Anwohner in Bonn wurden nicht informiert Stadt rechtfertigt Fällaktion am Lengsdorfer Bach

Lengsdorf · Das Tiefbauamt räumt Versäumnisse bei der radikalen Fällaktion am Lengsdorfer Bach ein. So waren zum Beispiel die Anwohner über die Renaturierungsarbeiten nicht informiert worden.

 Die Folgen des Kahlschlags am Lengsdorfer Bach hinter den Häusern An der Ohligsmühle und Nikolaus-Groß-Straße.

Die Folgen des Kahlschlags am Lengsdorfer Bach hinter den Häusern An der Ohligsmühle und Nikolaus-Groß-Straße.

Foto: Benjamin Westhoff

Wie berichtet, hatte eine von der Verwaltung beauftragte Fachfirma alle Bäume und Büsche bis auf vier Weiden entfernt. Die Arbeiter waren Ende Februar mit dem Vollernter angerückt. Anwohner und Politik reagierten mit Unverständnis, dass der Kahlschlag vor der Renaturierung erfolgte.

In einem gemeinsamen Antrag forderten CDU, Grüne und FDP die Verwaltung auf, die Bachpflegearbeiten zu erläutern. Die Stadt sei durch die EU-Wasserrahmenrichtlinie zur Renaturierung verpflichtet, heißt es in der Stellungnahme. Dem Bach soll wieder freier Lauf gelassen werden. Das sei aber ohne die Umgestaltung des linken Bachufers nicht möglich. „Alle gefällten Bäume wurden im Vorfeld auf Nistaktivitäten und Fledermaushöhlen untersucht – ohne Befund“, so die Stadt. Allerdings sei ein Baum außerplanmäßig entfernt worden. Grund war wohl ein Missverständnis zwischen der ausführenden Firma und der Verwaltung. Doch insgesamt handelte es sich ausschließlich um Bäume auf öffentlichen Flächen.

Die Renaturierung des Lengsdorfer Bachs wurde bereits vor 15 Jahren über ein Planfeststellungsverfahren beschlossen. An der Genehmigung war laut Verwaltung die Öffentlichkeit beteiligt. Ziel der EU-Wasserrahmenrichtlinie ist, alle Gewässer wieder in einen guten ökologischen Zustand zu bringen. Zum naturnahen Bachlauf gehört der Wechsel zwischen steilen und abgeflachten Uferböschungen und die Möglichkeit, Mäander auszubilden. Außerdem sollen Überflutungsflächen geschaffen werden. „Der Baumbestand am linken Ufer konnte bei der Umsetzung dieser Ziele nicht erhalten werden, da er unmittelbar an den Bachlauf grenzte“, argumentiert die Verwaltung.

Ersatzpflanzungen sind bereits geplant

Nach Abschluss der Erdbauarbeiten sind Ersatzpflanzungen entlang des linken Ufers geplant. Die städtischen Experten gehen davon aus, dass mit den neuen Gehölzen eine Verbesserung der Lebensbedingungen auch für Insekten zu erwarten ist. Fehler räumt die Verwaltung im Nachhinein bei der Information der Anwohner ein, die sich Ende Februar auch verärgert beim GA über den Kahlschlag beschwert hatten. Zwar war von der Verwaltung eine Pressemitteilung herausgegeben worden, aber die Anwohner waren nicht, wie eigentlich erforderlich, per Bürgerbrief persönlich über die Maßnahme informiert worden. Zur Entschuldigung führt die Verwaltung fehlende Kapazitäten an.

Die administrativen Vorbereitungen hätten erst Anfang Februar begonnen werden können, so dass der Zeitrahmen für die Fällarbeiten mit Blick auf das bundesweite Schnittvervot ab März knapp bemessen war. Allerdings seien die Lengsdorfer Bachfreunde in einem Termin Mitte Februar über die Arbeiten einschließlich der Baumfällungen informiert worden.

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