Kilometerweise Spitze, Seide und Satin auf dem Godesberger Stoffmarkt

Vielfalt ist Trumpf: Kleider-, Gardinen-, Möbel- und Dekostoffe türmen sich auf den Verkaufstischen - Kurzwaren und Schnittmuster runden das Angebot ab

Kilometerweise Spitze, Seide und Satin auf dem Godesberger Stoffmarkt
Foto: Friese

Bad Godesberg. Stoffe, Tücher, Knöpfe, Garn und Zwirn, so weit das Auge reicht. Theaterplatz und Michaelshof waren am Sonntag für eine weitere Auflage des Stoffmarkts reserviert. Wer sich eine neue Gardine, ein neues Sakko oder ein neues Raffrollo schneidern (oder schneidern lassen) wollte, war hier an der richtigen Adresse.

Allein auf den 20 laufenden Metern Verkaufsfläche des Händlers Toni von der Heiden aus Eindhoven stapelten sich rund 15 000 Meter Stoff- und Tuchware. Zusammen mit deutschen und holländischen Kollegen geht er unter dem Dach eines großen Markt- und Messeveranstalters ganzjährig im Rheinland und Ruhrgebiet "auf Tournee". Bad Godesberg sei ein "guter Platz", meinte von der Heiden, der zusammen mit holländischen und deutschen Kollegen das vierte Mal unter der Godesburg seine Waren verkaufte.

An einem anderen Stand ließen sich der Marokkaner Mourad und seine Freundin, die in Bad Godesberg wohnen, von einem Tuch, gemischt aus der Kunstfaser Terlenka und Wolle, überzeugen. "Das ist perfekt für einen Anzug und hat den Vorteil, dass sie ihn in der Maschine waschen können", pries der Händler die Ware an.

Um den Wolleanteil zu demonstrieren, hielt er kurz ein Feuerzeug an den Stoff: "Es riecht nach verbrannten Haaren, das zeigt, dass Wolle darin ist." Der Kauf war perfekt. "Wenn wir das nächste mal in Marokko sind, macht ein Schneider uns einen Anzug daraus", erklärte das Paar.

Am Stand von Jürgen Nemitz waren Jeansstoffe der Renner. Hier fand eine Dame zudem endlich ein Tuch, das demnächst die Aufleger für ihre Balkonstühle modisch umhüllen wird. Vielfalt war Trumpf auf dem Stoffmarkt: Gardinenstoffe, Möbelstoffe, Dekostoffe, häufig beidseitig unterschiedlich bedruckt, in verschiedensten Motiven, vom Rosen- bis zum Tigermuster, Ware aus Leinen, Spitze, Velours, Seide, Satin, dazu hochwertige Patchworkstoffe.

Martina Kurmann aus Bochum verkaufte Wollknäuel und hatte "Socken stricken" als aktuelle Strömung identifiziert, während man anderswo "Taftstoffe" im Trend sah, aber auch Bezugsstoffe. "Die Leute werfen schöne Antikstühle nicht weg, sondern beziehen sie lieber neu", erklärte eine Händlerin. Manche Besucher ließen sich einfach inspirieren, andere waren gezielt auf Suche.

"Ich suche etwas für eine Jacke für meinen Enkel", sagte eine Besucherin, eine andere hielt verzweifelt nach einem Stoff mit "Winnie-Pooh"-Motiven Ausschau, während ein kleines Mädchen leuchtende Augen bekam, als ihr die Mutter einen meerblauen Stoff mit Fischen darauf zeigte.

Mit dabei natürlich auch Händler mit unentbehrlicher Kurzware wie Knöpfen, Reißverschlüssen, Bordüren, Kordeln, Schrägbändern. Und damit bei Hobbyschneiderinnen nichts schief geht, waren vielerorts Schnittmuster und Fachzeitschriften im Angebot. Gegen Ende des Marktes wurde das Treiben im Stoffparadies allerdings durch Regengüsse getrübt.

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