Anwohner der Lessenicher Straße Letzte Hoffnung auf Verkehrsberuhigung in Duisdorf

Duisdorf · Die Anwohner der Lessenicher Straße haben einen neuen Anlauf für eine Verkehrsberuhigung gestartet. Hilfesuchend wenden sie sich an die Deutsche Umwelthilfe.

 Vor allem im Berufsverkehr ist die Lessenicher Straße zu einer Durchgangsstraße geworden.

Vor allem im Berufsverkehr ist die Lessenicher Straße zu einer Durchgangsstraße geworden.

Foto: Benjamin Westhoff

Die Deutsche Umwelthilfe ist für viele Autofahrer inzwischen ein rotes Tuch geworden, weil sie mit ihren Klagen dafür verantwortlich ist, dass das Verwaltungsgericht Köln gerade erst Fahrverbote für Bonn und Köln ab April nächsten Jahres durchgesetzt hat. Für Winfried Wippern aus Duisdorf ist die Organisation dagegen die letzte Hoffnung.

Der Rentner wohnt an der Lessenicher Straße und sieht sich täglich mit dem gestiegenen Verkehr und Lärm vor seiner Haustür konfrontiert. Vor einem Jahr hat er einen Vorstoß zur Verkehrsberuhigung gemacht, weil er und seine Nachbarn auf der teilweise weniger als fünf Meter breiten Straße auch eine hohe Schadstoffbelastung beklagen.

Das passiere vor allem dann, wenn viele Autos wieder einmal vor der häufig geschlossenen Bahnschranke ihre Motoren laufen lassen und diese trotz der Hinweisschilder zum großen Teil nicht abstellen. Und das besonders während des Berufsverkehrs, aber auch in den Nachtstunden. Hinzu kam damals, dass die Strecke von vielen Autofahrern als Schleichweg genutzt wurde, um den Staus auf dem Burgweiher zu entgehen. Erfolg hatte er mit seinem Bürgerantrag jedoch nicht. Die Stadt lehnte alle Vorschläge zur Verkehrsberuhigung ab. Und zwar mit dem Hinweis auf die Verdrängungseffekte, die ansonsten eintreten würden. Auch die Mehrheit aus CDU, Grünen und FDP im Rathaus Hardtberg wollte – bei allem Verständnis für die Belange der Anwohner – keine Maßnahmen auf Kosten anderer Bürger beschließen. Lediglich die SPD hatte Wippern unterstützt und eine weitere Verengung der Lessenicher Straße sowie Umlenkungen des Verkehrs auf die Almabrücke vorgeschlagen. Allerdings erfolglos.

Grenzwert unterschritten

Sein Problem und das seiner Nachbarn schildert Wippern nun in aller Ausführlichkeit der Umwelthilfe. Denn sie besitzt nach dem Umwelt-Rechtsbehelfsgesetz die Möglichkeit zur Verbandsklage und ist als gemeinnützig anerkannt. Von einer Klage ist zwar nicht die Rede. Aber, so Wippern in seinem Brief an die Umwelthilfe: „Uns geht es hauptsächlich darum, von Ihnen einen Tipp zu bekommen, wie wir eine zuverlässige Messung der Luft in Verkehrsspitzenzeiten für unseren Wohnbereich erreichen können.“.

Denn bisher wurde nicht gemessen, sondern es erfolgte nur eine „Modellierung der Stickstoffbelastung“ Nach dieser Berechnung werde der Grenzwert unterschritten, womit sich die Anwohner nicht zufrieden geben wollen. „Aus unserer Sicht ist dies eine völlig unbefriedigende und oberflächliche Auskunft, zumal weder Ort, Zeitpunkt der Messung sowie das Ergebnis der Schätzung genannt wird“, meint der Sprecher der Anwohner.

Er ist außerdem der Auffassung, dass nach dem Bau der „Grünen Mitte“ die Leistungsfähigkeit der Straßen schon 2007 zu Spitzenzeiten weitestgehend ausgeschöpft war und der neue Verkehr vom Straßennetz nicht mehr aufgenommen werden könne. Geschehen sei seitdem aber seitens der Stadt Bonn nichts. Dabei seien die Probleme vor der Bebauung des Neubaugebiets lange bekannt gewesen, aber von den Planern heruntergespielt worden.

Bürger machen konkrete Vorschläge

Ein anderes Problem ist der Lärm, der nicht nur durch die Autos, sondern auch durch die durchfahrenden Dieselzüge der S-Bahnlinie 23 verursacht wird. Wippern hat jetzt im Umweltamt der Stadt beantragt, die Lessenicher Straße und den Schmittgasser Kirchweg in den städtischen Lärmplan aufzunehmen, damit diese Belastung auch von offizieller Seite berücksichtig wird.

Die Bürger erwarten nicht nur realistische Messungen durch die Stadt Bonn, sondern sie machen auch konkrete Vorschläge: Einer davon ist die Einführung einer Einbahnstraßen-Regelung, außerdem kämen Verengungen der Fahrbahnen und weitere Rechts-vor-Links-Regelungen an den Kreuzungen in Betracht. Dazu eine Sicherung der Bürgersteige durch Poller, weil auch noch häufig zu schnell gefahren werde. Letztlich helfe aber nur eine Entlastungsstraße zum Neubaugebiet, die im Zuge des zweiten Bauabschnitts „Am Bruch“ bereits mitgeplant ist, glauben einige der Anwohner. Diese Bebauung ist politisch aber höchst umstritten. Die SPD und die Grünen sind strikt gegen weitere Neubauten im „Zipfel“ bis zum Lessenicher Sportplatz.

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