Projekt an der Grundschule Medinghoven Mütter bilden, Kinder stärken

MEDINGHOVEN · Fatma Uysal hat die Bastelanleitungen noch nicht ganz verteilt, schon geht das Gemurmel los: Auf Türkisch und Arabisch unterhalten sich die Frauen in der Bücherei der Grundschule Medinghoven, fahren mit den Scheren entlang der markierten Linien und haben sichtlich Spaß dabei. Doch was nach einem geselligen Beisammensein von Frauen unterschiedlicher Kulturen aussieht, hat einen wichtigen pädagogischen und integrativen Hintergrund.

 Gemeinsam bastelten die Mütter mit ihren Kindern Grußkarten und Kuscheltiere.

Gemeinsam bastelten die Mütter mit ihren Kindern Grußkarten und Kuscheltiere.

Foto: Gabriele Immenkeppel

"Wir wollen mit unserem Projekt Mütter mit ausländischen Wurzeln nicht nur in den Schulalltag einbinden und ihre Sprachkompetenz vertiefen, sondern wir wollen gleichzeitig das kulturelle Selbstbewusstsein von Kindern und Müttern stärken", erklärt Fatma Uysal. Denn schließlich würden alle Kinder gute Sprachvorbilder brauchen - sowohl in der deutschen, als auch in ihrer Muttersprache.

Damit dies gelingt, hat die Frauengruppe vom "Verband binationaler Familien und Partnerschaften" einen "Rucksack" mit unterschiedlichen Materialien bekommen. Anhand verschiedener Themen üben die Frauen mit ihren Kindern Ausdruck und Sprache, basteln gemeinsam und lernen auch die Unterschiede von Kultur und Religion kennen. "Dabei orientieren sich die Themen immer an dem aktuellen Unterricht in den Klassen", hebt Stefan Werner, Rektor der Grundschule Medinghoven, das pädagogische Konzept hervor.

Ermöglicht wurde die Anschaffung des Materials allerdings erst durch die Unterstützung des Lions Clubs Bonn, des Martinsausschusses Duisdorf sowie kommunaler und privater Spenden. Und dass das Geld sinnvoll investiert ist, davon überzeugte sich Karl-Erich Houtrouw vom Lions Club vor Ort.

Nach einer gemeinsamen "Unterrichtsstunde" gehen allerdings auch die Mütter nicht ohne Hausaufgaben nach Hause. "Manchmal müssen sie etwas basteln, mal einen Einkaufszettel schreiben", erzählt Fatma Uysal. Denn nur so würde das Gelernte vertieft.

Wichtig ist dem Verband binationaler Familien und Partnerschaften allerdings eines: "Wir wollen die Kinder nicht in die deutsche Kultur drängen. Sie sollen vielmehr alles über ihre Traditionen, ihre Religion sowie die hiesigen Bräuche erfahren", stellt Projektkoordinatorin Ricarda Brecher das Ziel vor. Und so ganz nebenbei würden die Mütter selbstbewusster und aktiver, kommen untereinander ins Gespräch und verlieren auch ihre Scheu gegenüber Schule und Lehrern. Und wie "multikulti" der Mütterkreis in Medinghoven schon ist, das erwähnt Fatma Uysal immer gerne: "Wir haben in diesem Jahr einen Ramadan-Kalender gebastelt und damit zwei Kulturen miteinander verbunden."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort