Kurfürstliche Kostbarkeiten ziehen um

Sie sind stumme Zeugen, die die Geschichte Bonns von der Kurfürstenzeit über die Ära der Bundeshauptstadt bis hin zur internationalen Bundesstadt erlebt haben. Sie kennen Konrad Adenauer, Charles de Gaulle, John F. Kennedy, Michail Gorbatschow, Mutter Teresa und die Fußball-Weltmeister von 1954.

Bonn. Sie sind stumme Zeugen, die die Geschichte Bonns von der Kurfürstenzeit über die Ära der Bundeshauptstadt bis hin zur internationalen Bundesstadt erlebt haben. Sie kennen Konrad Adenauer, Charles de Gaulle, John F. Kennedy, Michail Gorbatschow, Mutter Teresa und die Fußball-Weltmeister von 1954.

Die Rede ist von den Kunstwerken im Alten Rathaus. 230 wertvolle Gemälde und acht kostbare Wandteppiche - letztere nahezu alle aus dem 18. Jahrhundert - wurden am Mittwoch von einer Fachspedition aus Frechen sorgfältig von den Wänden genommen und verpackt. An der ein oder anderen Rarität hingen noch Luftschlangen der jüngsten Karnevalssession.

Grund für diese aufwendige Transaktion ist die bevorstehende Sanierung des Alten Rathauses. Weil Schmutz und Erschütterungen die Kostbarkeiten gefährden könnten, müssen die kurfürstlichen Raritäten bis zum Jahresende ausgelagert werden.

Die Gobelins wurden vor dem Abtransport von Restauratorin Gabi Muders ausgiebig begutachtet und registriert. Halterungen und Befestigungslatten entfernte Muders säuberlich.

Die Wandteppiche haben eine Größe von bis zu sechs mal drei Metern und sind gehörig schwer. Die Kraft mehrerer Männer war erforderlich, um die Gobelins von den Wänden abzuhängen und sicher zu verpacken. Mitarbeiter des Stadtmuseums beobachteten den Transport mit Argusaugen.

Die Mitarbeiter der Spedition wickelten die Kunstwerke auf große Transportrollen und verpackten diese in Kartons. In Frechen werden sie mitsamt der Rollen in einen klimatisierten Trockenraum gehängt. Doris Herzog, Mitarbeiterin des Stadtmuseums, und Norbert Thönniges vom Personal- und Organisationsamt gehen davon aus, dass die Kunstwerke seit den fünfziger Jahren an den Rathauswänden hängen.

Das Rathaus in seiner heutigen Form stammt aus dem Jahre 1737. Damals legte Kurfürst Clemens August höchstpersönlich den Grundstein. Am 18. Oktober 1944 brannten nahezu alle Häuser am Markt nach einem Luftangriff ab. 1949 wurde mit dem Wiederaufbau des Rokokobaus begonnen.

Jetzt, nach mehr als 60 Jahren, ist eine Sanierung dringend erforderlich. Bei der Verleihung des Närrischen Löwens am Veilchendienstag konnten sich die mehr als 250 Gäste von den maroden Fenstern und dem bröckelnden Wandputz überzeugen. Im vergangenen Jahr hat sich der Verein "Altes Rathaus" gegründet.

Vorsitzender Rudolf Müller, ehemaliger Vorstandssprecher der Volksbank Bonn/Rhein-Sieg, und seine Mitstreiter haben sich die Erhaltung der "Guten Stube" Bonns auf die Fahnen geschrieben und wollen durch privates Engagement Geld für die dauerhafte Instandsetzung des Rathauses locker machen.

Kein Gebäude symbolisiert nach Auffassung Müllers die spannende Geschichte Bonns so repräsentativ wie das Alte Rathaus. OB Jürgen Nimptsch hat die Schirmherrschaft übernommen.

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