Analyse des Quartiers Fachfrauen erstellen Sozialstudie für Medinghoven

Medinghoven. · Welche Hilfen brauchen Bürger in Medinghoven und was kann verbessert werden? Mit diesen und anderen Fragen befassen sich Cornelia Bauer und Maike Steils in einer Sozialstudie für die Stadt. Sie wollen feststellen, wie sich das Quartier entwickelt.

 Viele junge Menschen und Familien mit Migrationshintergrund leben in Medinghoven. Die Stadt rechnet mit mehr Bedarf an Unterstützung.

Viele junge Menschen und Familien mit Migrationshintergrund leben in Medinghoven. Die Stadt rechnet mit mehr Bedarf an Unterstützung.

Foto: Benjamin Westhoff

Die Quartiersanalyse in Medinghoven läuft. Die erste Bilanz ist aus Sicht der Akteure positiv, allerdings gerät der Zeitplan durch die Corona-Krise ins Stocken.

Seit einem Jahr sind die Sozialwissenschaftlerin Cornelia Bauer (28) und die Sozialpädagogin Maike Steils (40) bei der Verwaltung beschäftigt und mit unterschiedlichen Arbeitsaufträgen im Stadtteil unterwegs. Während Bauer an den Vorarbeiten zu einer integrierten, kleinräumigen Sozialberichterstattung für die Stadt Bonn mitwirkt, ist Steils zuständig für den Quartiersentwicklungsprozess im Stadtteil Medinghoven. Unterstützt werden beide von Andrea Steinhart, Mitarbeiterin im Sachgebiet „Sozialplanung und Quartiersentwicklung“ des Sozialamtes.

Laut Bauer, die diese Datenanalyse derzeit durchführt, zeigt sich, dass es im Stadtteil Medinghoven Bedarfe, aber auch viele Ressourcen gibt, die man zuvor so nicht im Blick hatte. Die Akteure vor Ort zu erfassen und zusammenzubringen, ist eine Aufgabe von Steils. Sie hat den Part der Netzwerkerin und Quartierskümmerin in Medinghoven mit dem Projektziel „Unterstützung und Förderung für Kinder, Jugendliche und deren Familien“.

Bernd Grießbach, Sachgebietsleiter des Fachbereiches „Sozialplanung und Quartierentwicklung“ bei der Stadt Bonn, erläutert, dass insbesondere der Zugang zu Hilfesystemen verbessert und Lücken im Angebot identifiziert werden sollen. In den vergangenen Monaten haben Bauer, Steinhart und Steils verschiedene Medinghovener Expertforen für die Handlungsfelder „Bildung und Betreuung“, „Besondere Lebenslagen“ und „Nachbarschaft, Vernetzung“ vorbereitet, durchgeführt und ausgewertet.

Bis März lief das Projekt planmäßig. „Die angestoßenen Aktivitäten erfreuen sich bisher – so unsere Wahrnehmung – in Medinghoven bei allen Beteiligten eines großen Interesses, und einer regen Unterstützung“, resümiert Steinhart. Doch: „Aufgrund der aktuellen Corona-Lage kann die Reihe der Expertforen nicht wie geplant bis zum Sommer abgeschlossen werden“, bedauert sie. Auch die geplanten Beteiligungsverfahren für Kinder, Familien, ältere Menschen und Bewohner, die mit Angeboten nur schwer zu erreichen sind, müssten nun auf unbestimmte Zeit verschoben werden.

Das für diesen Sommer geplante Stadtteilfest für Medinghoven ist ebenfalls gefährdet. Die dazu gegründete Arbeitsgruppe steht in den Startlöchern. „Es bleibt zu hoffen, dass die durch die Corona-Lage erzwungene Prozesspause die guten Ansätze gerade im Bereich der ehrenamtlichen Aktivierung und der einrichtungsübergreifenden Kooperation nicht beeinträchtigt“, sagt Steils.

Sowohl die Stelle der Sozialwissenschaftlerin Bauer als auch die der Sozialpädagogin Steils werden aus Mitteln des Landes NRW und des Europäischen Sozialfonds (ESF) im Rahmen des Projektes „Zusammen im Quartier“ finanziert. Die Stadt hatte sich für zwei Projektbausteine beworben, um so einerseits den Quartiersentwicklungsprozess in Medinghoven unterstützen zu können und andererseits auch Erkenntnisse für gesamtstädtische Planungsprozesse zu gewinnen.

Die Stadt begründete ihre Bewerbung gegenüber dem Fördergeber damit, dass sich die Lebenslagen in den verschiedenen Bonner Stadtquartieren deutlich voneinander unterscheiden und zudem starkem Wandel unterworfen seien. So erfordere zum Beispiel der Zuzug neuer Bevölkerungsgruppen Strategien in allen Feldern kommunalen Handelns wie Wohnen, Bildung, Integration, Soziales und Mobilität. Dabei gibt es durchaus konkurrierende Zielvorstellungen. „Immer häufiger sind komplexe Aushandlungsprozesse – nicht zuletzt mit den Bürgern – erforderlich, um Entscheidungen transparent, sachgerecht und nachvollziehbar zu gestalten“, erläutert Steinhart. Zur Unterstützung solcher Entscheidungen müsse „eine belastbare Datenbasis angelegt werden, die nicht nur demografische Daten umfasse, sondern auch kleinräumige, systematisch aufbereitete Informationen zur vorhandenen Infrastruktur“, ergänzt sie.

Datenbestand und Informationen der an den Planungen beteiligten Fachämter werden nun für eine aussagekräftige Quartiersanalyse miteinander verknüpft. Steinhart: „Die Daten werden oft in unterschiedlichen räumlichen und zeitlichen Bezügen erhoben“, daher sei es auch notwendig, ergänzende Erhebungen durchzuführen. Auf diesem Weg sollen Synergien für gesamtstädtische, aber auch konkret quartiersbezogene Planungsprozesse erzielt werden.

Die Abschlussberichte für die politischen Gremien kündigen Steinhart und Grießbach für das Frühjahr 2021 an. Unterdessen will die SPD-Fraktion wissen, wie es nach Ende der Förderzeit weitergeht und wie die Quartiersarbeit verstetigt werden kann.

Die Antwort der Verwaltung befinde sich derzeit noch in der internen Abstimmung. „Zum aktuellen Zeitpunkt und unter dem Eindruck der Corona-Lage lassen sich noch keine abschließenden Aussagen zum weiteren Verlauf des Projektes treffen“, so Steinhart.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort