Büroimmobilienmarkt Kaum noch Büroflächen in Bonn

Bonn · In Bonn arbeiten überdurchschnittlich viele Menschen im Dienstleistungsbereich, leer stehende Bürogebäude gibt es kaum. Besonders ist vor allem der überdurchschnittlich große Anteil an Flächen in Großobjekten.

Hier der aerodynamisch geschwungene Bau der Kanzlei Flick Gocke Schaumburg, daneben „The Square II“ mit seinen vertikalen Fensterschlitzen, gegenüber die ehemalige Landeszentralbank, die demnächst erweitert werden soll – und jenseits der B 9 der Mäanderbau der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ).

Das Bild entlang der neuen Fassaden rund um den Trajektkreisel in Sichtweite zum Post Tower ist geradezu idealtypisch für eine Stadt, in der 91,8 Prozent aller Beschäftigten im sogenannten tertiären Sektor beschäftigt sind. Tertiärer Sektor, dies ist der wirtschaftswissenschaftliche Begriff für die Dienstleistungsbranchen, die damit von Landwirtschaft und produzierender Wirtschaft abgegrenzt werden.

Zum Vergleich: Deutschlandweit arbeiten knapp 74 Prozent aller Beschäftigten in Dienstleistungsberufen. Für den überdurchschnittlich hohen Anteil in Bonn sorgt neben den Konzernzentralen von Post und Telekom eine Vielzahl kleiner und mittelständischer Unternehmen. Und natürlich der öffentliche Sektor, bestehend aus Bundesministerien, Bundesbehörden und 20 Sekretariaten der Vereinten Nationen.

Aktuelle Zahlen zur Entwicklung hält das städtische Amt für Wirtschaftsförderung bereit – und kann eigenen Angaben zufolge für das Jahr 2016 mit einem Rekordergebnis aufwarten: Demnach belief sich der Büroflächenumsatz im vergangenen Jahr auf 126.189 Quadratmeter. Insgesamt wurden 2016 auf dem Bonner Büromarkt 139 Büroflächenumsätze registriert, davon 131 Vermietungen.

Kaum leer stehende Büroflächen in Bonn

Der Anteil an leer stehenden Büroflächen betrug zum Stichtag 31.Dezember 2016 rund 2,17 Prozent (nach 2,74 Prozent im Jahr davor). Auch im Vergleich zu anderen Städten steht Bonn gut da. Zum Vergleich: In Hamburg lag die Leerstandsquote zuletzt bei fünf Prozent. Was zunächst positiv klingt, hemmt andererseits die Flexibilität des Marktes. Innerstädtische Umzugsmöglichkeiten werden naturgemäß geringer, je weniger freie Objekte zur Verfügung stehen.

Die durchschnittliche Monatsmiete (Kaltmiete ohne Mehrwertsteuer) in Bonn lag 2016 bei 12,90 Euro, die realisierte Spitzenmiete bei 19,25 Euro pro Quadratmeter. Dabei wurden die höchsten Mietpreise in den sogenannten A-Lagen des Bundesviertels, also entlang der B 9, am UN-Campus und rund um den Post Tower, erzielt: Dort, so die Stadtverwaltung, werden für Büroflächen mit hochwertiger Ausstattung Mietpreise von 20 Euro pro Quadratmeter im Monat und höher aufgerufen. Vergleichsweise günstig sind die Büros mit Preisen ab fünf Euro pro Quadratmeter im Stadtbezirk Hardtberg und im Bonner Norden.

Arbeiten auf 3,84 Millionen Quadratmeter

Die Gesamtfläche des Bonner Büromarkts beträgt 3,84 Millionen Quadratmeter, verteilt auf mehr als 3730 Objekte. Gefragt nach Besonderheiten des Bonner Marktes, nennt das Amt für Wirtschaftsförderung den überdurchschnittlichen Anteil an Flächen in Großobjekten mit mehr als 5000 Quadratmetern. „Damit verfügt Bonn über eine ähnliche Größenstruktur wie der A-Standort Düsseldorf“, heißt es bei der Stadt. Und geht es nach der Verwaltung, soll sich diese Entwicklung fortsetzen. Derzeit seien rund 190.000 Quadratmeter neue Büroflächen in Planung oder im Bau.

Zu den größeren Projekten zählen derzeit die Fläche des ehemaligen Bonn-Centers am Bundeskanzlerplatz, das Rheinpalais an der Joseph-Schumpeter-Allee (Bonner Bogen) sowie das „Bonn Jour“ an der Baunscheidtstraße. Um auch künftig Unternehmensexpansionen und Neuansiedlungen ermöglichen zu können, setzt die Bundesstadt zudem auf eine gesonderte Rahmenplanung für das Bundesviertel.

Den Startschuss für die Bauarbeiten ihrer Projektentwicklung „Haus der Höfe“ vermeldeten erst am Dienstag die Unternehmen Pareto und Strabag. Die „Höfe“ entstehen mit 7540 Quadratmetern Mietfläche an der Joseph-Beuys-Allee, Ecke Genscherallee nach Plänen des Bonner Architektenbüros Oezen-Reimer und Partner. Die Fertigstellung ist für Mitte 2019 geplant.

Wenig Leerstand, schnelle Vermietbarkeit

Die aktuelle Lagebeurteilung der Bonner Industrie- und Handelskammer (IHK) lautet: „Wenig Leerstand, schnelle Vermietbarkeit“. Bonn sei generell ein guter Standort mit Wachstum bei Einwohnern und Beschäftigten, der in den vergangenen Jahren deutlich internationaler und jünger geworden sei, befindet der zuständige Abteilungsleiter Professor Stephan Wimmers.

Sorgen bereitet der Kammer das knappe Angebot. „Um die vorhandenen, begrenzten Flächen konkurrieren die Nutzungen Wohnen, Büro und sonstiges Gewerbe“, so Wimmers. Zugleich stünden aber seit Jahren Gebäude leer, die beispielsweise der Liegenschaftsbetrieb des Landes Nordrhein-Westfalen verwaltet. „Hier müsste schneller gehandelt werden“, sagt Wimmers.

Positiv stimmt ihn mit Blick auf die Entwicklung von Gewerbefläche indes die Art der Zusammenarbeit von Bonn und den umliegenden Kommunen. Wimmers: „Das kann helfen, den Druck auf den Bonner Gewerbeflächenmarkt zu mildern. Die Projekte Südüberbauung und Nordfeld werden Stadt und Region gut tun; das sind auch ermutigende Zeichen für weitere Investoren.“

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