Sechs Jahre im Provisorium So organisiert sich der Jugendtreff Lengsdorf

Lengsdorf · Seit fast sechs Jahren ist der Jugendtreff Lengsdorf in einem Provisorium im Bürger- und Vereinshaus Lengsdorf untergebracht. An drei Nachmittagen in der Woche ist der Treff geöffnet.

„Wir sind sehr dankbar“, sagte Alexandra Sorg als Bereichsleiterin für die Offene Kinder- und Jugendarbeit der Katholischen Jugendagentur (KJA), „dass wir das Lengsdorfer Bürger- und Vereinshaus nutzen dürfen.“ Schon 2013 musste die Jugendeinrichtung aus dem Roncallihaus in der Uhlgasse ausziehen, um dem gestiegenen Bedarf der Suchtpräventionsstelle „update“ Platz zu machen. Wiederholt hat der CDU-Bezirksverordnete Christoph Schada betont, Ziel sei, die Jugendlichen mit einem Treffpunkt im Ort zu halten. Vor einem Jahr war beispielsweise die Rede davon, dass der Jugendtreff in dem im Bau befindlichen Wohnprojekt der Vebowag an der Villemombler Straße unterkommen könnte (der GA berichtete).

„Die Kollegen machen seit geraumer Zeit aus dem, was sie haben, das Beste“, so Sorg, die sich zu einem Informationsgespräch mit dem Einrichtungsleiter Jörg Hebert in dem Raum des Jugendtreffs unterm Dach des Bürger- und Vereinshauses traf. An drei Nachmittagen in der Woche öffnet die Einrichtung und wird in der Regel von rund 15 Jugendlichen im Kernalter von etwa zehn bis 20 Jahren besucht.

Minoun Bouazzin (23) weiß aus eigener Erfahrung, wie wichtig der Treffpunkt für die Jugendlichen aus Lengsdorf und den angrenzenden Stadtbezirken ist. „Man hat mit dem Jugendtreff immer einen Rückzugsort gehabt“, sagt Bouazzin, der schon als Sechsjähriger davon profitierte. Auch heute noch steht er dem Treff zur Betreuung der „Kiddies“ zur Verfügung und macht freitags zusammen mit Jörg Hebert in der Turnhalle der Kreuzbergschule Sportangebote. „Es gibt bei uns viele Kinder mit Migrationshintergrund, die in großen Familien leben und dementsprechend wenig Privatsphäre haben“, erklärt er und bedauert, dass es im jetzigen Jugendtreff keinen Raum mehr gibt, in dem man sich einmal zurückziehen könnte.

Erfreut über Entgegenkommen des Bürgervereins

Es gebe Nachmittage, berichtet Hebert, „da drängen sich hier bis zu 20 Jugendliche in einem Raum. Da wird Billard oder Playstation gespielt und die Kleineren sitzen am Tisch und machen Gesellschaftsspiele.“ Es sei schwer, erklärt Bouazzin, an solchen Tagen der Bitte von Jugendlichen nachzukommen, ihnen beim Formulieren einer Bewerbung zu helfen. „Da fehlt einfach ein zweiter Raum“, so das Fazit.

Hebert freut sich über das Entgegenkommen des Bürgervereins, der dem Jugendtreff inzwischen jeden Donnerstag seine Küche zum Kochen zur Verfügung stellt. „Zuletzt gab es Nudeln mit Shrimps, was manch einer noch nie gegessen hat“, freut er sich über die Möglichkeit, die Kinder und Jugendlichen vom Einkaufen bis zur Zubereitung an das Kochen heranzuführen. Die (Raum-)Not macht erfinderisch. 2014 hat er einen alten Lieferwagen zum Spielmobil umgebaut. „Das Ding“ wurde mit seiner Spieleausstattung zur Außenstelle des Jugendtreffs. Ebenfalls draußen repariert man Fahrräder, Roller und manchmal bastelt man auch an den ersten Autos der Jugendlichen. Dass Hebert seinen früheren Beruf des Anlagenbauers wegen eines Unfalls aufgeben musste, macht sich für die Jugendlichen nun in seiner zweiten Ausbildung als Erzieher „bezahlt“.

Im Sommer sei der mangelnde Platz viel weniger ein Problem als im Winter. Da könne es schon mal eng werden. Er hofft darauf, dass er oder die KJA bald einen Tipp oder ein Angebot bekommen, wo sich der Jugendtreff auf Dauer im Stadtgebiet einrichten könnte. Mit dem städtischen Jugendamt sei man im engen Austausch, nicht nur wegen Räumlichkeiten, sondern vor allem mit Blick auf die inhaltliche Ausrichtung und die Perspektive der Einrichtung. „Mehrere Räume im Erdgeschoss wären ideal“, sagt er. Und dass es sich bei dem Jugendtreff mit seinen Kindern und Jugendlichen um einen rücksichtsvollen und hilfsbereiten Mieter handele, könne man an dem langjährigen guten Verhältnis mit dem Bürgerverein erkennen.

Offener Jugendtreff Lengsdorf, Im Mühlenbach 14-18, Leitung Jörg Hebert, 01 76/24 27 51 59

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