Folgen des geplanten Verkaufs Was wird aus der Palliativstation im Bonner Malteser Krankenhaus?

Bonn · Das Malteser Krankenhaus „Seliger Gerhard“ soll verkauft werden. Der Arzt Lukas Radbruch glaubt aber an die Zukunft der Palliativstation in der Klinik.

 Lukas Radbruch leitet das Zentrum für Palliativmedizin am Malteser Krankenhaus in Bonn.

Lukas Radbruch leitet das Zentrum für Palliativmedizin am Malteser Krankenhaus in Bonn.

Foto: Stefan Knopp

Das Zentrum für Palliativmedizin am Malteser Krankenhaus Seliger Gerhard Bonn/Rhein-Sieg ist eine der ältesten in Deutschland und wird, da ist sich ihr Chefarzt Lukas Radbruch sicher, auch nach dem geplanten Verkauf der Klinik noch da sein. Das bedeutet, dass voraussichtlich auch in Zukunft Ehrenamtler, die hospizdienstliche Unterstützung leisten, gebraucht werden – aber auch Gelder, um das zu finanzieren. Um beides geht es bei der Benefizveranstaltung, die am Sonntag, 10. November, im Haus der Springmaus ausgerichtet wird.

Solche Events führt die Station häufiger durch, erstmals hat nun Springmaus-Kabarettist und Schauspieler Bill Mockridge die Organisation übernommen. „Wir freuen uns sehr, dass wir ihn als Partner haben“, sagt Radbruch. Mockridge lässt sich derzeit zum ehrenamtlichen Sterbebegleiter ausbilden. Er ist überzeugt: „Der Tod ist nicht unser Feind, sondern der Motor des Lebens.“ Ohne Tod wäre das Leben „sterbenslangweilig“, sagt er. „Und ich finde, auf unserer letzten Reise darf der Humor auf keinen Fall fehlen.“ Deshalb bestreitet er mit Dave Davis und anderen Kabarettisten und Musikern den Abend und will gleichzeitig Bonner Bürger anregen, sich mit dem Thema Trauer- und Sterbebegleitung zu beschäftigen.

Ehrenamtliche sind wichtiger Teil in der Sterbebegleitung

Das sei nötig, meint Radbruch, denn Ehrenamtliche würden immer benötigt. Sie seien Ansprechpartner ohne Erwartungen, die einfach da seien und zuhören würden. „Diese Art von Dabeibleiben ist für viele Menschen extrem hilfreich, das wissen die wirklich zu schätzen.“ Auch wenn es oft zunächst Ablehnung gegenüber diesen „Todesengeln“ gebe, die den Eindruck vermitteln könnten: „Wenn da jemand kommt, dann sterbe ich bald.“

Auch für ihn als Mediziner sei es wichtig, ehrenamtlich Tätige auf der Palliativstation zu haben. „Ich bin der Profi, den man fragt: Kann man denn Schmerzen oder Luftnot lindern?“ Aber Trost spenden: „Das wird von mir nicht angenommen“, so Radbruch. Die Ehrenamtlichen hätten einen anderen Zugang, die Patienten könnten mit ihnen besser über alles Mögliche reden, über ihre Krankheit oder auch über ihr Hobby.

Trauerangebot für Kinder und Jugendliche

Und dann gibt es auch die besonderen Ereignisse, die ohne Ehrenamtler nicht möglich wären. Radbruch erinnert sich an einen schwerstkranken Mann, der unbedingt zu einem Fußballspiel ins Stadion wollte. „Und dann geht das eben mit Ehrenamt auch, dass man dann einen Transport organisiert, den Rollstuhl besorgt, mit zwei Leuten mitfährt, den Sohn noch mitnimmt und daraus eine richtige Aktion macht. Wochenlang hallt das hier noch nach.“ In einem anderen Fall hatte man schon alles organisiert, damit ein Patient das Grab seiner Mutter in Brandenburg besuchen konnte, inklusive Übernachtung in einem dortigen Hospiz. Aber am Ende fühlte sich der Patient zu schwach. Aber alleine der Umstand, dass es möglich gemacht worden wäre, macht für den 60-Jährigen den Hospizdienst unverzichtbar. „Haupt- und Ehrenamt zusammen sind eigentlich erst die richtige Mischung.“

Das Zentrum für Palliativmedizin bietet neben der Sterbebegleitung auch eine Akademie für Kurse und das Angebot „Trau dich trauern“ für Kinder und Jugendliche an. „Wir sind schon einer der Leuchttürme in Deutschland dafür“, sagt Radbruch mit Blick auf den Verkauf des Krankenhauses. „Wir sind ganz zuversichtlich, dass wir nicht der Teil sein werden, der über die Klinge springt.“ Denn man arbeite auch verlustfrei. „Das heißt, ein neuer Träger wäre ziemlich doof, wenn er uns zumachen würde. Er würde ein Aushängeschild verlieren und eben auch nicht Geld sparen.“

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