Statistik der Bonner Polizei Mehr als zehn Fahrerfluchten pro Tag

BONN · Es ist die Zahl der Fahrerfluchten, die der Bonner Polizei (zuständig für Bonn, Bad Honnef, Königswinter und den linksrheinischen Rhein-Sieg-Kreis) Sorge bereitet. 3825 Unfallverursacher sind im vergangenen Jahr weitergefahren, ohne sich um den Schaden zu kümmern - schaut man in die Statistik, ist das nahezu jeder vierte Unfall.

Dabei blieben die Opfer nicht nur auf dem Schaden sitzen; in 203 Fällen gab es Verletzte, 15 Mal wurde sogar ein Schwerverletzter zurückgelassen. Es gibt aber auch eine gute Nachricht: 45,8 Prozent der Fahrerflüchtigen konnten die Beamten ermittelt. Bei den Unfällen mit Verletzten liegt die Aufklärungsquote bei rund 60 Prozent, weiß Polizeioberrat Jürgen Marten.

Einen großen Teil dieses Erfolgs können die beiden Unfallermittlungsteams für sich verbuchen, die in Meckenheim und Ramersdorf angesiedelt sind. Sie beschäftigen sich ausschließlich mit Fahrerfluchten. "Zunächst sichern wir die Höhe der Spuren", erklären die beiden Hauptkommissare Siegfried Dreibholz und Heribert Breuer.

Soll heißen: Es wird ausgemessen, wo die höchste und wo die niedrigste Stelle des Blechschadens ist. Diese Werte werden mit den Spuren am Fahrzeug des Verursachers verglichen - wenn er denn gefunden wird. Danach werden mit dem Finger mögliche Lackspuren abgenommen, die das Auto des Fahrerflüchtigen am Wagen des Opfers hinterlassen hat, und in einer Pergamintüte verwahrt.

Außerdem wird eine Spezialfolie aufgeklebt, an der weitere Spuren haften bleiben. Jedes noch so kleine Detail wird außerdem fotografiert. Dafür haben die Beamten neben einer "normalen" Kamera auch ein Spezialgerät, das das Objekt 35-fach vergrößert. Befragungen von Zeugen und die Betrachtung des Unfallorts liefern ebenfalls Hinweise.

Ist der Verursacher gefunden, was laut Dreibholz von einer Woche bis zu sechs Monaten dauern kann, werden auch an seinem Auto die Spuren gesichert, teilweise zur Analyse zum Landeskriminalamt geschickt. "Bei einem schweren Unfall ziehen wir natürlich alle Register", sagt Marten.

Dann können die Beamten die Täter häufig schnell ermitteln. So zum Beispiel im Juni 2008, als eine 17-Jährige bei einem Unfall getötet wurde. Zehn Tage nach dem Unglück wurde der Fahrer gefasst. Ebenfalls relativ zügig fassten die Beamten einen Mann, der bei einem Unfall in Tannenbusch einen Sachschaden von 17.000 Euro verursacht hatte.

Er hatte am Tatort "etwas Lack und beide Lüftungsgitter" zurückgelassen - und war auf dem Nachhauseweg gegen einen Baum gefahren", so Dreibholz. Doch nicht nur diejenigen, die nach einem schweren Unfall flüchten, begehen eine Straftat. Generell gilt: "Das Argument, man habe nichts bemerkt, zählt nicht." Man nehme auch den kleinsten Rempler wahr.

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