Ausstellung im Kulturzentrum Fotografische Gespräche

Hardtberg · Jörg Balthasar nimmt sich bei seinen Porträts viel Zeit, um den Menschen „hinter der Fassade“ kennenzulernen. Jetzt stellt er seine Bilder in Duisdorf aus.

 Vernissage Portraitfotografie: Ausdrucksstark sind die Portraits von Fotograf Jörg Balthasar.

Vernissage Portraitfotografie: Ausdrucksstark sind die Portraits von Fotograf Jörg Balthasar.

Foto: Roland Kohls

Jörg Balthasar ist Bonner Fotograf mit Wurzeln im Ruhrpott und will in einer Zeit der Selbstdarstellungen die Menschen hinter ihrer äußerlichen Fassade porträtieren. Das Ergebnis präsentiert er nun in einer Ausstellung im Kulturzentrum Hardtberg.

Rund ein Dutzend Fotografien ein- und desselben Mannes hängen an der Wand. Er ist im Gespräch, mal lächelnd, mal wütend, mal traurig. „Diese Serie hat mich besonders berührt“, erzählte Balthasar am Sonntag bei der Ausstellungseröffnung. Der abgebildete Mann sei sein Klassenlehrer gewesen. 48 Jahre lang hatten die beiden sich nicht gesehen. Als Schüler habe man viel Zeit, sich die Gesichtzüge und -merkmale des Lehrers genau anzusehen. „Beim Fotoshooting kamen dadurch viele alte Emotionen wieder hoch“, berichtete Balthasar.

Er deutete auf ein Bild, auf dem der Porträtierte die Augenbrauen zusammenzieht und die Lippen zu einem O formt. „Wenn er so geguckt hat, wusste man schon, gleich gibt es Ärger“, sagte der Fotograf lachend. Auch anwesende Gäste, die schon einmal von Balthasar fotografiert wurden, sagten, Freunde und Familienangehörigen hätten bestimmte Gesichtsausdrücke sofort passenden Emotionen und Situationen zuordnen können.

Nichts wird retuschiert

Balthasar nimmt sich viel Zeit für seine Aufnahmen. Bevor es mit den Fotos los geht, gibt es ein Vorgespräch, in dem er versucht, einiges über das private und berufliche Leben des Modells herauszufinden. Daraus ergeben sich die Themen für das „fotografische Gespräch“. Das Shooting dauert zwei Stunden. Ihm sei es sehr wichtig, möglichst wenige Aufnahmen zu machen. „Die besten Situationen werden ohnehin nicht fotografiert, weil man dann vom Gespräch gefesselt ist“, fügte er hinzu. Die Fotos sind alle schwarz-weiß und werden nicht retuschiert. Nichts soll von den übermittelten Gefühlen ablenken.

In Koblenz und Bochum arbeitet der Fotograf mit Gymnasien zusammen und gibt Workshops für Schüler. Zunächst sollen die Schüler anhand eines einzelnen Bildes eine fiktive Biografie zu der abgebildeten Person schreiben. Später fotografieren sie sich gegenseitig an einem selbstgewählten Ort, um sich der Porträtfotografie anzunähern. „Die Technik von Jörg Balthasar ist in dieser Art einzigartig“, meinte der anwesende Wolfgang Harnisch, der sich auch schon von Balthasar porträtieren ließ.

Die Ausstellung ist noch bis zum 23. Oktober im Kulturzentrum Hardtberg, Rochusstraße 276, zu sehen. Führungen gibt es sonntags: am 9. Oktober von 11 bis 13 Uhr, am 16. und 23. Oktober von 15 bis 17 Uhr. Der Eintritt ist frei.

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