Konzert in der Rheinaue Limp Bizkit rocken den KunstRasen in Bonn zum Finale der Saison

Bonn · Zum Abschluss der Saison hat die Band Limp Bizkit den Bonner Kunstrasen gerockt. Die US-Amerikaner präsentierten ihren seelisch aufgewühlten Nu-Metal energetisch wie eh und je.

Es war zwar kein runder Geburtstag, aber ein unvergesslicher. Der Sänger Fred Durst, geboren am 20. August 1970 in Jacksonville (Florida), genießt einen freien Tag. Er und seine Band Limp Bizkit befinden sich auf Deutschlandtournee, nach Auftritten in Frankfurt, Hannover und Friedrichshafen hängen sie in ihrem Bonner Hotel am Rhein ab und besuchen am Abend auf dem KunstRasen das Konzert von Roger Hodgson, der seine Musikerkollegen bei der Anmoderation des Hits „Breakfast in America“ freundlich begrüßt. Im Gegenzug outet sich der Amerikaner auf der Tribüne des VIP-Zeltes als Fan des Engländers. Wer hätte das gedacht. Ausgerechnet der Mitbegründer des Nu-Metal steht also auf die hohen Frequenzen eines Roger Hodgson.

Fred Durst tickt bei seiner eigenen Musik ganz anders, was er am nächsten Tag nachhaltig unter Beweis stellt. Er eröffnet mit einem wundervoll austarierte Zitat aus „Purple Rain“ von Prince, gefolgt von der energischen Limp-Bizkit-Nummer „Gold Cobra“. Im Anschluss verdichtet „Hot Dog“ exemplarisch das gesamt Arsenal des seelisch aufgewühlten Nu-Metal. Fred Durst presst Wut in seine Stimme, metallschwere Gitarren feuern ihn an.

Im Text wird aus Weltschmerz schiere Wut: „It's a fucked up world / A fucked up place / Everybody's judged / By their fucked up face”. Auch die Medien bekommen ihr Fett ab: „Fucked up press / And fucked up lies“. Irgendwann wird der Sänger konstatieren, dass er bereits 46 Mal das böse Wort verwendet hat, aber längst noch nicht am Ende ist.

Dann erzählt er von seinem Geburtstag auf dem KunstRasen am Vortag, als er „fucking amazin‘ Supertramp-Songs“ gesungen hat. Das Publikum skandiert aus 4300 Kehlen „Happy Birthday“ und mosht eine Extra-Runde den entfesselten Tanz des Heavy-Metal. Es war eine spannende Frage, ob sich Limp Bizkit an diesem Abend auf dem akustisch kontingentierte KunstRasen an die Kette legen lassen würden. Sie tun es, der Sound pendelt zwischen 92 und 94 Dezibel. Und siehe da: Nu-Metal funktioniert auch unter 100 DB. Die Veranstalter atmen auf.

Die Band kann auch Ballade

„Wer muss morgen arbeiten?“ fragt Durst in die Runde. Nicht wenige Hände recken sich in den Himmel. „Okay, wir treffen uns nachher an der Bühne und besprechen das“.

Im Song „Rollin' (Air Raid Vehicle)” treiben Bass und Drums das Grundriff in den Wahnsinn, die Keyboards simulieren den akustischen Overkill einer Großstadt. Durst springt durch die Luft und rappt wie ein moderner Schamane. Das Video dazu bringt es auf 107.313.763 Aufrufe. Stand: kurz vor Konzertbeginn. Dann eine Reverenz an die Pioniere dieses Stils: „Smells like teen spirit“ von Nirvana. Alle singen mit und noch mal „Happy Birthday“.

Die Band kann auch Ballade, wie der fast lyrischen Mittelteil von „My Generation“ beweist. „My Generation“ kennt man von The Who. Im Refrain meint man, den Atem von Who-Sängern Roger Daltrey zu spüren. Das hat System. Limp Bizkit versucht sich nicht in alternativen Kompositionen, sondern signalisiert eine Seelenverwandtschaft mit der britischen Superband.

Und beide Gruppen teilen sich mit „Behind Blues Eyes“ einen Hit für die Ewigkeit: Das Cover von Limp Bizkit befindet sich auf Augenhöhe mit dem Original. Ganz sicher liegt es auch am Text, dass sich unterschiedliche Generationen in den Metaphern wiederfinden: „No one knows what it's like / To be the bad man …“ Und dann kommt das Stück tatsächlich: „…to be the sad man / Behind blue eyes“. Ein ganz besonderer Moment für den ganz großen Chor.

Man sollte die Vorband nicht vergessen. Dog Eat Dog aus New Jersey hat einen lebhaften Mix aus Hardcore und Hip-Hop aufs Bonner Grün gebracht. Doch Limp Bizkit spielt in einer anderen Liga. Ein würdiger Abschluss der Saison auf dem KunstRasen, die insgesamt knapp 60.000 Musikfans in die Gronau gelockt hat.

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