Kleiner Laden mit großem Herz

Bei Axel Sünskes spielt das Leben auf wenigen Quadratmetern. In dem kleinen Kiosk an der Königstraße gehen im Minutentakt die Menschen ein und aus.

 Arbeitsplatz zwischen Zeitschriften und Süßigkeiten: Wenn Axel Sünskes in seinem Kiosk an der Königstraße steht, hat er für jeden Kunden ein freundliches Wort.

Arbeitsplatz zwischen Zeitschriften und Süßigkeiten: Wenn Axel Sünskes in seinem Kiosk an der Königstraße steht, hat er für jeden Kunden ein freundliches Wort.

Foto: Barbara Frommann

Bonn. Bei Axel Sünskes spielt das Leben auf wenigen Quadratmetern. In dem kleinen Kiosk an der Königstraße gehen im Minutentakt die Menschen ein und aus. Die hochschwangere Frau aus dem benachbarten Elisabeth-Krankenhaus, deren hochnervöser Ehemann ein Tütchen Lakritz zur Beruhigung braucht. Die Schülerinnen aus der Liebfrauenschule, die sich mit sauren Schnullern den Heimweg versüßen.

Die Arzthelferinnen, die in der Pause einen starken Kaffee zum Mitnehmen brauchen. Und der Nachbar, der die Zeitung holt, während sein Hund schon auf das tägliche Leckerchen wartet.

Seit acht Jahren betreibt Sünskes seinen Kiosk. Die Idee kam, als seine Tochter eines Tages von der Schule nach Hause kam und berichtete: "Papa, unser Büdchen ist zu." Für Sünskes, der aus dem Ruhrgebiet stammt, war der Kiosk schon immer Inbegriff dafür "Kaufmann zu sein". Er beschloss, sich selbstständig zu machen.

Sünskes erinnert sich gerne daran, wie er als kleiner Knirps in Essen darauf wartete, dass die Rollläden hochgingen und den Blick auf die Bonbongläser frei gaben. Heute liegen Weingummi-Schnecken, Schlümpfe und saure Schnüre in den Kästen. Die werden wie früher einzeln verkauft, die meisten für zehn Cent das Stück, und in Papiertütchen verpackt.

Gerade nach Schulschluss kann die Schlange schon mal lang werden. Axel Sünskes ist auf die unterschiedlichsten Kunden eingerichtet - egal ob ihnen ein Päckchen Kaffee oder Zucker für die Studenten-WG fehlt, die Flasche Wein zum Abendessen oder das Heft für die Mathearbeit.

"Der Laden lag total brach, die Kunden haben erst mal vorsichtig reingeschnuppert", erzählt der Kioskbetreiber vom Start in die Selbstständigkeit. Inzwischen sind viele, die durch die Holztür in den Laden kommen, Stammkunden. Aber nicht nur für die hat Sünskes ein freundliches Wort. "Ich gehe unheimlich gerne mit Menschen um und freue mich, wenn die Leute lachend rausgehen."

Morgens um sechs beginnt der Arbeitstag von Axel Sünskes, dann sortiert er die Zeitungen, stellt frisches Obst raus - "damit die Schülerinnen auch was Gesundes kriegen" - und wirft den Backofen an. Seine frisch gebackenen, belegten Brötchen sind nicht nur bei den Kioskkunden, sondern auch in den umliegenden Büros und Arztpraxen beliebt. "Ich habe überhaupt keine Lust, nur Fleischwurstbrötchen zu machen. Meine Brötchen, das sind Kunstwerke", sagt er und drapiert Tomaten zu Mozzarella. Das gilt auch für die Dekoration im kleinen Schaufenster: mal Modellautos und Honig vom Bauern, mal Zirkelkasten und Keksdose.

Ein Nachbarin kommt rein, holt Limo und Süßes für ihr krankes Kind, das nichts essen mag. Morgen wird Sünskes nachfragen, wie es der Kleinen geht. Den Schülerinnen, die eben noch unentschlossen vor dem Bonbonglas standen, sieht er beim Erwachsenwerden zu und freut sich, wenn sie festlich gekleidet auf dem Weg zur Abiturfeier an "ihrem" Kiosk vorbeikommen.

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