Kommentar: Nicht schönrechnen

Kritiker des Stadthauses sprechen gern von einer städtebaulichen Todsünde, wenn es um den Bau aus den 1970er Jahren geht. Dieser sogenannten Todsünde folgte später eine weitere schwere Verfehlung: Jahrzehntelang haben Verwaltung und Politik an der Instandhaltung des Klotzes gespart.

Das Haus ist nicht nur optisch, sondern auch technisch in die Jahre gekommen. Das rächt sich jetzt. Wie bei vielen anderen städtischen Immobilien, allen voran die Schulen, auch.

Die Variante, das Stadthaus abzureißen und an anderer Stelle ein neue Verwaltungszentrale zu errichten, hat durchaus ihren Charme. Die wichtigste Frage ist aber: Wo soll der Neubau entstehen?

Die Antwort lautet: Wer urbanes Leben will, darf ein Stadthaus nicht an die Peripherie einer Innenstadt verlegen. Zudem sind die rund 1.500 städtischen Mitarbeiter und die Zigtausend Besucher, die ihre Behördengänge zu erledigen haben, für den Einzelhandeln im Zentrum ein nicht zu unterschätzendes Kundenpotenzial.

Vielleicht spielt das auch mit eine Rolle bei den Überlegungen von Politik und Verwaltung, doch die Sanierung einem Neubau vorzuziehen. Aber Vorsicht: Jeder, der schon einmal ein altes Haus renoviert hat, weiß, wie schnell einem da die Kosten aus dem Ruder laufen können.

Egal, wie die Entscheidung ausfallen wird: Von schön gerechneten Leuchtturmprojekten, die am Ende oftmals mehr als das Doppelte kosten, haben die Bonner die Nase voll. Denn die Quittung zahlen letztlich sie.

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