Kritik am Informationsfluss Vertreter der Rochusschule haben Fragen zur Methadon-Ambulanz

DUISDORF · "Das ist eine katastrophale Informationspolitik", sagte Petra Thorand. Beim runden Tisch am Montagabend in der Rochusschule sprach die Bezirksbürgermeisterin vielen aus der Seele. Erst Ende September wurden sie und die Bezirksvertretung Hardtberg darüber informiert, dass Anfang Oktober Am Burgweiher die Substitutions-Ambulanz eröffnet, die 120 Heroinabhängige mit dem Ersatzstoff Methadon behandeln soll.

 Am Burgweiher eröffnet die Substitutions-Ambulanz, die 120 Heroinabhängige mit dem Ersatzstoff Methadon behandeln soll.

Am Burgweiher eröffnet die Substitutions-Ambulanz, die 120 Heroinabhängige mit dem Ersatzstoff Methadon behandeln soll.

Foto: Barbara Frommann

Die Träger der Ambulanz, Stadt und Polizei standen drei Stunden lang Vertretern der Rochusschule Rede und Antwort. Richard Schwarze, Vize-Schulpflegschaftsvorsitzender, hatte Fragen zusammengefasst:

Warum der Standort Am Burgweiher?
"Da ein Arzt Anfang des Jahres die Methadon-Versorgung von rund 400 Patienten kurzfristig eingestellt hat, standen wir unter großem Druck, eine zweite Substitutions-Ambulanz neben der Heerstraße zu eröffnen", sagte Jean-Pierre Schneider von der LVR-Klinik.

Eine Standortanalyse habe ergeben, dass viele Patienten von der Warteliste vom Hardtberg und aus dem Rhein-Sieg-Kreis stammen. In der Kürze der Zeit seien die Räume Am Burgweiher am geeignetsten gewesen, da diese mit der Nähe zum Bahnhof Duisdorf über eine hervorragende Verkehrsanbindung in alle Richtungen verfügen würde.

Warum wurden die Bürger so spät informiert?
"Viel früher konnten wir die Information nicht veröffentlichen, da wir erst im August den Mietvertrag unterzeichnet haben. Zudem wollten wir uns auch nicht in den Wahlkampf einmischen", gestand Ulrich Hamacher, Bonner Diakoniechef. Die Vertreter der Träger und der Stadt gaben allerdings auch zu, den Informationsbedarf falsch eingeschätzt zu haben.

Muss mit Beikonsum der Patienten gerechnet werden?
"Jeden Tag werden die Patienten auf Alkohol und alle 14 Tage auf Drogen getestet. Wer nicht nüchtern oder clean ist, bekommt kein Substitut", so Axel Klee von der LVR-Klinik. Das würden alle Patienten schnell lernen und auf Beikonsum verzichten. "Auch nach der Methadon-Behandlung gibt es keinen Beikonsum, da dieser dann völlig wirkungslos ist", so Klee.

Was ist mit Dealern und Beschaffungskriminalität?
Polizeidirektor Gerd Baltes versicherte, dass das Umfeld der Ambulanz unattraktiv für Dealer sei. "Woanders ist das für die einfacher. Hier ist der Aufmerksamkeitsgrad viel zu hoch." Zudem würden Substitutions-Patienten keine weiteren Drogen mehr benötigen. Deswegen sei auch nicht mit Beschaffungskriminalität in Duisdorf zu rechnen. "Die gibt es dann, wenn sich Drogenabhängige vier Mal am Tag Heroin spritzen müssen. Das ist teuer. Methadon dagegen ist kostenlos."

Bleiben die Abbrecher der Therapie in Duisdorf hängen?
"Nein. Die Therapie ist sehr hochschwellig. Das heißt, nur Patienten, die wirklich drogenfrei werden wollen, bekommen ein Substitut", erklärte Maria Leucker, Leiterin der Substitutionsambulanz an der Heerstraße. Dennoch gebe es Fälle, die mit den strengen Regeln der Ambulanz oder dem Substitut als solches nicht zurecht kommen. "In so einem Fall werden die Patienten nicht von uns fallen gelassen, sondern an andere Therapien oder Einrichtungen weitervermittelt, etwa an stationäre Kliniken.

Wird der Informationsfluss zukünftig besser?
Dem Informationsbedarf der Duisdorfer wollen die Träger der Ambulanz mit Veranstaltungen begegnen. So wird auf Anregung der neuen Bürgerinitiative Duisdorf (BI) am 31. Oktober von 11 bis 16 Uhr ein Tag der offenen Tür Am Burgweiher. Auch die Forderung der BI nach einer Bürgerversammlung soll bald erfüllt werden. Zudem wird der runde Tisch in vier bis sechs Wochen in selber Besetzung wiederholt.

"Die geplanten Informationsveranstaltungen sind für uns ein wichtiger Schritt", so Nicole Scheiper-Brünker und Simone Kröger von der Bürgerinitiative. "Bis zum nächsten Treffen werden wir genau beobachten, ob es wirklich keine negativen Begleiterscheinungen für Duisdorf durch die Ambulanz gibt."

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