Hunde in Bonn: Ohne Leine nur in bestimmten Arealen

Um Hundebesitzern die Möglichkeit zu geben, ihre Hunde nicht immer angeleint laufen zu lassen, hat auch die Stadt Bonn auf Initiative der politischen Gremien fünf Freilaufflächen eingerichtet.

Hunde in Bonn: Ohne Leine nur in bestimmten Arealen
Foto: Cem Akalin

BONN. "Komm!" Der kurze Befehl reicht für den schwarzen Labrador. "Sitz!" Die Hundehalterin zeigt auf ihren braven Vierbeiner, dann auf den Müll am Wegesrand. "Darüber regt sich keiner auf, aber über einen Hund, der freiläuft."

Morgens um 9 ist die Welt im Baumschulwäldchen mitten in Bonn fast in Ordnung. Um diese Zeit, wissen Insider, lässt sich der Ordnungsdienst nur selten blicken. "Die kommen morgens früh, wenn die alten Muttchen mit ihren Hunden unterwegs sind. Mit denen haben die's leichter", meint eine Hundehalterin.

Das weist eine Stadtsprecherin als völlig abwegig zurück. "Die Mitarbeiter der Stadtverwaltung tun ihren Dienst und haben dabei auch auf die Hundeanleinpflicht zu achten." Laut Landeshundegesetz NRW gibt es eine allgemeine Anleinpflicht innerhalb bebauter Flächen, also auf öffentlichen Straßen, Plätzen, in öffentlichen Gebäuden, Schulen und Kindergärten, in Parks-, Garten- und Grünanlagen, in öffentlichen Verkehrsmitteln sowie bei öffentlichen Veranstaltungen. Und die gilt für jeden Hund, ob Dackel oder Schäferhund.

Doch irgendwo müssen die Tiere ihren Freilauf haben. "Das ist auch wichtig für ihr Sozialverhalten", sagt Susanne Glaeske vom Verein Hundefreilauf Bonn, der sich vor drei Jahren in Beuel gründete. Immer wieder gab es Ärger mit einem Landwirt, der sich darüber beschwerte, dass die Hunde in den Auen an Rhein und Sieg in Höhe von Schwarzrheindorf sein Futterheu verunreinigten und unbrauchbar machten. Die Hundefreunde legten zusammen und zahlten ihm eine Entschädigung.

Ab November wird der Verein, der rund 160 Mitglieder zählt, das 65 000 Quadratmeter große Areal zwischen Nordbrücke und Vilicher Bach, Höhe Kläranlage, vom Landebetrieb Wald und Holz NRW pachten. "Das ist sicher einzigartig", sagt Glaeske. Aber, wer in solch einer schönen Landschaft unbekümmert mit seinem Hund spazieren gehen wolle, müsse sich wohl so engagieren wie der Verein, der das gesamte Gelände sauber hält.

"Wir sammeln jeden Dreck weg, stellen Mülleimer auf und bringen es zu einer Sammelstelle, wo die Stadt Bonn es abholen lässt", sagt das Vorstandsmitglied. Sie selbst geht täglich mit ihrem Drahthaar-Foxterrierer dort spazieren. Auch einen Kottütenspender haben sie auf eigene Kosten aufgestellt. "Uns geht es auch um Aufklärungsarbeit", sagt die Steuerberaterin, die zugibt, dass es auch viele Unbelehrbare unter den Hundehaltern gibt. Der Verein habe auch schon Platzverweise ausgesprochen.

Um Hundebesitzern die Möglichkeit zu geben, ihre Hunde nicht immer angeleint laufen zu lassen, hat auch die Stadt Bonn auf Initiative der politischen Gremien fünf Freilaufflächen eingerichtet: Im Grünzug Nord, im äußersten Zipfel des Stadtteils Tannenbusch am Waldenburger Ring, ist einer. In der Nähe ist die Autobahn.

"Das ist mir viel zu weit", sagt Studentin Marianne, die mit Chihuahua-Pincher-Mix Louis in Poppelsdorf spazieren geht. Angeleint, wie es sich gehört. "Die Hundefreilaufwiesen sind alle viel zu weit weg", meint die 22-Jährige. Wenn sie Louis mal richtig laufen lassen will, tut sie es im Westerwald bei den Eltern. Mitarbeiter des Ordnungsdienstes haben Helmut Schreck und seine Frau am Waldenburger Ring noch nie gesehen.

Sie leinen Stuart, den Australian Shepard und die temperamentvolle Chiara, eine Münsterländer-Mix-Hündin, an, als sie die Freilauffläche verlassen. "Ein wenig mehr gegenseitige Rücksichtnahme von Hundebesitzern und Nicht-Hundebesitzern, wäre schon gut", meint der 55-Jährige.

Marcus Kowolik, 41, sitzt entspannt mit seinen beiden Jungs am Rheinufer. Lucky, der Labrador-Schäferhund-Mix stürzt sich ins Wasser, die Kinder buddeln im Sand. "Die einzige Gefahr für meinen Hund hier sind die Hinterlassenschaften von Grillern", sagt er. Er genießt es, auf der Wiese des Beueler Vereins mit Hund und Kindern den Tag zu verbringen. Ab der Nordbrücke ist wieder Anleinpflicht. Dort beginnt der Landschaftsschutz.

Verstöße kosten Ein Verstoß gegen die Anleinpflicht kostet: beim ersten Mal 25 Euro. Doch oft werde der Hundehalter laut Stadt nur ermahnt und belehrt. Beim zweiten Mal wird ein Bußgeld von 50 oder 75 Euro fällig - im Extremfall, je nach Gefährdungsgrad und Unbelehrbarkeit des Halters bis zu 1 000 Euro. Auch die Länge der Leine ist geregelt: Sie darf nicht länger als drei Meter sein.Doch am meisten Konfliktstoff bieten die Hinterlassenschaften der Hunde. Dabei sind die laut "Ordnungsbehördlicher Verordnung über die Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung" einzusammeln, sonst droht Strafe. Das Häufchen auf dem Spielplatz kostet den Hundehalter 100 Euro.

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