Krisen-Baustelle in Bonn Kosten für Beethovenhalle steigen auf 117 Millionen

Bonn · Die Ausgaben für die Sanierung der Bonner Beethovenhalle wachsen immer stärker. Die Stadtverwaltung will bis zum Sommer eine endgültige Prognose vorlegen – und hat die Ursachen der Misere analysiert.

Die aktuelle Prognose liegt bei 117,4 Millionen Euro, wie die Stadtverwaltung am Donnerstag mitteilte – rund vier Millionen über dem letzten Stand im März. Wie hoch die Ausgaben am Ende sein werden, sei noch unklar: Die Risiken in der Berechnung beziffert die Stadt mit etwa 15 Millionen Euro. Bis zum Sommer soll eine verbindliche Gesamtprognose vorliegen. Die Architekten gehen laut Stadtverwaltung derzeit von einer Fertigstellung der denkmalgeschützten Halle im Mai 2021 aus.

Zu hoher Zeitdruck, zu wenig finanzieller Puffer, zu wenig Untersuchungen der alten Bausubstanz: Die Stadtverwaltung legt dem zuständigen Projektbeirat am Freitag einen Bericht vor, in dem sie die Ursachen der Baustellen-Krise in der Beethovenhalle analysiert. „Es gibt nicht nur den einen Grund für die unerfreuliche Entwicklung, sondern eine Vielzahl von Ursachen, die sich gegenseitig verstärkt haben“, erklärte Oberbürgermeister Ashok Sridharan. „Daraus müssen wir lernen.“

Baustandserfassung: Ist vor dem Sanierungsbeschluss nicht ausreichend erfolgt, räumt die Stadt ein. Dazu wären mehr „invasive Untersuchungen“ (etwa Bohrungen) nötig gewesen, was bei laufendem Betrieb nicht möglich gewesen sei. Man hätte die Halle dafür ein halbes Jahr schließen müssen – damit wäre das Ziel gefährdet gewesen, rechtzeitig vor dem Beethovenjubiläum 2020 fertig zu werden. Zwar habe es 152 Probebohrungen im Bauwerk und im Untergrund gegeben. „Auf dieser Basis war das Schadensbild allerdings nicht in dem Maße erkennbar, wie es sich später beim Entkernen des Gebäudes zeigte“, schreibt das Presseamt.

Zeitdruck: Planer und Projektsteuerer hatten das Ziel, die Halle binnen zwei Jahren bis Ende 2018 zu sanieren, als machbar eingestuft. Diese Einschätzung habe sich als falsch erwiesen, so die Verwaltung. Die Architekten hätten „nicht aktiv genug gegengesteuert“. Der Zeitdruck habe Bonn zudem für die Auftragnehmer „erpressbar“ gemacht. Künftig will die Stadtspitze mit „deutlich höheren Zeitpuffern“ arbeiten.

Budget: Das ursprüngliche Budget von 61,5 Millionen Euro hat sich bereits jetzt mehr als verdoppelt. Es war kein Puffer für Risiken und Unvorhergesehenes eingeplant. Das will die Verwaltung in Zukunft anders machen.

Planung: Teile der Planung zurückzustellen, habe das Projekt zusätzlich gebremst, analysiert die Verwaltung. Der Rat hatte beschlossen, für die Erneuerung der Küche zunächst um Spenden zu werben – was erfolglos blieb. Die Stadt folgert: Alle Funktionalitäten sollten besser schon beim im finalen Baubeschluss fix sein.

Noch keinen Erfolg hatte Oberbürgermeister Ashok Sridharan offenbar beim Versuch, Gebäudetechnikfirmen wieder auf die Baustelle zu holen, die den Auftrag gekündigt hatte. Dies hatte eine Kettenreaktion weiterer Verzögerungen und drohender Kündigungen ausgelöst. Die Stadt strebe an, die Firmen zurückzuholen, heißt es in der Pressemitteilung.

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