Interview mit Petra Thorand "Wer verändern will, darf nicht nur meckern"

Hardtberg · Der Hardtberg wächst, doch für Bezirksbürgermeisterin Petra Thorand könnte manches schneller gehen. Im Interview spricht sie über den politischen Alltag und die Entwicklung des Stadtbezirks.

 Petra Thorand im Gespräch mit dem GA.

Petra Thorand im Gespräch mit dem GA.

Foto: Barbara Frommann

Haben Sie als gebürtige Ostwestfälin die Rheinländer lieb gewonnen?

Petra Thorand: Bonn ist seit über 30 Jahren mein Lebensmittelpunkt. Ich bin assimiliert. Zugegebenermaßen habe ich als Ostwestfälin etwas Zeit gebraucht, denn Ostwestfalen sind vielleicht etwas zurückhaltender als Rheinländer.

Womit hatten Sie zu Beginn der Amtszeit zu kämpfen?

Thorand: Ich musste nicht kämpfen. Ich hatte ja schon Erfahrung im kommunalpolitischen Geschäft, sowohl im vorpolitischen Raum als auch in der Ausschussarbeit. Neu war für mich, derart in der Öffentlichkeit zu stehen. Ein anderer Punkt ist, dass die langwierigen Entscheidungsprozesse in der politischen Arbeit nicht selten sehr hemmend sind.

Und trotzdem?

Thorand: Ich will mich einbringen und verändern. Und gerade deshalb ist für mich politisches Engagement so wichtig. Ich kritisiere auch gerne bestehende Zustände, dann muss man sich allerdings auch engagieren, das ist mein Credo.

Was ist Ihre Botschaft als Bezirksbürgermeisterin?

Thorand: Eine funktionierende Stadtgesellschaft kann auf das Engagement ihrer Bürger nicht verzichten und sich vor allem dadurch positiv weiterentwickeln. Um dieses Engagement zu fördern, bedarf es aber auch der Anerkennung und der Wertschätzung. Ein Instrument, um verdiente Bürgerinnen und Bürger zu ehren, ist zum Beispiel die Hardtberg-Medaille, die für herausragendes bürgerschaftliches Engagement verliehen wird.

Was stinkt Ihnen?

Thorand: Ich sehe großen Optimierungsbedarf in der Diskussionskultur. Die Sache muss im Vordergrund stehen, Kritik darf nicht verletzend sein. Außerdem greift der Egoismus immer mehr um sich. Zum Gemeinwohl gehört die Bereitschaft zu Kompromissen und nicht das Verfolgen von Einzelinteressen.

Haben Sie in den zurückliegenden zehn Jahren viel oder wenig erreicht?

Thorand: Es geht in meinem Amt nicht um persönliche Profilierung. Mir sind die Ergebnisse, die in der Zusammenarbeit mit meiner Fraktion und in der Bezirksvertretung erreicht werden, wichtig. Außerdem braucht die Umsetzung vieler Vorhaben Zeit. Seit über zehn Jahren ist etwa die Entwicklung der Gallwitzkaserne ein Thema.

Jetzt erfolgt bald der Baubeginn. Bis 2022 werden dort 520 Wohnungen gefördert – 400 im Eigentum, 120 gefördert. Die Vorplanungen für den Bereich Am Burgweiher/Im Burgacker werden wieder aufgenommen. Seit Jahren führe ich regelmäßig Gespräche mit den zuständigen Stellen zum Thema Lingsgasse. Nun geht es weiter mit einer Fahrbahnverbreiterung, einem zweiten Gehweg und einer barrierefreien Bushaltestelle. Das sind Pflöcke, die wir eingeschlagen haben.

Aber es geht ja nicht nur um Baugebiete...

Thorand: Ich habe den Stadtbezirk kulturell weiterentwickelt. Auf meine Initiative hin haben wir heute ein funktionierendes Kulturzentrum. Ich habe die HardtbergKulturNacht ins Leben gerufen und freue mich, dass sich die Geschäftsleute dabei engagieren und mit ihren Ideen präsentieren. Und ich erreiche auch sehr viel durch persönliche Kontakte und Gespräche, sowohl im sozialen Bereich als auch in der Kommunikation mit den Bürgern.

Was ist mit dem Sorgenkind Rochusstraße?

Thorand: Die Rochusstraße ist kein Sorgenkind. Sie ist einfach in die Jahre gekommen. Im Haushalt sind nun 200 000 Euro für die Sanierung veranschlagt.

Das ist doch nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein, oder?

Thorand: Man kann damit natürlich keine neue Fußgängerzone gestalten. Aber es ist ein notwendiger Anfang. Es sollen Schäden an Pflaster- und Klinkerflächen beseitigt werden. Im Dezember hat die Bezirksvertretung außerdem beschlossen, dass an der Derlestraße Poller aufgestellt werden, damit keine Autos außerhalb der Lieferzeiten in die Fußgängerzone fahren können. Der Ordnungsdienst wird verstärkt kontrollieren.

Und die Sauberkeit in der Fußgängerzone?

Thorand: Das neue Reinigungskonzept von Bonnorange ist wirksam. Und im Übrigen kommt es auf jeden Einzelnen an.

Welche aktuellen Wohnungsprojekte gibt es?

Thorand: Neben dem Gallwitz-Gelände ist der Weg frei für den Bau von 123 geförderten Wohnungen auf dem Areal des Landesbetriebs NRW an der Villemombler Straße. Wir haben ein Projekt mit 59 barrierefreien Wohnungen an der Celsiusstraße. Geplant ist altersgerechtes Wohnen auf dem Grundstück Fahrenheit-/Riemannstraße.

Ist es denkbar, die Idee der Hardtbergbahn zu revitalisieren?

Thorand: Das Thema war schon virulent, als ich vor über 30 Jahren als Studentin nach Bonn gezogen bin. Der Vermieter wollte mir damit das Zimmer schmackhaft machen. Mit dem neuen Haltepunkt Helmholtzstraße der Regionalbahn ist die Verkehrsanbindung von Duisdorf nochmals komfortabler geworden.

Tempolimit auf dem Konrad-Adenauer-Damm?

Thorand: Kein Thema. Sollte sich ein Unfallschwerpunkt herausbilden, müsste das Tempo an der Stelle selbstverständlich herunterreguliert werden.

Welche Projekte werden Sie in Ihrer Amtszeit nicht abschließen?

Thorand: Der Abschluss von Projekten hängt ja nicht von mir persönlich ab. Es wird immer Vorhaben geben, die viel Zeit erfordern. Dabei fällt mir aktuell die Park&Ride-Anlage am Bahnhof Duisdorf ein. Es geht um 34 Parkplätze und 40 überdachte Radständer. Die Verhandlungen, die die Stadtverwaltung dazu mit der Bahn führt, sind komplex und nehmen viel Zeit in Anspruch.

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