Brand in Medinghoven Elf Familien sind obdachlos

MEDINGHOVEN · Auch einen Tag nach dem Brand herrscht in dem Mehrfamilienhaus am Europaring 34 tiefe Betroffenheit. Am Mittwoch stellten von der Deutschen Annington beauftragte Handwerker fest, dass das Haus nicht mehr bewohnbar ist. Vorläufig sollen die Mieter ins Hotel ziehen.

Rauch und Gestank ziehen immer noch durch Keller und Flure. Elf Familien sind obdachlos. Es gibt keinen Strom, das Kunststoffrohr der Toiletten ist geschmolzen, der Keller steht unter Wasser, und überall sind schwarze Rauchspuren sichtbar. "Das Haus muss von Grund auf saniert werden, wenn es überhaupt zu retten ist", sagt Harald Brinkmann. Er wohnt dort seit zwei Jahren und hat mittlerweile zahlreiche Brände miterlebt - die meisten waren Brandstiftung.

Im Juni 2011 fasste die Polizei einen "Feuerteufel". Er gestand, sieben Brände gelegt zu haben, wurde verurteilt und sitzt in der Psychiatrie. Nach dieser Serie wurde alles renoviert, und die Mieter wähnten sich seitdem in Sicherheit. Doch die währte nicht lange. Bereits Ende Juli brannte es schon wieder. Das aktuelle Feuer war bereits das fünfte in wenigen Monaten.

"Die Deutsche Annington handelt fahrlässig. Entweder ist es wieder Brandstiftung, dann muss das Haus besser gesichert werden, oder es sind jedes Mal technische Defekte, dann müssen die Stromleitungen erneuert werden", ärgert sich Brinkmann. Er hat jetzt einen Rechtsanwalt eingeschaltet, der seine Interessen gegenüber der Deutschen Annington vertritt.

Gefragt, wo er jetzt übernachtet, antwortet Erdal Pirhan: "In einem Hotel in der Altstadt. Die Deutsche Annington hat mir 60 Euro pro Nacht angeboten, aber das hilft mir dauerhaft nicht weiter. Ich kann es mir nicht leisten, im Hotel essen zu gehen. Ich brauche eine Küche."

Am Mittwoch packte der Arbeitslose seine wichtigsten Sachen in Tüten zusammen. "Wir alle hatten Glück im Unglück. Wir hätten sterben können, wenn das Feuer in der Nacht nicht rechtzeitig bemerkt worden wäre", sagt Pirhan.

Einige Mieter haben die Annington gebeten, ihnen eine freie Wohnung in Bonn anzubieten. "Die Antwort im Call-Center war eine Frechheit. Man habe keinen Zugriff auf freie Wohnungen. Uns fehlt auch ein direkter Ansprechpartner", bemängelt Brinkmann.

Das wollte Katja Weisker, Unternehmenssprecherin der Deutschen Annington, so nicht stehen lassen: "Wir kümmern uns um diese Mieter. Ihr Wohlergehen ist uns wichtig. Sie können vorläufig in ein Hotel ziehen. Wir werden nach Ersatzwohnungen suchen." Das Haus sei mindestens einen Monat lang nicht bewohnbar. "Falls es sich erneut um Brandstiftung handelt, werden wir die Schließanlage der Türen auswechseln und einen Sicherheitsdienst beauftragen", so Weisker.

Die Polizei wollte sich am Mittwoch noch nicht auf eine Brandursache festlegen. Polizeisprecher Frank Piontek erklärte, dass die Experten der Spurensicherung ihre Arbeit noch nicht abgeschlossen haben.

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