„Kais Corona-Blues“ Ippendorfer Musiker schreiben Lied über die Corona-Krise

Ippendorf · Ippendorfer Musiker überbrücken mit „Kais Corona-Blues“ das monatelange Verbot gemeinsamer Auftritte. Im Lied kommt das Virus als verführerische Dame daher.

  Kai-Uwe Theis (2. von links) brachte die Idee zum Corona-Blues in die Musikerrunde, zu dem Martin vom Dorp (auf dem Boden sitzend) den Text lieferte.

Kai-Uwe Theis (2. von links) brachte die Idee zum Corona-Blues in die Musikerrunde, zu dem Martin vom Dorp (auf dem Boden sitzend) den Text lieferte.

Foto: Stefan Hermes

Funkelnde Blicke, lockiges Haar, unendlich lange Beine und ein Besen, über den ein Mann stolpert, sind im Liedtext von Martin vom Dorp die nicht ganz ernst gemeinten Klischees die zur Begegnung mit der „reizenden Dame“ namens Corona führen. Dass der Text zu einfachen Gitarrenriffs die Runde bei zahlreichen Ippendorfer Musikern machte, ist mit der Corona-bedingten Schließung von Christel Piochs Buchholzstübchen zu erklären. Schon seit vier Jahren treffen sich dort regelmäßig am ersten Dienstag im Monat die überraschend zahlreichen Musiker Ippendorfs zum Austausch über mögliches Zusammenspiel und Auftritte.

„Für mich ist unser Stammtisch bei Christel eine Wohlfühloase mit Tiefgang“, sagt Manfred Bürvenich. Und vom Dorp kommt ins Schwärmen über Piochs Kochkünste und empfiehlt ihren „göttlichen“ Kesselsknall. Natürlich gehen die Treffen der Hobbymusiker auch mit einigen Runden Kölsch einher, bei denen aber die Prämisse nicht aus den Augen verloren geht, keinen Kontrollverlust über den „Tiefgang“ des Treffens aufs Spiel zu setzen. Wer das dennoch tut, muss seinen Obolus dazu in das aufgestellte „Phrasenschwein“ werfen. Gut gefüllt dient der Inhalt dann schon mal einem guten Zweck. Zuletzt ging er an die Wirtin, für die die Monate der Schließung ihres kleinen Lokals nicht einfach zu überbrücken waren.

Doch nun fließt das Kölsch wieder und die meist schon im Seniorenalter angekommenen Rocker, Singer-Songwriter, Jazzer und Instrumentalisten tun alles dafür, dass auch ihr Stammlokal wieder ans Laufen kommt. „Ist schließlich die einzige Kneipe Ippendorfs“, sagt Jörg Schlienkamp. Man feierte dort nicht nur ausgedehnte Grill-
abende zusammen, sondern auch schon einige Premieren. So wurde in der kleinen Wirtsstube bereits André Monshausens 60er-Jahre-Revue uraufgeführt. Mit Musik und Filmausschnitten der politisch brisanten Jahre, in denen die meisten der Ippendorfer Musiker schon in unterschiedlichen Formationen aktiv waren.

So auch Walter Wehrhan, der 1966 am Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium mit seinen Schulfreunden Rüdiger Funke und Werner Schallenberg die Band „Blow Up Reunion“ gründete, die auch mehr als 50 Jahre später noch in gleicher Besetzung auftritt. Schon mehrfach ist die Dreierband in der Endenicher Harmonie aufgetreten, wo sie mit „Hits und Ohrwürmern der 60er Jahre ihre große Spielfreude gnadenlos auf das Publikum übertragen“ hatten, wie es dort in einer Ankündigung hieß.

Die ihnen zugeschriebene Spielfreude dürfte jedoch für alle der Bands zutreffen, die in Ippendorf – wenn nicht gerade eine Pandemie das verhindert – ihre Oldie-Night im 1. Mai-Festzelt feiern oder auch regelmäßig beim Bonner Beat-Festival auftreten, von dem noch nicht feststeht, ob es in diesem Herbst stattfinden wird.

Auch die Konzerte fielen der Pandemie zum Opfer

Das Coronavirus machte bisher alle Auftrittspläne der Ippendorfer Bands zunichte. Auch der Stammtisch fiel monatelang aus. Trotzdem traf man sich zum gewohnten Termin mit Handykamera und einem Glas Kölsch zum gemeinsamen virtuellen Gespräch. Dabei muss es laut Schlienkamp zu Kai-Uwe Theis’ „Geistesblitz“ gekommen sein, in dem er seinen Musikerkollegen die Idee des Corona-Blues vorstellte. Er schickte ein paar Gitarrenriffs in die Whatsapp-Gruppe des Stammtischs und vom Dorp bekam den Auftrag, den eingangs schon erwähnten Text zu schreiben. Was in der deutschen Übersetzung trivial und sexistisch daherkommt, hört sich in der von André Monshausen gesungenen englischen Version mit rockigem Countrysound hitverdächtig an: „I was blinded by her curly hair. Legs as endless as a railroad track. Why should I reject my Corona.“ (Ich war von ihrem lockigen Haar geblendet. Beine so endlos wie eine Eisenbahnschiene. Warum sollte ich meine Corona zurückweisen?).

Nach und nach lieferten die Ippendorfer Musiker, Wehrhan am Bass, Mitko Gaitandjiev am Saxofon und Thomas Wittmann am Keyboard sowie Bea Trad, die den Part der Corona singt, mit ihren zu Hause aufgenommenen Instrumenten die Beiträge zum Corona-Blues. „Da hat sich natürlich einiges verselbstständigt“, lacht vom Dorp. Doch das von ihm zusammengeschnittene Ergebnis scheint alle Beteiligten zufrieden zu stellen. Zumindest konnten sie damit die bisher schlimmsten Corona-Tage gut überbrücken und hatten damit ihren Weg gefunden, trotz Kontaktsperren gemeinsam Musik zu machen. Bei der nächsten Oldie-Night wird auch der Corona-Blues zur Aufführung kommen, verspricht vom Dorp. Wem das zu lange dauert, kann sich den Blues schon mal unter www.vd-live.de anhören oder dort auch mit einem Zusammenschnitt von Homestudio-Bildern der Musiker ansehen.

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