Rathaus in Duisdorf "Heidewitzka" für ein Porzellanservice

DUISDORF · Heidewitzka, Herr Kapitän. Karl Berbuer wusste, was gut war. "Leisten konnten wir uns ihn nicht, aber bestechen", lacht Toni Mai und erzählt die ganze Geschichte von dem bekannten Kölner Karnevalisten, seinem Auftritt in Duisdorf - und einen Service aus der Rhenania-Werkstatt: 1952 versuchte Mai gemeinsam mit ein paar Freunden das Programm für eine Karnevalsfeier auf die Beine zu stellen.

 Porzellan von Rhenania und Lapitesta in der Vitrine: Bezirksbürgermeisterin Petra Thorand und Sammler Karlheinz von den Driesch blättern im Ausstellungskatalog.

Porzellan von Rhenania und Lapitesta in der Vitrine: Bezirksbürgermeisterin Petra Thorand und Sammler Karlheinz von den Driesch blättern im Ausstellungskatalog.

Foto: Roland Kohls

"Wir sind mit dem Motorrad nach Köln gefahren, um Berbuer nach Duisdorf zu locken. Seine Gage konnten wir natürlich nicht bezahlen. Erst als wir ihm ein Rhenania-Service angeboten haben, hat er zugeschlagen", lacht Mai und ergänzt: "Das hat auch bei Latz und Lätzje funktioniert. Heidewitzka für Tassen und Teller."

Womit sich der bekannte Sänger und Komponist locken ließ, das konnte im Duisdorfer Rathaus betrachtet werden. Denn sicher geschützt in Vitrinen standen dort wertvolle Einzelteile aus den Werkstätten von Rhenania und Lapitesta, zwei Unternehmen, die Anfang des 20. Jahrhunderts in Duisdorf gegründet wurden.

Zwei Wochen lang waren Kaffee-, Tee- und Mokka-Service, Hotelporzellan, Wandteller, Aschenbecher sowie schwere Zierkeramik und Blumenvasen zu sehen.

Für die Ausstellung hatten viele Duisdorfer ihre Schränke durchforstet und ihre Sammlerstücke zur Verfügung gestellt. Ermöglich wurde die Präsentation des Querschnitts Duisdorfer Keramik- und Porzellanproduktion überhaupt erst durch eine Schenkung von Karlheinz von den Driesch. Jetzt, zur Finissage, hatte Bezirksbürgermeisterin Petra Thorand alle Aussteller noch einmal ins Rathaus eingeladen.

Stephan Rothkegel ist einer von ihnen. Eigentlich ist er viel zu jung für dieses Geschirr. "Das habe ich ja auch geerbt", erzählt er und betrachtet sein ockerfarbenes Lapitesta-Kaffeeservice. "Meine Großtante Ine Thole bekam es 1944 zur Verlobung geschenkt. Auch von meiner Großmutter Irmgard Schneider habe ich einiges geerbt. Beide, meine Großtante und meine Großmutter, waren die Töchter des Duisdorfer Lehrers Otto Schaalen.

Deshalb stand nur Duisdorfer Porzellan in den Schränken." Ganz im Stil der 1950er Jahre sind die Rhenania-Teile, die Gertrud Herrmann beigesteuert hat: Schwarze Teller, schwarze Tassen, schwarze Schalen, sparsam verziert mit weißer und goldener Malerei. "Das war damals sehr modern", erzählt Gertrud Herrmann. Allerdings wurde das "gute Service" nur zu ganz besonderen Anlässen genutzt. "Heute steht alles geschützt in einer Vitrine", erzählt sie.

Kaffee und Tee gibt es ausschließlich aus modernen Tassen. Mit einem Alpenveilchen begann für Kurt Lindemann alles. Denn mit diesem Aquarell hat er sich um eine Lehrstelle als Porzellanmaler bei Rhenania beworben.

"Von 1953 bis 1956 habe ich in der alten Fabrik an den Bahngleisen gelernt und dort später auch als Geselle gearbeitet", berichtet er. Aus dieser Zeit ist ihm ein Stück ganz besonders in Erinnerung geblieben: "Wir haben damals auch Autovasen für das Armaturenbrett gestaltet. Die kennt heute ja niemand mehr."

Familie Lindemann hat ebenfalls viele Rhenania-Stücke zu Hause. "Heute ist unsere Tochter ständig auf der Suche nach weiteren Teilen. Auf Flohmärkten und im Internet findet sie immer etwas und kauft es dann", erzählt er.

Auch der ausgestellte Wandteller mit dem Portrait von Richard Wagner ist aus dem Hause Lindemann. "Dafür wurde ein ganz besonderes Verfahren genutzt. Mit Stahlplatte und Säure mussten man dabei arbeiten", so der Porzellanmaler.

"Für Duisdorf waren die beiden Unternehmen sehr wichtig. Denn viele fanden in den Werkstätten Arbeit. Zudem spiegeln die Gegenstände in wirkungsvoller Weise den Geschmack der 1950er Jahre wider", sagt die Bezirksbürgermeisterin bei der Finissage.

Sie verspricht, dass schon bald ein Katalog erscheinen wird, in dem nicht nur die einzelnen Exponate abgebildet sein werden, sondern auch die Industriegeschichte Duisdorf anhand der beiden Unternehmen beleuchtet wird.

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