ZDF-Serie "Herzensbrecher" Kaum Lokalkolorit, kaum Schauplätze - Bonn spielt nur eine Nebenrolle

BONN · Bonn hat keine eigenen Tatort-Ermittler, aber seit Kurzem immerhin eine eigene Vorabendserie im ZDF. Am 2. November gingen die "Herzensbrecher" auf Sendung: Die Serie dreht sich um Pfarrer Andreas Tabarius (Simon Böer), einen alleinerziehenden Vater, und seine vier Söhne. Aber wie viel Bönnsches ist tatsächlich drin in der neuen Serie aus Bonn?

Die "Herzensbrecher": Der alleinerziehende Pfarrer Andreas Tabarius (Simon Böer) und die Söhne (von links) Jakob (Maurizio Magno), Johannes (Tom Hoßbach), Thomas (Lukas Fabio Karlsch) und Lukas (Gerrit Klein).

Die "Herzensbrecher": Der alleinerziehende Pfarrer Andreas Tabarius (Simon Böer) und die Söhne (von links) Jakob (Maurizio Magno), Johannes (Tom Hoßbach), Thomas (Lukas Fabio Karlsch) und Lukas (Gerrit Klein).

Foto: ZDF/Martin Rottenkolber

Die Bilanz nach den ersten drei Folgen fällt bescheiden aus: Die Serie wird in der Kartäuserkirche in Köln gedreht. Bei allem, was rund um Gotteshaus und Pfarrhaus passiert, ist also nicht viel Lokalkolorit zu erwarten. Die Innenaufnahmen stammen aus der ehemaligen "DSDS-Traumvilla" der Superstar-Kandidaten in Köln-Marsdorf, von der man nach dem Umbau für die Herzensbrecher nur noch die verschnörkelten Treppengeländer wiedererkennt. Den Namen der Serien-Pfarrei "Heiland-Gemeinde" gibt es allerdings in Bonn tatsächlich: Die echte evangelische Heilandkirche liegt in Mehlem, hat mit der Geschichte aber nichts gemeinsam.

Bonner "Hauptdarstellerin" in Folge eins und zwei war eindeutig die Kennedybrücke. Die Kamera schwenkte mehrfach über das bekannte Bauwerk, offenbar, um die Handlung am Rhein zu verorten. Auch Bonner Ansichten aus der Vogelperspektive gibt es gelegentlich, der Blick bleibt dann für Sekundenbruchteile am Post-Tower oder am Venusberg hängen. Erst in Folge drei ist der Pfarrer dann in der Stadt unterwegs, man sieht seinen Geländewagen kurz über die Poppelsdorfer Allee und auf dem Rathenauufer in Richtung Albertinum fahren. Echte Szenen in der Stadt gibt es nicht.

Bei den Serien-Figuren bringt nur Küster Willi Kuckelkorn (Wilfried Dziallas) ein wenig rheinisches Vokabular ins Vorabendprogramm. Die Drehbuchschreiber haben ihm Begriffe wie Panz (Kind) oder Jeck ins Manuskript geschrieben, wirklich Bönnsch spricht er nicht. Am meisten lokalen Bezug haben da noch die Schauspieler.

Hauptdarsteller Simon Böer ist in Vinxel aufgewachsen. Das Zeug zum Publikumsliebling hat auch Gerrit Klein, der den ältesten Sohn Lukas spielt. Der 22-jährige Bonner ist hier zur Schule gegangen, hat mit 13 Jahren erstmals im Jungen Theater in "Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran" auf der Bühne gestanden und den Musikwettbewerb "Xpress Yourself" gewonnen.

Fazit: Die Themen der Herzensbrecher (Familie, Vertrauen, Erwachsenwerden) könnten letztlich überall spielen. Die Stadt ist Kulisse, aber kein Schauplatz. Die Serie spielt genauso wenig in Bonn wie die Lindenstraße in München. Die Kölner Kartäuser-Gemeinde identifiziert sich dafür umso mehr mit der Bonn-Serie: Schauspieler Simon Böer steht hier im wirklichen Leben auf der Kanzel und predigt beim Abendgottesdienst am Sonntag, 1. Dezember, ab 18 Uhr in der Kartäuserkirche, Kartäusergasse 7.

"Herzensbrecher" läuft samstags um 19.25 Uhr im ZDF.

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