Hilfe für berufstätige Eltern in der Region

BONN · Eine Internetseite bündelt Angebote zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Es gibt auch Tipps für Arbeitgeber.

Angelika K. steht eines morgens weinend vor ihrem Chef. Ihre Mutter habe einen Schlaganfall erlitten, seitdem sei sie ein Pflegefall. Angelika K. müsse sich um sie kümmern und deshalb leider ihre Arbeit kündigen. Angelika K. arbeitete in dem Betrieb gerne, gut und zuverlässig. Und ihr Chef will sie eigentlich nicht verlieren. Es wird schwer, sie zu ersetzen. Doch er weiß nicht, wie er seiner Mitarbeiterin helfen soll.

"Auf solche Situationen sind die allermeisten Unternehmen in der Region nicht vorbereitet. Das wollen wir ändern", sagt Carina Nillies von der IHK Bonn/Rhein-Sieg. Auf der Internetseite www.region-bonn.de geben die Stadt Bonn, die Kreise Rhein-Sieg und Ahrweiler sowie die IHK ab sofort Hilfestellungen für Arbeitgeber und Arbeitnehmer in allen Fällen, bei denen es um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf geht.

"Das Ganze ist leider immer noch ein reines Frauenthema", beklagt Rita Cackowic, Gleichstellungsbeauftragte des Kreises Ahrweiler. Erst langsam näherten sich die Rollenverständnisse von Männern und Frauen an. "Die Versorgerehe ist Geschichte", warnt Cackowic aber. Wenn Frauen nicht arbeiten, riskierten sie Altersarmut.

Dass Unternehmer, die berufstätige Eltern in der Firma halten möchten, dafür nicht gleich einen Betriebskindergarten einrichten müssen, machen auch Victoria Appelbe, Wirtschaftsförderin der Stadt Bonn, und die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt, Brigitte Rubarth, deutlich.

Seit es den Mitarbeitern der Stadt möglich sei, ihre Arbeit in einem flexiblen Zeitfenster zu erledigen, "sind Arztbesuche mit Kind kein Thema mehr", nennt Rubarth ein Beispiel. "Der Krankenstand ist dadurch auch gesunken", behauptet sie. Oft würden solche flexiblen Arbeitszeiten oder geringe Investitionen wie die Einrichtung eines Mutter-Kind-Arbeitszimmers schon ausreichen, um die Situation für Eltern am Arbeitsplatz spürbar zu verbessern.

Rhein-Sieg-Wirtschaftsförderer Hermann Tengler ist überzeugt, dass die Reserven bei den Frauen dringend benötigt werden, um den Fachkräftemangel auch in der Region zu mildern.

So groß sind diese Reserven allerdings nicht mehr. Nach der Landesstatistik zur Situation der Frauen auf dem Arbeitsmarkt gibt es in Bonn/Rhein-Sieg unter allen Nicht-Erwerbstätigen nur sieben Prozent Frauen, die gerne arbeiten würden. Diese sogenannte stille Reserve liegt lediglich am Niederrhein mit 6,6 Prozent noch niedriger.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Von GA-Redakteur
Philipp Königs
zur Klimaplan-Bilanz
Erfolg bemisst sich an Taten
Kommentar zur Bonner Klimaplan-BilanzErfolg bemisst sich an Taten
Zum Thema
Aus dem Ressort