"Männer machen lassen"

Der Bonner Harald Seitz hat ein Buch über seine drei Elternzeiten geschrieben

"Männer machen lassen"
Foto: Volker Lannert

Bonn. Drei Kinder und drei mal Elternzeit: Der Bonner Buchautor Harald Seitz kennt sich mit Väter-Alltag aus. Mit ihm sprach Delphine Sachsenröder.

General-Anzeiger: Gibt es die viel zitierten "neuen Väter"?

Harald Seitz: Ich glaube nicht. Was soll das auch sein? Männer denken, wenn sie den Begriff hören: Weicheier. Frauen denken vielleicht: toll. Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen. Am Ende muss jeder Mann selbst seine Vaterrolle jenseits von solchen Kategorien finden. Wenn sich alle Beteiligten bewusst dafür entscheiden, kann auch ein traditionelles Familienmodell mit dem Vater als Alleinernährer das Richtige sein.

GA: Ihre erste Elternzeit liegt sieben Jahre zurück. Was hat sich seitdem verändert?

Seitz: Bei meiner dritten Elternzeit wurde ich mit dem Kinderwagen lange nicht mehr so schräg angeguckt wie bei der ersten. Nicht zuletzt durch das Elterngeld sind aktive Väter etwas alltäglicher geworden.

GA: Wie haben die Leute reagiert?

Seitz: Neben den besagten schrägen Blicken hat man als Vater mit Kleinkind auch jede Menge Vorteile. Deutschland ist plötzlich ein Dienstleistungsparadies. Man wird in Geschäften direkt bedient, Türen werden aufgehalten und Frauen jeden Alters sprechen einen an.

Zur Person Der Bonner Harald Seitz ist Vater von Scott (7), Mette (3) und Lotte (1). Der 41-Jährige arbeitet nach seinen drei Elternzeiten wieder Vollzeit als Pressesprecher einer gemeinnützigen Organisation. Seine Erlebnisse als Vater hat Seitz unter anderem zu einem Buch verarbeitet ("Morgens um sieben ist die Welt schon ein Chaos", Pendo Verlag, 14,95 Euro).GA: Sie haben über Ihre Erlebnisse als Vater in Blogs, Fernsehtalkshows und einem Buch berichtet - wie viele andere Männer auch. Sind Väter mit den Kindern nicht ausgelastet?

Seitz: Offenbar nicht. Wahrscheinlich geht es in der Eigendarstellung um eine ganz typische männliche Attitüde: Schaut mal, das habe ich gemacht. Ich musste mir tatsächlich die Zeit auch freischaufeln, denn die Mama ging arbeiten.

GA: Was machen Väter anders als Mütter?

Seitz: Auf Kinderspielplätzen habe ich oft beobachtet: Mütter laufen kreischend ihren Dreikäsehochs hinterher, sobald sie auch nur eine Sprosse der Leiter angetastet haben. Ein Vater dagegen bleibt auf der Bank sitzen, guckt sich das Ganze genau an, ist aber sofort da, wenn Gefahr droht. Frauen müssen lernen, die Herangehensweise der Männer zu akzeptieren und sie machen lassen.

GA: Ihr Fazit aus der Elternzeit?

Seitz: Auch wenn man sich in einigen Stresssituationen zurück ins Büro wünscht - es ist eine einzigartige Gelegenheit, ohne Zeitdruck die Kinder und den Alltag mit ihnen viel intensiver kennenzulernen. Für mich war es die Entscheidung, nicht nur Erzeuger sondern Papa zu sein.

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