Makler muss lange ins Gefängnis

Seine Funktion als Makler hat ein 56-Jähriger ausgenutzt, um zahlreiche Krankenversicherungen zu betrügen: Mindestens 870.000 Euro ergaunerte sich der Bonner mit von ihm erfundenen Versicherungsnehmern.

Makler muss lange ins Gefängnis
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Bonn. Seine Funktion als Makler hat ein 56-Jähriger ausgenutzt, um zahlreiche Krankenversicherungen zu betrügen: Mindestens 870 000 Euro ergaunerte sich der Bonner mit von ihm erfundenen Versicherungsnehmern. Am Freitag bekam der Angeklagte die Quittung: Vom Landgericht wurde er wegen 86-fachen Betruges - von denen 29 Fälle im Versuch stecken blieben - verurteilt.

Die Richter der 1. Großen Strafkammer schickten den Makler für drei Jahre und neun Monate ins Gefängnis. Der Staatsanwalt hatte sogar eine viereinhalbjährige Haftstrafe gefordert. Die Richter rechneten dem Angeklagten allerdings hoch an, dass er sich dem Prozess nach einer jahrelangen Flucht rund um den Globus gestellt hatte.

Laut Urteil täuschte der 56-Jährige zwischen Oktober 2007 und Mai 2008 den Abschluss von Krankenversicherungen vor. Dazu mietete er insgesamt 30 Wohnungen an und gab dieses dann bei den Versicherungen als Adresse der fiktiven Kunden an. Etwa 90 000 Euro gab er für die Miete der Wohnungen aus - im Gegenzug kassierte er von den Versicherungen bis zu 10 000 Euro Vermittlungsprovision für einen erfundenen Kunden.

Wie die Richter im Prozess am Freitag feststellten, hatte der Angeklagte sogar vor, nahezu alle Krankenversicherungen zu betrügen. Der Makler hatte bereits akribisch Berechnungen erstellt, mit welchen erfundenen Kunden und den entsprechenden Wohnungen er bei welchen Versicherungen Anträge stellen könnte.

Dieser Plan wurde jedoch von einer der geschädigten Firmen am 5. Mai 2008 durchkreuzt: Bei einem persönlichen Treffen wurde dem Bonner auf den Kopf zugesagt, dass seine Machenschaften durchschaut seien. Daraufhin ging der Angeklagte zur Bank, hob 200 000 Euro ab und übergab das Geld den Versicherungsvertretern.

Anschließend flüchtete er mit seiner Familie und 420 000 Euro Bargeld überstürzt ins Ausland. Weitere 250 000 Euro waren an die Familie der Ehefrau nach Japan überwiesen worden. Während die 45-Jährige bereits im August 2008 wieder nach Deutschland zurückkehrte, war ihr Mann offenbar in Thailand, auf den Philippinen, in Indonesien, Panama, der Karibik, den USA und der Türkei.

Am 11. Juni diesen Jahres wurde der 56-Jährige bei seiner Einreise am Frankfurter Flughafen festgenommen. Seine Frau war bereits im Januar 2009 vorübergehend festgenommen worden. Das gegen sie eingeleitete Verfahren wurde allerdings eingestellt. Im Prozess gegen ihren Noch-Ehemann - offenbar leben die beiden inzwischen in Scheidung - hatte die 45-Jährige geschwiegen.

Von dem ergaunerten Geld scheint nichts mehr übrig zu sein. Da der Haftbefehl gegen den 56-Jährigen am Freitag aufgehoben wurde, wird der Betrüger seine Strafe vermutlich im offenen Vollzug verbüßen können.

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