Kinderschänder während der Therapie rückfällig

50-Jähriger vergreift sich nach der Haft erneut an Jungen - Nun fordert der Bonner Staatsanwalt Sicherungsverwahrung

Euskirchen/Bonn. Er war gerade erst aus mehrjähriger Haft entlassen und befand sich wegen Pädophilie in Behandlung, da missbrauchte der 50-Jährige in Euskirchen erneut sieben Jungen.

Wegen sexuellen Missbrauchs in 22 Fällen steht der einschlägig vorbestrafte Kinderschänder nun vor dem Bonner Landgericht, und im Prozess wird erschreckend deutlich, wie sinnlos eine Therapie in einem solchen Fall ist.

Ganz offen und vermeintlich einsichtig gibt der Mann auf der Anklagebank die Taten zu und spricht ebenso offen über seinen Hang, der ihn trotz Strafandrohung immer wieder dazu bringt, Kinder in seine Fänge zu locken und zu missbrauchen. Er hat ganz offensichtlich viel gelernt in seinen verschiedenen Therapien und begriffen, wie er die minderjährigen Jungen "von sich abhängig macht", wie er selbst sagt.

Aber obwohl er Pläne erarbeiten musste, wie er den Missbrauch vermeiden kann, nach der Haft unter Führungsaufsicht gestellt wurde und ein Kontaktverbot zu Kindern erhielt, tat er es ab Sommer 2006 wieder.

Ob denn die "rote Lampe", die bei ihm angehen sollte, nicht angegangen sei, wollte der Vorsitzende der Jugendschutzkammer, Theo Dreser, wissen. Nein, gab der 50-Jährige zu, sie sei gar nicht an gewesen. Und so ging der 50-Jährige zu Therapeutin und Bewährungshelferin, folgte brav allen Weisungen - während er gleichzeitig Jungen missbrauchte.

Die ersten Opfer fand er in einer strenggläubigen Gemeinschaft von Russlanddeutschen, deren minderjährige Söhne ihn gerne besuchten. Denn bei ihm durften sie, was sie zu Hause nicht durften: fernsehen. Nach und nach gelang es ihm, die Jungen zu missbrauchen. Dabei hatte er, wie er erklärt, eine Regel: Wenn einer sich wehrte, hörte er auf.

Als er aufflog und mehrere Väter ihn aufsuchten und ihm anboten, auf eine Anzeige zu verzichten, wenn er wegzöge, zog er um - und suchte sich zwei andere Jungen. Erst im Sommer 2009 kam er wieder hinter Gitter: Im Rahmen von Ermittlungen wegen Kinderpornografie im Internet fiel auch er als Nutzer auf, und in der Folge kamen seine Taten ans Tageslicht. Seitdem sitzt er in U-Haft.

Seine Bewährungshelferin sagte am Dienstag über ihn, nach außen hin führe er ein angepasstes bürgerliches Leben. Dass er rückfällig wurde, blieb ihr verborgen. Seine Therapeutin notierte beim Behandlungsabbruch: "Er ist ein fixierter Pädophiler und scheint in zwei Welten zu leben. Parallel zu seiner bürgerlichen Existenz folgt er seinen alten Tatmustern."

Diesmal fordert die Staatsanwaltschaft für ihn Sicherungsverwahrung.

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