Wohnen in Dransdorf Ein Quartier verändert sich

DRANSDORF · Das Wohngebiet zwischen der Stadtbahnlinie 18 und der Grootestraße in Dransdorf wird voraussichtlich nie mehr so beliebt werden wie die Bonner Südstadt und gehört auch noch heute eher zu den problematischen Teilen Bonns. Doch "Klein Chicago" war gestern, genauer: vor 20 Jahren.

 Damals und heute: Die Lenaustraße war 1995 ein ziemlich trostloser Ort. Aber längst sind die Wohnblocks saniert und die dunklen Ecken der "Luftgeschosse" weg.

Damals und heute: Die Lenaustraße war 1995 ein ziemlich trostloser Ort. Aber längst sind die Wohnblocks saniert und die dunklen Ecken der "Luftgeschosse" weg.

Foto: Engels (Archiv)

So lange ist es her, dass der Bonner Stadtrat den Grundsatzbeschluss zur Sanierung des Wohnviertels an der Lenau-, Hölderlin- und Mörikestraße gefasst hat.

Man müsse sich fast schämen hier zu wohnen, sagte damals eine Anwohnerin dem General-Anzeiger. Die Siedlung, die 1969/70 errichtet wurde, war damals total heruntergekommen, die Häuser waren unansehnlich, überall lag Müll herum und die Wände waren voller Schmierereien. Vor allem die sogenannten Luftgeschosse - die Häuser waren auf Stelzen gebaut und die Erdgeschosse als Parkplatz gedacht - sorgten für dunkle Ecken. Als weiteres Problem stellte sich die isolierte Lage des Viertels dar. Auch die Bewohner machten immer wieder von sich reden, oft in Form einer Erwähnung im Polizeibericht.

Das konnte so nicht weitergehen. Deshalb bewarb sich die Stadt Bonn vor 20 Jahren um Landesmittel für "Stadtteile mit besonderem Erneuerungsbedarf" und ließ mit den Fördermitteln in den folgenden Jahren die Häuser sanieren , baute Spielplätze und weitere attraktive Wohnungen in niedrigeren Häusern an der Mörikestraße.

Das Besondere: Der Sanierungsprozess wurde begleitet von Beratungs-, Betreuungs- und Begegnungsangeboten für die Menschen des Viertels durch den Stadtteilverein.

Seitdem hat sich das Viertel grundsätzlich geändert. "Es ist ein Unterschied wie Tag und Nacht", sagt der frühere Stadtverordnete Wilfried Klein (SPD), der damals den Prozess auf der politischen Ebene begleitet hat. Die erste Baumaßnahme war die Errichtung eines Spielplatzes, erinnert er sich. Das sei ein wichtiges Signal gewesen, dass sich wirklich etwas ändert.

Außerdem habe der Stadtteilverein mit Beratungs- und Betreuungsangeboten und als Sprachrohr der Bewohner eine wichtige Rolle gespielt. Diesen Verein hatte Klein mit weiteren engagierten Dransdorfern im Herbst 1996 gegründet, um die Maßnahmen zu begleiten.

Im Januar 1997 wurden vom Land Nordrhein-Westfalen die Fördermittel bewilligt: 1,5 Millionen Mark hatte das Land für die nächsten fünf Jahre in Aussicht gestellt. Als der Landtagsausschuss für Städtebau und Wohnungswesen 2001 das Viertel besuchte, war die Maßnahme auf halber Strecke: Die ersten Neubauten standen, die ersten Häuser waren saniert, andere wurden gerade saniert, aber es gab auch noch unsanierte Immobilien.

Immerhin: Der Stadtteilladen und die Gemeinschaftsräume waren auch schon vorhanden. Die Kosten beliefen sich auf mittlerweile 8,5 Millionen Mark, von denen das Land sieben Millionen bezahlt hat.

Spektakulär war der Abriss des berüchtigten Wohnblocks Le-naustraße 64: Ein besonders massiver Komplex mit vielen Wohnungen und nur einem Eingang: die langen Flure und Treppenhäuser boten jede Menge dunkle Ecken. Die Sanierung der Häuser schaffte nicht nur optische Verbesserungen, sondern erhöhte etwa durch Wärmedämmung auch die Wohnqualität. Die Luftgeschosse verschwanden, in die Erdgeschosse wurden Wohnungen, aber auch Gemeinschaftseinrichtungen und Ladenlokale gebaut. Auch ein Park mit Kleingärten zur Naherholung war Teil des Projektes und wird gut angenommen.

Im Jahr 2006 waren die Bauarbeiten endlich abgeschlossen. Die Beratungs- und Betreuungsangebote sind weiter wichtig für einen Bereich, in dem viele Menschen auf engem Raum zusammenleben. "Für mich war das Schönste, dass alte Dransdorfer mir sagten, wie toll sich das Viertel entwickelt hat", sagt Klein. Es gab viele, die 20 Jahre zuvor nicht daran geglaubt hatten.

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