Im großen Bogen um die somalische Küste

Piraterie am Horn von Afrika: Bonner Reiseveranstalter vergattert die unteren Decks der "Albatros"

Im großen Bogen um die somalische Küste
Foto: dpa

Bonn. "Es gibt keine Kreuzfahrten im Golf von Aden", stellt Michael Schulze, Direktor Schiffsreisen vom Bonner Unternehmen Phoenix Reisen fest, "wir nutzen diese Seefahrtstraße auf unseren Kreuzfahrten nur zur Durchfahrt in den Indischen Ozean."

Somalia werde nicht angelaufen, sondern nur Hodeidah, der Hafen Jemens. Von dort aus ist es möglich, in großen Busgruppen in die Hauptstadt Sanaas zu fahren. "Da gibt es keine Gefahr", versichert Schulze.

Nach den Piratenüberfällen am Horn von Afrika hatte die Bundesregierung alle deutschen Reedereien aufgefordert, auf Kreuzfahrten entlang der Küste Somalias zu verzichten. Verteidigungsminister Franz Josef Jung warf den Reedereien vor, wer Touristen in den Golf von Aden bringe, gefährde vorsätzlich deren Leben.

"Für uns ist die Sicherheit der Gäste und Kollegen an Bord oberstes Gebot, sie steht über allen anderen Dingen", betont Schulze. Bisher hätten noch keine Passagiere umgebucht; viele Anfragen zur Lage im Golf von Aden habe es aber gegeben. "Wir haben unsere Gäste schriftlich informiert", so der Direktor weiter. Die Route in den Indischen Ozean führe nun mal durch den Golf von Aden. Mehr als 20 000 Schiffe durchquerten diese wichtige Passage im Jahr.

Zurzeit hat Phoenix Reisen keine Kreuzfahrtschiffe in der gefährdeten Region im Einsatz. Schulze: "Am 19./20. Januar fährt die Albatros auf dem Weg zu den Seychellen und Mauritius durch den Golf. Um die somalische Küste macht sie einen großen Bogen." Zudem werde das Schiff seine Geschwindigkeit bei der Durchfahrt erhöhen, die unteren Decks "sind vergattert und unsere Schiffe hoch", und damit seien sie nicht so einfach zu entern. Laut Schulze sei das Seegebiet am Horn von Afrika seit vielen Jahren ein gefährliches.

Phoenix Reisen sagt zu, äußerst flexibel handeln zu können, falls sich die Situation "nachhaltig ändern sollte. Dann will der Bonner Reiseveranstalter entsprechend reagieren. "Wir haben Alternativen in der Schublade liegen", sagt Schulz. Im Detail nennen möchte er sie nicht, aber er spricht das Beispiel einer Reederei an, die vor drei Wochen ihre Gäste im Jemen vom Schiff geholt und für einen dreitägigen Zwischenaufenthalt nach Dubai hatte fliegen lassen.

Das Schiff wurde von einer verkleinerten Crew dorthin überführt. Auch ein anderer Veranstalter ist bereits ohne Passagiere durch den Golf von Aden gefahren. Es habe in den vergangenen Jahren immer wieder Situationen gegeben, "die man als Veranstalter nicht erleben möchte. Es hat immer Krisenherde auf der Welt gegeben", sagt Schulze.

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