„Highlights der Physik“ in Bonn Bonner Münsterplatz wird zum Forschungsmekka

Bonn · An der Universität Bonn und in der Bonner Innenstadt haben die „Highlights der Physik 2019“ begonnen. Die kleinen und großen Gäste lernen, was in der Zukunft ein Quantenrepeater leistet und wie man Schwarze Löcher beobachten kann.

Die „Highlights der Physik“ auf dem Bonner Münsterplatz.

Die „Highlights der Physik“ auf dem Bonner Münsterplatz.

Foto: Benjamin Westhoff

Die „Highlights der Physik 2019“ sind eröffnet, und während auf dem Münsterplatz vor der Showbühne noch Donauwellen und Teilchen verteilt wurden, ging es im Hauptzelt schon um Gravitations- und Lichtwellen und um Teilchenphysik. „Zeig dich!“ lautet das Motto. Man will „das Unsichtbare sichtbar machen“, und zwar für die ganze Bevölkerung. Das bedeutet, es muss so präsentiert werden, dass auch Kinder es verstehen können, damit aus ihnen „zukünftige Physikstudierende“ werden, wie es sich Bürgermeister Reinhard Limbach bei seiner Eröffnungsrede wünschte.

Das ist nicht leicht, wenn die Wissenschaftler an den 50 Ständen etwa erklären müssen, wofür sie einen Laserstrahl durch einen Doppelspalt oder in einen Photonenmultiplier schießen, in dem es dann klickt und knackt. Maximilian Ammenwerth vom Institut für Angewandte Physik der Bonner Universität gab sein Bestes: Es gehe darum zu verdeutlichen, dass Licht sowohl einen Wellen- als auch einen Teilchencharakter besitzt, so der Physiker.

Ein Quantenrepeater ist noch Zukunftsmusik

Ausstellung auf dem Münsterplatz: Highlights der Physik in Bonn
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Highlights der Physik in Bonn

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Foto: Benjamin Westhoff

Aber wo ist der praktische Nutzen? „Auf lange Sicht könnte man damit zum Beispiel einen Quantenrepeater bauen“, so Ammenwerth. Damit könne Informationsübertragung über deutlich größere Strecken erfolgen als derzeit etwa mit einem WLAN-Repeater, der das vom Router ausgehende Signal verstärkt, damit es auch in Funklöchern genutzt werden kann. Und es könnte eine abhörsichere Kommunikation ermöglichen, ergänzte Gerhard Samulat. Aber: alles noch Zukunftsmusik, weil die Quantenteilchen so fragil sind.

Auch am Stand von ELSA, dem Bonner Teilchenbeschleuniger unter dem Physikalischen Institut, hat man den Eindruck, dort werde um des Forschens willen geforscht. Das ist nicht ganz falsch: „Das ist pure Grundlagenforschung“, erklärte Daniel Elsner. Man wolle – ganz im Sinne von Goethes Faust – erfahren, „was die Welt im Innersten zusammenhält“. Indem man Atome gegeneinander schießt, könne man mehr über den inneren Aufbau von Proton und Neutron erfahren. Was mit diesem Wissen irgendwann mal möglich sei, wisse man heute noch nicht. Allerdings habe derartige Forschung etwa schon die Schwer-Ionen-Therapie zur Behandlung von Tumoren hervorgebracht.

Erstes Foto von Schwarzem Loch

Dagegen wirkt das Projekt des European ALMA Regional Centre Deutschland direkt greifbar. Weil man nicht endlos große Radioteleskope bauen kann, schließt man viele kleinere zusammen: Das geschieht in der chilenischen Atacama-Wüste. Dadurch, so Stefanie Mühle, erhalte man von einem Zielobjekt ein sehr detailliertes Bild. Aber auch international arbeitet man zusammen: So wurde zum Beispiel erstmals ein superschweres Schwarzes Loch fotografiert. Die Daten von Teleskopen aus aller Welt setzten die Forscher in Bonn zusammen. Das hat für uns zwar keinen praktischen Nutzen, beeindruckt aber, weil sich so Phänomene in unfassbarer Entfernung darstellen lassen.

Man will das Allerkleinste sichtbar machen und das Allergrößte verstehen. Warum? „Weil es uns interessiert“, sagte Volker Dietz vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, mit der Deutschen Physikalischen Gesellschaft und der Uni Bonn Ausrichter des Festivals. „Wir wollen verdeutlichen, dass man mit der Wissenschaft viel in der Welt bewegen kann.“ Und die nächsten Generationen dafür begeistern.

Kinder können aktiv werden

„Die Wissenschaftler, die in einer Art Burg leben, sollen die Zugbrücke herunterlassen“, sagte Dieter Meschede, Präsident der DPG. Die Brücke ist unten, man muss nur noch eintreten. Neben Shows, Junior-Labor, Phänomikon, Workshops, Science Slam, Vorträgen und der kosmischen Entfernungsskala in zehn Stationen auf der Poppelsdorfer Allee werden die Ergebnisse des Schülerwettbewerbs „exciting physics“ vorgestellt und ausgewertet. Kinder konnten Gerätschaften bauen und dafür Preise gewinnen.

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