunten Verkleidungen und viel Optimismus anzukommen. "Das packen wir", war Christian Friedrich, der im Warmen im Café "Arco" saß, vor dem Spiel hoffnungsfroh. Überall sah man Schwarz-Rot-Goldene Perücken, Trikots und Fahnen, als Cape, Kopftuch oder als Rock gewickelt. Das begehrteste Fan-Utensil war allerdings der Regenschirm. Leider selten in Schwarz-Rot-Gold, da die Turniere im Sommer stattfinden und nicht in der derzeitigen "Schafskälte".

"Das kann doch nicht sein", kam es durch viele Münder. Das Spiel hatte begonnen: 0:1. Aber egal, Jogis Jungs anfeuern. An den Gläsern festgekrallt wurde das Spiel verfolgt. Doch das Flehen hatte keinen Erfolg. 0:2. "Warum?", fluchte Friedrich. Für viele war der Schuldige in Jens Lehmann gefunden.

Auf einmal Applaus. Leider nicht über ein Tor. Die weiblichen Fans beklatschten die Einwechselung von Bastian Schweinsteiger. Die letzten Minuten waren dann wieder Dramatik pur. 1:2 Anschlusstreffer für Deutschland und wieder loderte die Hoffnung auf. Doch es nützte alles nichts.

Als auch noch Frauenschwarm Schweinsteiger zum Schluss Rot sah, war endgültig klar, dass Deutschland ohne Punkte nach Ascona zurückfährt. Doch nach dem Spiel ist vor dem Spiel und die Fans ließen sich nicht unterkriegen. "Ich fand es schwach, aber wir kommen gegen die Ösis weiter", versprühte Friedrich Zweckoptimismus.

Änlich sah es der Geschäftsfürhrer des "Arco", Luigi Ponzetta: "Deutschland hat eine gute Mannschaft." Unternehmerisch ist das Erreichen des Viertelfinales ebenfalls eine gute Sache. "Deutschland muss weiterkommen, sonst ist die EM für die Wirte vorbei", so Ponzetta.

Nach den ersten Autokorsos am Sonntagabend nach dem 2:0 Sieg gegen Polen wird die Feier also nur auf nächsten Montag vertagt, wenn Deutschland im letzten Gruppenspiel auf Österreich trifft. In einem sind sich nämlich viele Bonner so sicher, wie Friedrich: "Wir werden Europameister!"

Alle Infos rund um die Europameisterschaft im EM-Special

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