Internet-Bekannter entpuppt sich als Gewalttäter

Gericht schickt 27-Jährigen wegen sexueller Nötigung hinter Gitter

Bonn. Wie gefährlich Treffen mit Internet-Bekannten sein können, erfuhr eine 20-Jährige im Januar auf schmerzliche Weise: Nach mehreren Telefonaten ließ sich die junge Frau von einem smarten 27-jährigen, der in den einschlägigen Chatrooms als "Frauenversteher" gehandelt wurde, im Auto zu einem vermeintlich netten Treffen abholen, fand sich unversehens in einem einsamen Waldstück bei Bonn wieder und war den sexuellen Übergriffen des Mannes hilflos ausgeliefert.

Nun schickt die 3. Große Bonner Strafkammer den verheirateten Mann wegen sexueller Nötigung und Körperverletzung für zwei Jahre hinter Gitter. Und seine Frau im Zuschauerraum weint bitterlich, als sie hört, wie hart Kammervorsitzender Klaus Reinhoff mit ihrem Mann ins Gericht geht.

Dass der 27-Jährige überhaupt auf der Anklagebank landete, dafür macht er nicht zuletzt seine eifersüchtige Frau verantwortlich: Die hatte Wochen nach der Tat bei einem Blick auf die Telefonverbindungen ihres Mannes die ihr unbekannte Nummer des Opfers entdeckt und angerufen. Und nun erst erfuhr die 20-Jährige, wer der Mann aus dem Internet wirklich war - und erstattete Anzeige.

Der Richter aber hält dem Angeklagten nun vor: Dieses Strafverfahren habe nicht seine Frau zu verantworten, sondern das habe er sich ganz allein mit seiner Tat eingebrockt. Eine Tat, so der Richter, die aus den Möglichkeiten der modernen Kommunikationstechniken resultiere und deren Gefahren aufzeige.

An Gefahr aber dachte die 20-Jährige nicht, als sie sich mit dem Fremden verabredete, der auf dem Foto im Internet so nett aussah. Er habe, wie er nun im Prozess erklärte, zu der Zeit mit hunderten Frauen im Internet Kontakt gehabt. Getroffen habe er sich, so sagte er auf Nachfrage wörtlich, "mit zehn Stück".

Eine Formulierung, die, so das Gericht, deutlich seine Einstellung zu Frauen zeige, für die er sich, wie er unumwunden zugibt, "nicht mehr interessiert, wenn ich sie hatte". Am 25. Januar aber habe er, so der Richter, eine Grenze überschritten: Um zu bekommen, was er wollte, brachte er die junge Frau zielsicher auf dem Waldweg in eine hilflose Lage.

Und anschließend warf er sie in der Nähe eines Bahnhofs aus dem Auto. Dass er vor Gericht behauptete, sie habe das alles doch selbst gewollt, bezeichnet der Richter nun als "reine Männerphantasie".

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