Museumsplatz Bonn Hoffen und Bangen mit Blick auf den Markt

BONN · Bonner Künstler spielen und singen auf dem Museumsplatz für den Erhalt des "Metropol" - Mehr als 1500 Zuschauer erleben vier Stunden Programm mit Klassik, Pop und Comedy

 Curt Delander sang für den Erhalt des Metropol.

Curt Delander sang für den Erhalt des Metropol.

Foto: Horst Müller

Wenn Curt Delander einen Wunsch frei hätte, dann würde er zusammen mit seinem großen Idol Zarah Leander auf der großen Bühne des Museumsplatzes stehen. Um von einem Wunder zu singen, auf das gemeinsam mit ihm derzeit viele Bonner insgeheim hoffen mögen.

Rund 35.000 Unterschriften hat die Bürgerinitiative "Rettet das Metropol" zum Erhalt des denkmalgeschützten Lichtspielhauses schon gesammelt. Und so einige dürften am Dienstag bei der gleichnamigen Benefizgala noch dazugekommen sein.

Mehr als 1500 Zuschauer waren auf dem Platz, um Solidarität mit einem Haus zu bekunden, mit dem die meisten von ihnen noch selbst groß geworden sein dürften. Mitten unter ihnen auch Norbert Blüm und Jean Pütz, die sich ebenfalls für den Fortbestand des Metropols engagieren.

Als "Gegenleistung" der Organisatoren erwartete das Publikum ein gut vierstündiges Programm, für das die Sängerin Stefania Adomeit viele engagiert hatte: Curt & Alan Delander, die Endenicher "Springmaus", Semmel's Hot Shots, den Philharmonischen Chor der Stadt Bonn, die Mundartgruppe "De Junge", Musiker eines großen Bonner Orchesters, die Solistin Susanne Blattert, die "Sunny Slies", "Still Collins" und die Paul Hombach Band.

Wobei alle Künstler auf ein Honorar verzichtet hatten, damit der Erlös in die Arbeit der Bürgerinitiative fließen kann. So wie auch der Scheck der Bundeskunsthalle über 14.000 Euro. Moderiert wurde die Gala von Andreas Etienne, der im Gespräch mit dem Vorsitzenden der Initiative, Matthias Keuthen, die Zuhörer mit den aktuellen Informationen übers "Metropol" versorgte.

Alles in allem ein Abend zwischen Hoffen und Bangen. Denn wie Keuthen berichtete, seien inzwischen die ersten Lieferungen in dem ehemaligen Kino eingetroffen. Der nach Ansicht der Initiative recht eigenmächtige Umgang des Investors mit den Auflagen des Denkmalschutzes ist der Punkt, an dem man ansetzt.

Die Metropol-Fans forderten die Stadt Bonn bei der Gelegenheit nochmals auf, mit ihnen an einem Strang zu ziehen. Die Pläne für eine Zwischendecke sind inzwischem vom Tisch, doch die Zukunft ist und bleibt ungewiss.

Um den Kummer auch einmal für eine Weile vergessen zu machen und zu feiern, was Bonn an Kultur nach wie vor zu bieten hat, geben die Beteiligten von Anfang tüchtig Gas, während sich links und rechts auf den Großbildleinwänden Bilder der Inneneinrichtung im unverwechselbaren Art Déco-Stil der Zwanziger Jahre abwechseln.

Das Programm selbst könnte es beinahe schon mit der Vielfalt der Kinofilme aufnehmen, die früher die Leinwände des Metropol mit Leben füllten. Vom Walzertakt nach Johann Strauß bis zu "Nabucco" und der "Ode an die Freude" aus Ludwig van Beethovens "Neunter".

Dass das nach ihm benannte Orchester nicht namentlich auftreten darf, weil die Stadt Bonn in Sachen Metropol nicht einseitig Position beziehen will, nehmen die Bonner gleichermaßen amüsiert und verständnislos zur Kenntnis. Was macht's - die Musik ist schön, und ein paar Walzertakte in den Zuschauerreihen wärmen zumindest bei diesem ungemütlich nasskalten Wetter.

Aufs Einheizen verstehen sich auch die "Sunny Skies" und die Coverband "Still Collins" bestens. Ihnen zuzuhören, macht einfach Spaß und ist im Vergleich mit Groß- und Massenveranstaltungen wie den Auftritten von "Tokio Hotel" am vergangenen Wochenende ein Vergnügen mit Tuchfühlung zu den Künstlern.

Das "letzte Wort", oder besser gesagt der abschließende Höhepunkt, gehört der Chansonette Stefania Adomeit - dem "Spatz von Bonn" - mit Klassikern wie "Je ne regrette rien", "La vie en Rose" und "Mylord". Und der Applaus der Bonner gilt diesmal nicht nur ihrem Gesang.

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