Flüchtlingshilfe im Bonner Westen Lotsen erleichtern Start ins neue Leben

Venusberg · Die Ökumenische Flüchtlingshilfe VIP (Venusberg, Ippendorf, Poppelsdorf) betreut rund 100 Flüchtlinge im Bonner Westen. Dazu gehören auch die regelmäßigen Treffen im Begegnungscafé im Jugendheim St. Barbara.

 Beim Begegnungscafé der ökumenischen Flüchtlingshilfe gibt es für rund 100 Flüchtlinge Gelegenheit zum Austausch.

Beim Begegnungscafé der ökumenischen Flüchtlingshilfe gibt es für rund 100 Flüchtlinge Gelegenheit zum Austausch.

Foto: Roland Kohls

Helin Issa ist endlich wieder glücklich. Vor eineinhalb Jahren kam sie mitten aus dem syrischen Kriegsgebiet nach Deutschland. Sie verstand die Sprache nicht, um sie herum war alles fremd. Mittlerweile hat sie sich sehr gut eingelebt: Sie spricht fließend Deutsch, ihre beiden kleinen Töchter – vier und zwei Jahre alt – besuchen den Kindergarten. Familie Issa lebt in einer kleinen Wohnung und der Ehemann hat Arbeit gefunden. „Außerdem habe ich viele neue Freundinnen gefunden“, ergänzt sie. „Jetzt ist alles perfekt. Wir sind wirklich sehr froh, dass wir hier ein neues Zuhause haben“, erzählt die 27-Jährige und lächelt.

Doch sie weiß genau, dass nicht alle so viel Glück haben wie sie. So wie der 25-jährige Khaled, der seit einiger Zeit in der Unterkunft in der ehemaligen Diplomatenschule auf dem Venusberg wohnt. „Ich suche seit acht Monaten eine Wohnung. Aber es ist aussichtslos“, berichtet er. Zwar kennt auch Helin kein entsprechendes Mietangebot, doch sie kann Khaled bei der Suche als Dolmetscherin begleiten. „Ich habe hier viel Unterstützung gefunden. Jetzt will ich etwas zurückgeben“, erklärt die junge Frau. Sie ist eine der Paten, die sich in der Ökumenischen Flüchtlingshilfe VIP (Venusberg, Ippendorf, Poppelsdorf) engagieren. Dazu gehören auch die regelmäßigen Treffen im Begegnungscafé im Jugendheim St. Barbara in der Röttgener Straße. Dort kommt man in lockerer Atmosphäre zusammen, isst gemeinsam etwas und spricht über alltägliche Sorgen und Probleme.

Rund 100 Flüchtlinge betreut das Team rund um Angela Becker und Hans Huth. Neben den rund 50 ehrenamtlichen Helfern und Paten wird das Team von Marion Schurz als Ehrenamts-Koordinatorin unterstützt. Derzeit betreuen sie gemeinsam neun Familien mit insgesamt 50 Personen sowie noch einmal etwa 50 Flüchtlinge in der ehemaligen Diplomatenschule am Gudenauer Weg. „Wir sind überall dort, wo wir gebraucht werden“, betont Becker. Neben Sprachkursen sind das „Alltagshilfen“ rund um Ämter- und Behördengänge, die Begleitung zu Arztbesuchen, Unterstützung bei der Wohnungssuche, Transporthilfen und die Vermittlung von Haushaltsartikeln, Sach- und Kleiderspenden. Ein besonderes Augenmerk haben die Helfer aus Ippendorf, Poppelsdorf und dem Venusberg auf Schule und Berufsausbildung gerichtet. Denn spezielle Lotsen helfen den Flüchtlingen bei Schulfragen, unterstützen bei der Suche nach Ausbildungs- und Praktikumsplätzen oder assistieren beim Einstieg in ein Studium.

Das möchte auch Khaled so schnell wie möglich wieder aufnehmen. „In Syrien habe ich Tiermedizin studiert. Das würde ich gerne zu Ende machen“, erzählt der 25-Jährige. Zuvor muss er jedoch noch besser Deutsch lernen. „Aber dann soll es weitergehen“, plant er seine Zukunft. Nur bei einem sind sich Khaled und Helin noch nicht sicher. „Ob wir wieder nach Syrien gehen, wenn der Krieg vorbei ist?“ Beide schauen sich lange an. „Ich bin ja alleine hier und meine ganze Familie ist noch dort. Ich weiß nicht, wie ich mich in ein paar Jahren entscheide“, antwortet der 25-Jährige. Auch Helin Issa kann darauf keine Auskunft geben. „Ich bin froh, dass wir uns so gut eingelebt haben. Wie es weiter gehen wird, das wissen wir nicht.“

Auch an diesem Abend ist das Begegnungscafé wieder sehr gut besucht. Jeder hat etwas zu Essen mitgebracht, schnell entwickeln sich erste Gespräche, auf dem Boden spielen die Kinder. Die Ökumenische Flüchtlingshilfe würde sich allerdings über weitere Unterstützer freuen.

„Jeder kann helfen“, sind sich Becker und Huth einig. „Egal wie alt. Wir freuen uns über jeden, der etwas Zeit hat, um unsere Arbeit zu unterstützen“, so Becker. „Eine Stunde pro Woche würde schon reichen“, ergänzt sie. Kontakt kann man unter fluechtlingshilfe@vip-bonn.de aufnehmen.

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