Karstadt-Hängepartie geht weiter

BONN · Trotz eindeutiger Empfehlung der Stadtverwaltung hat der Wirtschaftsausschuss den Erbpachtvertrag für das Karstadt-Grundstück immer noch nicht verlängert. Die Verwaltung soll nachverhandeln.

Rolltreppen in einer weihnachtlich geschmückten Karstadt-Filiale.

Rolltreppen in einer weihnachtlich geschmückten Karstadt-Filiale.

Foto: dpa

Nach GA-Informationen bekam die Verwaltung am Donnerstagabend in nicht öffentlicher Sitzung den Auftrag, erneut mit dem Highstreet-Konsortium zu verhandeln, dem die Karstadt-Gebäude gehören. Dabei ist der Zeitdruck groß: Der Pachtvertrag für das städtische Grundstück an der Poststraße läuft im Mai nach 50 Jahren aus, und in der Ratssitzung am 2. Februar soll endgültig entschieden werden.

Der Ausschuss stößt sich besonders daran, dass der neue Pachtvertrag ein Kaufrecht für das 4846 Quadratmeter große Grundstück ab dem Jahr 2027 enthält. Highstreet könnte das Areal dann zum Marktwert erwerben. Im Moment steht es mit rund 18 Millionen Euro in den Büchern.

Mit der Kaufklausel sei der Pachtvertrag eine verkappte Kaufvereinbarung für das städtische Filetgrundstück, argumentierten die Skeptiker im Ausschuss. "Wir haben den Verwaltungsvorschlag anderthalb Stunden intensiv diskutiert. Hauptkritikpunkt war in der Tat das Ankaufsrecht", bestätigte der Ausschussvorsitzende Guido Déus (CDU) auf GA-Anfrage.

Die Verwaltung hatte den Politikern kurz vor der Sitzung einen umfangreichen Fragenkatalog beantwortet. In diesem vertraulichen Papier erklärt sie auch, dass Highstreet nicht bereit sei, auf das Ankaufsrecht zu verzichten. Eine solche Klausel sei heute üblich; fehle diese, werde es dem Pächter schwerer gemacht, Kredite für Investitionen ins Gebäude aufzunehmen. Kar-stadt hat inoffiziell angekündigt, das gut laufende Bonner Haus ab 2013 für rund 4,5 Millionen Euro umbauen zu wollen.

Nur die SPD stimmte im Ausschuss gegen den Auftrag an die Verwaltung, weiter mit Highstreet zu verhandeln. "Wir wollen den Umsatzmagneten Karstadt behalten und die 200 Mitarbeiter nicht weiter verunsichern", sagte Parteichef Ernesto Harder dem GA nach der Sitzung.

Auch Peek & Cloppenburg interessiert sich für das Grundstück. Vor diesem Hintergrund bietet ein Investor einen Kaufpreis von 32,5 Millionen Euro. Dann müsste die Stadt Bonn nach Einschätzung der Verwaltung aber mindestens 20 Millionen Euro als Entschädigung für das Karstadt-Gebäude an Highstreet zahlen. Würde der Pachtvertrag nicht verlängert, müsse das Grundstück zudem europaweit zur Pacht oder zum Verkauf ausgeschrieben werden. Damit drohe langer Leerstand. Die Verwaltung hält deshalb die Vertragsverlängerung mit Highstreet um 30 Jahre für einen jährlichen Pachtzins von 700.000 Euro für vorteilhafter.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort