Brand in Bad Godesberg Mehrere Zeugenhinweise nach Feuer in Schreinerei

Bad Godesberg · Nach dem Brand in einer Schreinerei in Bad Godesberg geht die Polizei mehreren Zeugenhinweisen nach. Für den Inhaber des Unternehmens ist an Alltag derweil nicht zu denken.

Zwei Tage nach dem Großbrand in seiner Schreinerei fühlt sich die Situation für Jörg Ungerathen noch unwirklich an. Er ertappt sich beim gewohnten Griff zum Lichtschalter im Büro. „Die Feuerwehr hat uns ja den Strom abgestellt“, sagt der Schreinermeister zu sich selbst.

Auf dem gleichen Stuhl wie jetzt saß er am Samstag gegen 16 Uhr, als es Sturm klingelte. „Ich habe gerade eine Rechnung geschrieben, die steckt nun leider im PC fest“, erzählt der Godesberger. An der Tür stand ein Nachbar und rief: „Die Hecke hinten brennt lichterloh.“ Geistesgegenwärtig rannte Ungerathen Richtung Holzlager und sah, wie sich das Feuer an zwei Stellen durch die Rückwand fraß. „Ich habe dann erst mal unsere zwei Firmenwagen zurückgesetzt“, erinnert er sich, immer noch zitternd, an das Erlebte.

Die Polizei habe irgendwann geschrien, er solle herauskommen. „Aber als ich erwidert habe, es ginge um unsere Existenz, haben sie mir geholfen, die Fahrzeuge herauszufahren.“ In Minutenschnelle breitete sich das Feuer aus, aber laut Inhaber schlugen die Flammen direkt hoch: „Sonst wäre wahrscheinlich auch das Wohnhaus nicht mehr zu halten gewesen.“ Und so trübt von der Straßenseite her tatsächlich nur das rot-weiße Absperrband den Blick auf das gelbe Haus am Ende der Beethovenallee. Erst bei genauerem Hinsehen fällt auf, dass verkohlte und zerbrochene Dachziegel rechts neben der Haustür liegen. „Da sich das Feuer vom Dachstuhl der Schreinerei in den Dachstuhl des Wohnhauses gefressen hat, musste die Feuerwehr den First von den Ziegeln befreien“, sagt Ungerathen, der während der Löscharbeiten mit Rat und Tat zur Seite stand. So lagerten in der Werkstatt beispielsweise Lacke, Farben und kleine Gasbehälter, die immer wieder für Verpuffungen sorgten.

„Nachdem wir das wussten, haben wir natürlich etwas mehr Distanz gehalten“, sagt Feuerwehr-Einsatzleiter Albert Lehmann. Das, so wie die Tatsache, „dass wir die Hand vor Augen nicht mehr gesehen haben“, habe ihn veranlasst, seine Leute nur noch von außen löschen zu lassen. Trotzdem konnte ein Übergreifen der Flammen auf Nachbarhäuser verhindert werden. „Meine Dachgeschosswohnung ist leider unbewohnbar, mein Wohnzimmer völlig zerstört“, äußert Ungerathen noch relativ gefasst. Manches hat sich seit einer Begehung am Sonntag als weniger schlimm herausgestellt: „Unser Maschinenraum hat zum Glück nur Löschwasser abbekommen.“

Dieses Video ist Teil einer Kooperation zwischen WDR und GA.

Wüst hingegen sieht es im sogenannten Bankraum im ersten Stock aus, in dem der Schreiner und Beerdigungsunternehmer mit Vater Manfred und Angestellten Handarbeiten durchführt. „Der Statiker hat sich sehr vorsichtig zu einer weiteren Nutzung geäußert.“ Im Hof ist alles verkohlt. Auch die Bänke der Erlöser-Kirchengemeinde, die sein Team ausbessern sollte. „Ich hab schon mit Pfarrer Waschk gesprochen, er hat viel Verständnis für alles“, sagt Ungerathen. Die Fertigung stehe jetzt zurück, der Kundendienst laufe weiter.

Es gibt erste Hilfsangebote von Nachbarschaft und Freunden, die die Familie sichtet. Ebenso gerührt ist Ungerathen von den Anstrengungen der Einsatzkräfte. Dank auszudrücken, so betont er, sei ihm das Wichtigste in dem Bericht. An diesem Mittwoch wird es das erste Mal um die Zukunft gehen, wenn die Versicherungsvertreter die Schäden begutachten, die das Feuer in dem mehr als 120 Jahre alten Familienbetrieb angerichtet hat.

Nicht unwichtig dürften dafür auch die Ermittlungen der Polizei sein, die laut Sprecher Michael Beyer andauern. Er bestätigte, dass der Brand in der Thujahecke entstanden ist. „Wir gehen mehreren Zeugenhinweisen nach, die sich auf die Zeit unmittelbar vor dem Brand und etwas weiter davor beziehen.“ Feuerwehr-Einsatzleiter Lehmann hatte am Sonntag gegenüber dem GA von einer möglichen Brandstiftung oder Fahrlässigkeit durch eine weggeworfene Kippe gesprochen.

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