Schwarzarbeit auf Baustellen Zoll rückt mit Großaufgebot zu Razzia in Lengsdorf aus

Bonn · 35 Beamte haben auf einer Baustelle in Lengsdorf 70 Arbeiter überprüft, sechs waren offenbar illegal beschäftigt. Die Razzia war Bestandteil einer bundesweiten Kontrollaktion.

Anlässlich der bundesweiten Kontrollaktion in der Baubranche hatte allein das Hauptzollamt in Köln elf Baustellen in Bonn, Köln und Leverkusen am Donnerstag unter die Lupe genommen. Das teilte Jens Ahland, Sprecher des Kölner Hauptzollamtes mit. Dabei seien insgesamt 100 Beamte im Einsatz gewesen. "Wir haben insgesamt 125 Firmen angetroffen und 400 Arbeitnehmer kontrolliert“, führte der Zoll-Sprecher aus: "In 60 Fällen besteht der Verdacht auf Unterschreitung des Mindestlohns.“ Bei 30 weiteren Fällen hätten die Zöllner Hinweise auf Schwarzarbeit.

"Zehn Arbeitnehmer waren illegal in Deutschland", so Jens Ahland weiter, "das heißt sie verfügten über keine gültige Aufenthaltserlaubnis.“ Weiterhin sei man auf einen gefälschten Pass gestoßen, sowie auf vier Fälle von Leistungsbetrug und acht Arbeiter, bei denen es Hinweise auf eine Scheinselbstständigkeit gebe.

Der Polier des Generalunternehmers staunte am Donnerstagmorgen nicht schlecht, als ein Großaufgebot an Uniformierten gegen 8 Uhr in Lengsdorf auf seiner Großbaustelle an der Ecke Villemombler Straße/In der Grächt anrückte. 35 Beamte des Zolls kontrollierten dort, ob die größtenteils ausländischen Arbeiter, darunter viele Rumänen, über die nötigen Ausweis- und Arbeitspapiere verfügten und ordnungsgemäß beschäftigt sind.

„So eine Zoll-Aktion habe ich noch nie erlebt, aber ich finde es okay, dass kontrolliert wird“, sagte der Polier. Konkret ging es den Behörden „um das Thema Schwarzarbeit, Verstoß gegen den Mindestlohn und illegale Beschäftigung“, erklärte Jens Ahland.

Ahland wies darauf hin, dass die Razzia in Duisdorf Bestandteil einer bundesweiten Kontrollaktion in der Baubranche sei. Aber nicht nur in Bonn, sondern auch im Rhein-Sieg-Kreis, in Köln, Bergisch Gladbach und Leverkusen habe man Baustellen ins Visier genommen.

Am Donnerstagnachmittag lagen erste Ergebnisse für zwei kontrollierte Objekte in Lohmar und Troisdorf sowie die Baustelle in Lengsdorf vor. Laut Zoll wurden insgesamt 70 Beschäftigte von 13 Firmen kontrolliert. „Bei 30 Personen besteht der Verdacht, dass sie nicht ordentlich sozialversichert sind und kein Mindestlohn gezahlt wurde“, sagte Ahland. Teilweise habe das Konstrukt des Beschäftigungsverhältnisses zu einer Firma geführt, „die es so gar nicht mehr gibt“. Weitere sechs Personen, die offenbar illegal beschäftigt waren, wurden festgenommen, zudem hat der Zoll bei acht Arbeitern den Verdacht auf eine Scheinselbstständigkeit.

Viele Arbeiter in Diensten eines Subunternehmers

Auch gegen die Arbeitgeber wird nun ermittelt. „Unterm Strich war das Ergebnis erschreckend“, sagte Ahland. Auf der Großbaustelle in Lengsdorf entstehen Wohnungen und Büros. „Die Herausforderung bei einem solchen Objekt ist die Außenabsicherung, damit uns keiner entwischt“, erklärte Ahland. Die Arbeiter wurden an einem Punkt gesammelt. Laut Polier waren zum Zeitpunkt der Kontrolle rund 25 bis 30 Arbeiter auf der Baustelle, darunter dem Vernehmen nach viele in Diensten eines Subunternehmers.

Als schwierig entpuppte sich einmal mehr das Sprachproblem. „Damit werden wir oft konfrontiert, weil viele ausländische Arbeitnehmer in der Baubranche beschäftigt sind“, sagte Ahland. In Lengsdorf waren es viele Rumänen, weshalb der Zoll einen Dolmetscher hinzuzog. Zudem prüften die Beamten die Pässe auf Echtheit und sichteten Lohnunterlagen.

„Nur so können wir sicherstellen, dass der Subunternehmer die Leute anständig bezahlt.“ Verstöße gegen den Mindestlohn, Schwarzarbeit und illegale Beschäftigung sind Themenfelder, die dem Zoll seit geraumer Zeit auf den Nägeln brennen. Im November hatten Beamte des Kölner Hauptzollamtes Nagelstudios in der Region kontrolliert, unter anderem auch in Bad Godesberg. Ende März waren gastronomische Betriebe in der Bonner Innenstand an der Reihe gewesen.

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