Autobahn 565 in Bonn Hier ist es am lautesten

Hardtberg · Die Lärmbelastung an der A 565 wird nicht gemessen, sondern berechnet. Die Anwohner leiden unter Dauerlärm trotz Lärmschutzwand.

Laut, laut, laut: So ist das, wenn man in der Nähe der Autobahn 565 wohnt. Wer näher dran wohnt, hat eine höhere Geräuschbelastung als diejenigen, die weiter weg wohnen.

Sollte man meinen. Und so zeigt es auch diese Lärmkarte, die von der Stadt Bonn vor einigen Jahren im Zuge ihres Lärmaktionsplanes erstellt wurde und grob die Belastungen zeigt. Allerdings trifft diese Annahme nicht immer zu.

Das zeigt die Aussage von Wolfgang Esser, der auf dem Brüser Berg wohnt. „Der Autobahnlärm hängt nicht nur von der Wetterlage ab, sondern ist auch je nach Grundstück unterschiedlich“, hat er festgestellt.

An einer Ecke seien die Autos deutlich zu hören, ein paar Meter weiter sei es deutlich leiser. „Für die Leute, die nah am Lärmschutzwall gebaut haben, ist es in der Regel leiser als für die Menschen, die etwas weiter weg wohnen“, so Esser. Der Schall nimmt eben manchmal seltsame Wege. Und Esser, der auch CDU-Fraktionschef im Hardtberg ist, sagt: „Mich stört auch, dass Lärm am grünen Tisch gerechnet wird.“

Verschiedene Faktoren beeinflussen Lärmpegel

Tatsächlich ist es so, dass der Lärm nicht vor Ort gemessen, sonder „nur“ berechnet wird. „Zum einen kann man an geplanten Verkehrswegen zu erwartende Lärmbelastungen nicht messen“, erklärt eine Infobroschüre des Bundesverkehrsministeriums. „Zum anderen unterliegen Messungen zahlreichen Einflussfaktoren, unter anderem Witterungseinflüssen und Verkehrsbelastungsschwankungen .“

Also: Ist die Straße nass oder trocken? Läuft der Verkehr oder ist Stau? Ist gerade Berufsverkehr? Woher kommt der Wind? Bewertet man den Lärm nachts oder tagsüber? Ist gerade jemand mit dem Rennmotorrad unterwegs? „Wenn wir früher gemessen haben, gab es immer Beschwerden, weil die Betroffenen sagten: Ihr kommt zur verkehrten Zeit“, erzählt Gerhard Decker, Niederlassungsleiter des Landesbetriebs Straßen NRW.

Auch aus diesen Gründen habe der Gesetzgeber auf ein Berechnungsverfahren umgestellt, das Tag- und Nachtpegel einrechne, auch Verkehrsspitzen sowie einen Lkw-Anteil und Windeinflüsse. Decker erklärt, dass die Rechnung immer zugunsten der Anlieger ausfalle, denn der Tagespegel wird mit fünf dB(A) Aufschlag gewichtet, der Nachtpegel mit zehn dB(A) Aufschlag.

„Die aus der Berechnung gewonnenen Werte sind immer höher als die, die tatsächlich am Haus ankommen“, sagt Decker. Aber: Das Manko sind Lärmspitzen wie das Auto mit kaputtem Auspuff, das einmal am Tag vorbei fährt. Außerdem bleibt bei der Lärmberechnung die Geräuschbelastung von benachbarten Verkehrswegen unberücksichtigt.

Lärmschutzwand bringt nicht immer die erhoffte Ruhe

Aber selbst die, die hinter einem Lärmschutz wohnen, müssen nicht zufrieden sein. Eine solche Wand soll zum Beispiel die Siedlung im Ringelsacker schützen, die zwischen A 565 und Schieffelingsweg liegt. „Aber da ist es wahnsinnig laut, denn diese alte Betonwand ist zu dünn und muss dringend erneuert werden“, findet Bezirksbürgermeisterin Petra Thorand. In der Tat zeigt ein Besuch: Das Grundrauschen der Autobahn ist hier allgegenwärtig, Lärmschutzwand hin oder her.

Bevor es um einen Neubau oder Nachrüstung von Lärmschutz kommt, ist der Landesbetrieb am Zug. Und dann kann es zum eingangs beschriebenen Phänomen kommen, denn: „Wir rechnen den Lärm für jedes einzelne Haus und jedes einzelne Fenster aus.“

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