60 Jahre Karnevalszug in Lengsdorf "Wat Kölln kann, dat künne mir at lang"

LENGSDORF · "Klotzen, nicht kleckern" hatte Christoph Schada als Parole ausgegeben und alle hielten sich daran: Mehr als 600 bunt kostümierte Jecke marschierten beim Karnevalszug in Lengsdorf mit. "So viele wie nie zuvor", freute sich der Vorsitzende des Ortsfestausschusses.

 Die "Knallhaade" gratulieren zu 60 Jahren Lengsdorfer Zoch mit schmackhaften Geburtstagstorten.

Die "Knallhaade" gratulieren zu 60 Jahren Lengsdorfer Zoch mit schmackhaften Geburtstagstorten.

Foto: Roland Kohls

Was 1954 als kleiner Schulzug begann, hat sich 60 Jahre später zu einem großen, bunten Spektakel entwickelt. Lebendige Sahnetorten, der Pharao oder die "Roten Socken" (SPD Hardtberg) machten sich bei strahlendem Sonnenschein auf den Weg durch den Ort. Selbst Bischof Tebartz-van Elst war dabei und erinnerte an das 11. Gebot.

"Me moss och jönne könne", appellierte er an die Zuschauer und zog eine alte Zinkbadewanne, gefüllt mit Goldstücken, hinter sich her. Und dass man aus den alten, ausrangierten Gebetbüchern noch einen warmen Umhang basteln kann, das bewies der Kirchenchor von St. Peter in diesem Jahr.

"Ich freue mich immer wieder über die großen Gruppen der verschiedenen Schulen", kommentierte Schada. So waren die Kinder der Kreuzbergschule - passend zum WM-Jahr - als Kicker unterwegs, während die vielen Schüler der Königin-Juliana-Schule als wilde Piratenmeute Kamelle warfen.

Zwar schon in die Jahre gekommen, stellten die "Knallhaade", ein Freundeskreis ehemaliger Mitglieder der Lengsdorfer Pfarrjugend, dennoch die größte Gruppe. Passend zum Jubiläum marschierten sie als rot-gelb-weiße Festtagstorte durch den Ort, während auf dem Prunkwagen eine Puppe mit dem Gesicht von Christoph Schada vor einem eigenen Kuchen saß - allerdings durfte er "nur gucken, nicht anfassen". "Ich woor in Kur - ich luure nur", widerstand er dem Kalorienberg aus Pappmaché.

Mit den aktuellen Problemen im Ort hatte sich der Heimatverein auseinandergesetzt. "Es war einmal - das Märchen von der Lengsdorfer Shoppingmeile" nahmen sie zu den vielen Geschäftsauflösungen in der Vergangenheit Stellung.

Viel Mühe hatten sich auch die Sänger und Sängerinnen vom Gesangverein Liederkranz Lengsdorf gemacht. Als Hexen und Zauberer warfen sie Kamelle und Strüßje von ihrem alten Schloss-Gemäuer herab. Ob die Schießsportfreunde gestern allerdings fündig geworden sind, das ist bisher nicht bekannt. Denn in Begleitung einer großen Kuh waren sie auf Brautschau, getreu dem Motto: Bauer sucht Frau.

Als unumstößlicher Herrscher im Lengsdorfer Reich, nämlich als Pharao, präsentierte sich Christoph Schada in einem eindrucksvollen Prunkwagen. Der Lengsdorfer Ortsfestausschuss kutschierte darin die "High Society Ladys" des Ortes, Maikönigin Jessica Dorn und Weinkönigin Sarah Larmann.

"Seit 60 Jahren gibt es den Schull- und Veedelszoch in Lengsdorf schon. Wat Kölln kann, dat künne mir at lang. Nur schöner", freute sich Schada. Nach dem Umzug wurde im Vereinshaus weitergefeiert - natürlich bis in den Aschermittwoch hinein. Denn dann war wieder einmal alles vorbei. . .

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