Kleine Züge mit großer Wirkung

Bonn · Im Deutschen Museum stellt Sören Schäfer seine beeindruckende Modelleisenbahnanlage aus. Sie zieht Jung und Alt in ihren Bann.

 Wer genau hinschaut, entdeckt in der Anlage viele Details.

Wer genau hinschaut, entdeckt in der Anlage viele Details.

Foto: Volker Lannert

Mit Geratter und Dampf setzt sich die schwarze Lok in Bewegung. "Die ist ja besser als meine," ruft ein Junge begeistert, der sich mit vielen anderen Kindern um die 25 Quadratmeter große Modelleisenbahnanlage im Deutschen Museum versammelt hat.

Das traditionsreiche Hobby Modelleisenbahn hat auch heute noch viele junge Anhänger. So kann sich Modellanlagenbauer Sören Schäfer nicht über mangelnde Aufmerksamkeit beklagen: Aufgeregt folgen viele Kinder der Fahrt der Lokomotive durch das kleine Landschaftspanorama aus Kunststoff, Holz und Metall und bieten sich Schäfer als fleißige Helfer beim Aufbau an. Da werden Bäumchen in den Boden gesteckt, Plastikfiguren neben den Gleisen postiert, Güterwaggons mit Sand gefüllt und Häuser gebastelt. Manche Kinder lassen sich von den Eltern am Ende nur schwer wieder zum Nachhausegehen bewegen.

Einige von ihnen haben bereits eine eigene Modelleisenbahn zu Hause - wenn auch in einem kleineren Format. "Wir haben leider zu wenig Platz auf unserem Dachboden", so ein Junge. Ein Freund nickt mitfühlend: "Wir in unserem Keller auch." Modelleisenbahnen haben meist den Maßstab 1:87 (Spur H0). Die am Wochenende aufgestellte Anlage von Schäfer hat den Maßstab 1:25.

Die Erwachsenen begrüßen das Interesse ihrer Kinder. "Der Fantasie und Kreativität sind hier keine Grenzen gesetzt", stellt ein Vater fest "und für die Winterzeit ist die Modelleisenbahn ein tolles Hobby." Auch werde durch das Zusammenfügen der Bauteile und das Ausgestalten der Anlage die Ausdauer eines Kindes beim Spiel gefördert, an der es heute häufig mangele. "Viele Kinder können sich doch gar nicht mehr konzentrieren."

Vom pädagogischen Nutzen der Modelleisenbahn ist auch Sören Schäfer überzeugt. Für die Zukunft plant er eine eigene Schauanlage mit integrierter Jugendwerkstatt. Schäfer will durch die gemeinsame Arbeit mit Kindern an einer Modellbahnanlage deren Durchhaltevermögen stärken. "Kinder lassen sich heute viel zu sehr berieseln", glaubt er , "die Arbeit an einer Modelleisenbahn dagegen ist eine Tätigkeit mit dem Ziel, einmal etwas Eigenes zu schaffen und zu Ende zu bringen."

Zudem mache das Basteln der Bauteile ein teures Hobby erst bezahlbar. Schäfer weiß, wovon er spricht: Er selbst beschäftigt sich bereits seit 40 Jahren mit Modelleisenbahnen. Diese Faszination an Kinder weiterzugeben sieht er als eine Investition in die Zukunft. Schäfer glaubt, dass Kinder, die durch die Beschäftigung mit der Modelleisenbahn für technische Zusammenhänge begeistert würden, später einmal auf diesem Gebiet arbeiten könnten - "als Ingenieure zum Beispiel".

Es reiche allerdings nicht, betont er, Kindern eine Modelleisenbahn unter den Weihnachtsbaum zu legen und sie dann sich selbst zu überlassen. "Die Eltern müssen schon mitmachen." Das Interesse vieler Kinder, vor allem der Jungen, sei häufig einfach zu wecken. Denn Modelleisenbahnen sprächen etwa auch Kinder an, die sich sonst nur für Computer interessierten, da viele Anlagen heute digital gesteuert seien.

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